Berge

Schneewanderung zur Mordau-Alm

Winterwanderung am 1. Advent

Die Mordau
Die unberührte Schneefläche der Mordau-Alm

Am 1. Advent ging es bei klirrender Winterkälte unter einem stahlblauen Himmel hinauf zur Mordau-Alm. Vom Taubenseeparkplatz in der Ramsau aus war das erste Stück des Weges trotz des pulvrigen Neuschnees problemlos begehbar – den Reifenspuren hinauf zum letzten, abgelegenen Jagdhaus sei Dank. Bald war die Abzweigung erreicht, an der im Sommer eine breite Forststraße nach links zur Alm führt. Doch derzeit ist nur ein weißes Band aus knietiefem Schnee vorhanden, das sich in den Fichtenwald hinein zieht. Einige Frühaufsteher hatten bereits gute Spurarbeit geleistet, sodass der Weiterweg zwar nicht ganz leicht, aber mit ein wenig Anstrengung gut machbar war.

 

Spurenlesen im Winterwald

Immer wieder kreuzten nun die Fährten von Wildtieren die Strecke, wodurch mit ein wenig Spurenkenntnis kleine Geschichten aus deren Leben wie im Bilderbuch vor einem lagen. Der Fuchs, der eifrig schnuppernd im Zickzackkurs einem Geruch im lichten Wald folgt. Der Feldhase, der im Jungwuchs von einem Busch zum nächsten hoppelt und die jeweils erreichbaren Knospen abknabbert. Eine Maus, die aus einem kleinen Loch durch die Schneedecke schlüpft, einige Meter an der Oberfläche herumtrippelt, und dann schnell wieder vor ihren vielen Feinden in die nächste Wehe hinein flüchtet. Zusammen mit den vielen Vogelstimmen oben im Geäst der Bäume und unzähligen anderen Zeichen wie Spechthöhlen, abgenagten Fichtenzapfen und aufgegrabenen Ameisenhaufen, erhielt man einen guten Überblick über die verschiedenen Tiere des Bergwaldes, ohne sie direkt zu Gesicht bekommen zu müssen. Kurz vor Beginn der Almfläche wurde der Weiterweg deutlich steiler, aber die Fußtritte im immer tieferen Schnee leisteten weiterhin beste Dienste. Auf einer Freifläche zur Linken, auf der im Sommer Erdbeeren, Himbeeren und Blaubeeren in Massen wachsen, ragten jetzt nur noch einige Sträucher und Jungbäume aus der weißen Pracht. Wenigstens die Waldmäuse, die hier in Sommernächten von mehreren Eulenarten gejagt werden, profitieren vom Schnee und sind für die nächsten Monate unter ihm sicher.

 

Tiefverschneite Alm und verdiente Rast

Nun war endlich die große Weidefläche erreicht.Der Pulverschnee, mittlerweile hüfthoch, glitzerte in der Mittagssonne wie ein Feld aus Diamanten, und nach einer letzten Kehre lagen endlich die drei schönen Almhütten der Mordau vor uns.

Das Almkreuz in der Mordau vor dem finsteren Hochkalter
Das Almkreuz der Mordau

 

An der warmen Südseite einer Hütte auf der Holzbank sitzend, gab es endlich die wohlverdiente Rast. Die schattige Nordseite des Hochkalters bildete einen finsteren Kontrast zur lichtdurchfluteten Weite der Almfläche. Das Zwitschern eines Schwarms Fichtenkreuzschnäbel im nahen Bergwald und das schneidende Flügelschlagen eines Kolkraben waren die einzigen Geräusche weit und breit.

 

Bereits jetzt wirkt die ganze Landschaft hochwinterlich erstarrt, doch die Fährten und Laute der Tiere zeigen, dass das Leben am Berg wie auf kleiner Flamme weiterbesteht und nur auf einen neuerlichen Ausbruch im nächsten Frühling wartet…

 

Euer Toni Wegscheider

Almhütte vom Kederbacher in der Mordau
Eine der drei Mordauer Almhütten

Toni Wegscheider ist freiberuflicher Biologe und ein intimer Kenner der Berchtesgadener Berg- und Tierwelt. Neben seiner Arbeit als Freilandforscher beim Steinadler-Monitoring des Nationalparks Berchtesgaden ist er auch als Musuemspädagoge im Salzburger Haus der Natur tätig und bietet Natur- und Wildtierführungen an.

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