Raus aus dem Nebel
oder: Was blüht denn da im November?
Dass das Schreiben von Romanen nicht immer nur ein Vergnügen ist, kann man sich vielleicht vorstellen. Die größte Strafarbeit kommt aber erst, wenn die letzte Seite, der letzte Satz, das letzte Wort geschrieben ist: das Überarbeiten. Dafür sind Nerven wie Drahtseile gefragt und jede Menge Sitzfleisch.
Da sitzt man Stunde für Stunde am Schreibtisch, wühlt sich wie ein Maulwurf durch Berge von Seiten. 241 Seiten, das sind 7.524 Zeilen, 73.640 Wörter und 463.592 Zeichen. Draußen grauer Nebel, die Blätter im Garten gelb und braun.
Aber dann: Mittagspause. Raus aus dem Nebel. Die Roßfeldstraße hinauf und ab Oberau scheint die Sonne. Und auf dem kleinen Rundweg zum Ahornkaser und hinauf zum Ahornbüchsenkopf (1.604 m). Ringsherum alle Täler im Nebel, Salzburg liegt irgendwo zwischen Untersberg und Gaisberg. Die Nebelschicht ist undurchsichtig, nur die Tauernautobahn, die hört man trotzdem durch. Auch Hallein liegt unter einer weißen Decke, aber die Sicht auf den Dachstein ist frei und klar.
Und was blüht da am Hang über dem Ahornkaser? Der Frühlings-Enzian, auch Schusternagerl genannt. Blütezeit von März bis August. Nur am Ahornkaser auch bis November.