Auf der Bindalm
Kultur

Almauftrieb auf die Bindalm

Almauftrieb am Hintersee vorbei
Almauftrieb am Hintersee vorbei

Am Samstag war es soweit: Wir haben unsere Kühe auf die Bindalm aufgetrieben. Kalt ist es, als wir in aller Früh am Hof mit der Herde los marschieren, nur wenige Grad über null zeigt das Thermometer. Aber es ist trocken und die Kälte werden wir bald nicht mehr spüren, die Kühe sind nämlich alles andere als langsam unterwegs. Unser Weg führt uns am Hintersee vorbei, der am Morgen in völliger Stille liegt. Ein einzelner Angler ist so früh schon mit dem Boot draußen, ansonsten sind wir allein.

 

Danach geht es durch das Klausbachtal vorbei an der Wildfütterung des Nationalparks Berchtesgaden, wo uns das Jungvieh der hier weideberechtigten Bauern begegnet. Vor dem Übergang zur Hängebrücke erwartet uns die erste ernsthafte Steigung: Den meisten Kühen und Jungtieren ist allerdings nichts anzumerken, sie halten ihr hohes Tempo, lediglich eine etwas ältere Kuh, die vor wenigen Wochen erkrankt, mittlerweile aber bereits wieder genesen ist, hat leichte Probleme mit den schnelleren Tieren mitzuhalten. Am Mitterberg dann, dem bei Radfahrern berüchtigten, weil extrem steilen Anstieg kurz vor der Bindalm, muss diese Kuh endgültig abreißen. So erreichen wir in zwei Gruppen die Almfläche der Bindalm, wo uns der vertraute Anblick der wild zerklüfteten Mühlsturzhörner erwartet.

Mühlsturzhörner von der Bindalm aus gesehen
Mühlsturzhörner von der Bindalm aus gesehen

Bei unserer Ankunft liegt die Alm noch im Schatten,

Ankunft auf der Alm
Ankunft auf der Alm

doch kurz bevor wir an die Almhütten, die sogenannten Kaser, erreichen, kommen die ersten Sonnenstrahlen über den Waldrücken oberhalb der Bindalm.

Sonnenaufgang auf der Bindalm
Sonnenaufgang auf der Bindalm

Nach wenigen Minuten erreicht die Sonne unseren Kaser, wo wir nach dem zweieinhalbstündigen Marsch eine wohlverdiente Brotzeit genießen.

Kaser auf der Bindalm
Kaser auf der Bindalm

Aber nicht nur die menschlichen Begleiter haben sich eine Stärkung verdient, auch die Vierbeiner, um die es auf der Alm ja hauptsächlich geht, schlagen jetzt zu:

Frisches, kräutereiches Gras
Frisches, kräutereiches Gras

Das Gras auf der Alm ist feiner als im Tal und reich an Kräutern und Almblumen, nach einem halben Jahr im Stall eine mehr als willkommene Abwechslung für die Mägen der Kühe.

Pinzgauer Rinder auf der Bindalm
Pinzgauer Rinder auf der Bindalm

Dieses feine und artenreiche Gras ist auch eine Voraussetzung für das Gelingen des Almkäses: Meine Mutter, die Sennerin, wird die auf der Alm gewonnene Milch vor Ort zu drei verschiedenen Sorten Käse verarbeiten. Nämlich:

 

  • Schnittkäse, der klassisch als Laib reift
  • in Öl eingelegten Frischkäse, ähnlich Mozarella
  • Schüsselkäse, der typische Berchtesgadener Almkäse

 

Der Schüsselkäse und die Käselaibe brauchen zwischen einer und drei Wochen Zeit zum Reifen und werden dementsprechend erst dann zum Verzehr auf der Alm angeboten. Der eingelegte Käse hingegen ist bereits nach zwei Tagen zum Verzehr geeignet und wird  – auf Brot angerichtet – den Wanderern und Bergsteigern, die auf der Bindalm Rast machen, schon jetzt kredenzt.

der historiche Rundumkaser auf der Bindalm
der historiche Rundumkaser auf der Bindalm

Wenn Ihr also im Klausbachtal wandert, oder mit dem Almerlebnisbus unterwegs seit, schaut doch auf der Bindalm vorbei.

Schwarze Pinzgauer Kuh vor dem Rundumkaser auf der Bindalm
Almidylle auf der Bindalm

Auf einen schönen und unfallfreien Almsommer, Euer Sepp

 

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

9 Kommentare

  • Anton Steiner

    Hallo Sepp, danke für die lebhafte Beschreibung. Schade das meine Füße nicht mehr mitmachen. Zu Euch wär ich gerne gekommen. Einen zufriedenstellenden unfallfreien Sommer wünsche ich euch. Liebe Grüße Toni aus München

    • Sepp

      Danke Toni! Wenn du nicht mehr so gut zu Fuß bist, kannst du mit dem Almerlebnisbus fast bis zur Bindalm fahren. Von den Bushaltestellen Hirschbichl oder Bindalm sind es nur etwa 10 Minuten zu Fuß bis zur Alm. Schöne Grüße, Sepp

  • Reinhold Krawinkel

    Hallo
    Habe Ihren Bericht gelesen, hat mir gut gefallen.Im Herbst kommen wir auch wieder ins Berchtesgadener Land. Schönau ist Unser Ziel. Ist den dann Die Alm noch in Betrieb?Wir kommen in der ersten Oktober Woche.Jetzt wünsche ich Ihnen einen schönen Almsommer

  • Claudia

    Hallo,
    wir freuen uns schon jetzt auf die Wanderung zur Bindalm und auf den leckeren Käse:) sin im Juli wieder dort.
    Danke für die guten Infos zu den Wanderungen.
    Grüße aus Oberfranken

  • Andre

    Ihr Lieben auf der Bindalm,
    Ihr müsst den Schüssel Käse endlich vermarkten. Immer nur ein paar Brote vor Ort san zuwenig. Bin schon wieder auf Entzug.

    Liebe Grüße aus Bonn

    Andre

  • Dani+Volker

    Hallo und liebe Grüße an die Bindalm,
    danke für die herzliche und sehr freundliche Bewirtung auf der Bindalm.
    In jedem Berchtesgadenurlaub ist die Bindalm für uns ein absolutes Muss.
    Egal ob man am Nachmittag dort ist oder in der Mittagszeit, an der Bewirtung und Herzlichkeit kann sich manch ein Restaurant eine große Scheibe abschneiden. Das allerbeste ist der Schüsselkäse. Bitte NICHT vermarkten!!!
    Ihr solltet einfach diese Köstlichkeit für eure Region bewahren. So freut man noch etwas mehr auf den Urlaub bei euch im nächsten Jahr.
    Allerdings geben wir zu, dass wir auch schon jetzt auf Entzug sind.
    Wir wünschen euch von Herzen alles Gute und bleibt gesund!
    Pfiad euch bis Ende Juni 2017

    • Sepp

      Danke Dani und Volker, das Lob freut mich ganz besonders, sind Sepp und Lieserl, die Sennleute auf der Bindalm, doch meine Eltern. Ich werde das Lob weitergeben und Ihnen schöne Grüße von Euch ausrichten! Liebe Grüße, Sepp Wurm

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