Berge

Der Borkenkäfer im Nationalpark

Borkenkäfer-Exkursion der Waldbesitzervereinigung mit Experten

Ist die Größe der Borkenkäfer-Bekämpfungszone im Nationalpark groß genug, um die angrenzenden Privatwälder vor Käferbefall zu schützen? Werden die Käfer beim Abtransport mit dem Hubschrauber flächig „ausgestreut“? Und kann der Wind große Mengen von Borkenkäfern über weite Distanzen transportieren? Diese und weitere Fragen wurden in der Vergangenheit vielfach kontrovers zwischen Nationalpark und Privatwaldbesitzern diskutiert. Ein Begang verschiedener Flächen im Nationalpark und Privatwald unter der Leitung ausgewiesener Borkenkäfer-Experten hat nun Klarheit gebracht – auch wenn nicht jeder Waldbesitzer die wissenschaftlichen Erkenntnisse gerne hören wollte.

 

Lokalaugenschein im Nationalpark und im Privatwald

Rund 30 Waldbesitzer, Revierleiter und Forstwissenschaftler waren der Einladung der Waldbesitzervereinigung Laufen-Berchtesgaden w.V., des Nationalparks Berchtesgaden und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum Thema „Borkenkäfermanagement im Nationalpark Berchtesgaden und Befallssituation in angrenzenden Wirtschaftswäldern“ gefolgt. Als ausgewiesene Borkenkäfer-Experten begleiteten Prof. Dr. Reinhard Schopf von der Technischen Universität (TU) München sowie Dr. Ralf Petercord von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft die Gruppe, um die Fragen zur Ausbreitung des Borkenkäfers zu klären.

Die Borkenkäfer Experten
Die Borkenkäfer Experten

Kein Zweifel besteht mehr unter den privaten Waldbesitzern an dem großen personellen und finanziellen Aufwand, den der Nationalpark in der Borkenkäfer-Bekämpfungszone betreibt. „Insgesamt 2,2 Millionen Euro und 16.000 Mannstunden hat der Nationalpark zwischen 2009 und 2011 in die Bekämpfung des Borkenkäfers investiert“, erklärt Dr. Roland Baier, stellvertretender Leiter der Nationalparkverwaltung. Mit der intensiven Bekämpfung und Dank der günstigen Witterung ist der Käferbefall nach dem Orkan Kyrill im Jahre 2007 nun deutlich gesunken. „Wir wissen, dass hier gute Arbeit geleistet wird“, betonte ein Waldbesitzer aus Bischofswiesen. Vielmehr stellen die Waldbesitzer nun die ausreichende Größe der Borkenkäfer-Bekämpfungszone des Nationalparks in Frage, die den Privatwald vor Borkenkäferbefall aus der Kernzone des Schutzgebietes schützen soll. Diese Zone ist im Nationalpark Berchtesgaden zwischen 750 und 1.000 Metern breit und legt sich wie ein Band um die Nordgrenze des Nationalparks – überall dort, wo Wirtschaftswälder an den Nationalpark angrenzen.

 

Ausweitung der Bekämpfungszone

Borkenkäfer-Experte Dr. Ralf Petercord konnte die besorgten Waldbauern beruhigen: „Bei einer intensiven Aufarbeitung befallener Bäume innerhalb der Bekämpfungszone ist eine Breite von mindestens 500 Metern ausreichend. Hier im Nationalpark ist die Pufferzone noch breiter und es wird intensiv und vorbildlich bekämpft. Vom Nationalpark verursachte Käferschäden im Privatwald sind damit auszuschließen“. Auch die Frage, ob Borkenkäfer mit dem Wind über weite Distanzen transportiert werden können, beschäftigte einige Waldbesitzer. Hier war die Antwort der Experten eindeutig: Einzelne Individuen ja, aber keinesfalls große Schwärme, die Stehendbefall verursachen können. Dr. Schopf von der TU München erläuterte das Flugverhalten der Käfer: „Der Borkenkäfer ist kein sonderlich guter Flieger, bei Windgeschwindigkeiten über zwei Metern pro Sekunde fliegt er gar nicht los. Und wenn er fliegt, dann gegen den Wind, denn nur so kann er Lockstoffe riechen.“ Einzelne Individuen können nach Expertenmeinung zufällig über weitere Distanzen mit dem Wind verdriftet werden, die Anzahl sei aber zu vernachlässigen.

Nationalpark-Revierleiter Hans Neubauer
Nationalpark-Revierleiter Hans Neubauer

Warum es dann in der Nähe zum Nationalpark auffallend viel Borkenkäferbefall gäbe, wollten einige Ramsauer Waldbesitzer von den Experten wissen. Dr. Baier entgegnete, dass dies subjektive Einschätzungen seien und damit keine gute Grundlage für eine ergebnisorientierte Diskussion. Dr. Petercord verwies darauf, dass die Zahl der Borkenkäfer in den vergangenen 20 Jahren bayernweit deutlich zugenommen habe. Grund dafür sei der Klimawandel. Dieser sei in Bergregionen deutlich früher zu spüren als im Flachland, und die Fichte leide besonders darunter.

 

Die Zukunft des Bergwaldes

Mit einem Blick auf die Kahlschläge nach Käferbefall im rein mit Fichten bestockten Privatwald am Schattseitweg stellte Dr. Petercord fest: „Die Waldbilder hier zeigen, dass der Borkenkäfer am Schattseitweg ist nicht aus dem Nationalpark gekommen ist.“ An die Waldbesitzer richtete er den Appell: „Nutzen sie jetzt die Chance zum Umbau, bringen sie Tanne und Lärche ein und sorgen sie für einen angemessenen Laubholzanteil. Wenn ihr Wald der Zukunft hier so ausschaut, wie in der Vergangenheit, dann haben sie wieder einen Käferwald.“ Der Experte empfiehlt baumartenreiche Bergmischwälder, um die Bestände zukunftssicher zu machen. Anschließend besichtigte die Gruppe einige aktiv angelegte Verjüngungsflächen im Nationalpark-Revier Au-Schapbach. Tannen, Buchen, Eschen, Vogelbeeren und Lärchen wachsen hier neben der Fichte auf und sollen die Schutzwälder resistenter gegen Umwelteinflüsse machen.

Verjüngung Bergwald
Verjüngung Bergwald

Die Sorge einiger Waldbesitzer, bei der Bringung mit dem Hubschrauber könnten die Käfer großflächig über noch nicht befallenen Wäldern „ausgestreut“ werden, konnte der Experte zerstreuen. Prof. Schopf: „Dies könnte nur dann der Fall sein, wenn Stämme geflogen werden, bei denen die Rinde bereits abfällt. In diesem Stadium ist man aber mit Aufarbeitung sowieso schon viel zu spät dran, da ist der Käfer schon ausgeflogen“. Dr. Baier bestätigte, dass die Bekämpfung im Nationalpark bereits viel früher anfange und nur Käferbäume mit Larven im Stamm geflogen werden. „Die Käferbekämpfung muss am grünen Baum beginnen, um wirkungsvoll zu sein“, betonte Dr. Petercord. Hier sei viel Eigeninitiative der Waldbesitzer gefragt, befallene Bäume frühzeitig zu erkennen, bevor sie sich braun verfärben. „Man muss mindestens alle zwei Wochen raus in den Wald und wirklich intensiv schauen, nicht nur in die Kronen“, riet der Experte.

 

Waldbesitzervereinigung Laufen-Berchtesgaden

Ludwig Hinterbrandner von der Waldbesitzervereinigung Laufen-Berchtesgaden dankte den Experten für ihre Beiträge zu den Ausbreitungsstrategien des Borkenkäfers: „Wenn die Wissenschaft das herausgefunden hat, dann wird das auch so sein.“ An den Nationalpark appellierte Hinterbrandner, die Bekämpfung des Borkenkäfers innerhalb der Pufferzone auch weiterhin so intensiv wie in der Vergangenheit zu betreiben, was Dr. Baier zusagte. Abschließend dankte Alfons Leitenbacher vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Traunstein den Referenten und Teilnehmern für die lebhaften Diskussionen und den konstruktiven Austausch. „Dieser Tag hat sicher viel zur Versachlichung der Diskussion beigetragen“.

 

Pressemitteilung Nationalpark Berchtesgaden

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

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