Berge

Von Marktschellenberg nach Schönau

Tagesweitwanderung von Schellenberg nach Schönau

Wenn man von Salzburg über die Landstraße durch Grödig nach Marktschellenberg fährt, da sieht man sie schon spitz und markant herausstechen: die Barmsteine. Da sie mir schon öfter durchs vorbeifahren ins Auge fielen, fragte ich bei einer Kollegin nach, wie man zu diesen Barmsteinen gelangt und ob man diese eigentlich besteigen kann oder ob diese eher unwegsam und nur für mutige Kletterer geeignet sind. Sie erklärte mir, dass man nur den kleinen Barmstein erSTEIGEN kann und am großen Barmstein Möglichkeiten zum Klettern vorhanden sind. Außerdem empfahl sie mir den Rundweg dort zu machen und in Marktschellenberg zu starten um von dort über die Köppelschneid zu den Barmsteinen zu gelangen. Also ging ich an einem wunderbar sommersonnigen Tag morgens los. Zuerst fuhr ich mit der Buslinie 840 von Berchtesgaden nach Marktschellenberg. Im Ortszentrum stieg ich aus. Rechts neber der Kirche im Ortskern folgte ich der Straße nach oben, wo ich dann gleich auf Wegtafeln stoß, die in Richtung Köppelschneid und Arnoweg zeigten. Nach dem letzten Haus das zum Ortskern gehört geht es durch einen stetig aufsteigenden Waldweg hinauf in Richtung Köppelschneid. Nachdem der Weg den Wald verlässt stößt man auf erhöht liegende Bauernhöfe von denen man einen atemberaubenden Ausblick auf das Untersbergmassiv hat.

Untersberg mit Wegweisern im Vordergrund
Untersberg mit Wegweisern im Vordergrund

Der Weg führt platt getreten durch Wiesen hinauf . Am Wegesrand machte ich eine trierische Entdeckung. Ein Grünspecht.

Grünspecht
Grünspecht

Ziemlich stylisch schaut er aus mit seiner roten Irokesen-Frisur. Ein Prachtkerl! Weiter bei mehreren Bauernhöfen vorbei gelangt man dann zur Köppelschneid. Der Pfad ist durchzogen mit Wurzeln und man geht hauptsächlich im Wald. Auch die allseits bekannten gelben Wegmarkierungen auf denen man auch den Schwierigkeitsgrad der Touren erkennen kann sind hier nicht vorhanden. Allerdings ist der Pfad eindeutig genug zu erkennen wodurch man sich nicht verlaufen kann. An der Köppelschneid angekommen, wandert man direkt auf dem Grenzverlauf. Auf beiden Seiten ist der Abgrund. Der Pfad ist noch immer schmal und sehr wurzeldurchzogen. Endlich lichtete sich auch der Wald und man bekam einen freien Blick auf Salzburg und nach Hallein. Leider noch immer kein freier Blick in Richtung Berchtesgadener Talkessel. Leicht betröppelt über so wenig Aussicht folgte ich dem Waldpfad. Meiner Erfahrung nach würde ich den Weg über Köppelschneid als rot markieren. Der Pfad ist immer zu mindestens einer Seite nah am Abgrund, gerade wenn es am Vortag regnete und es ist matschig kann es dort ganz schön gefährlich werden. Von der breite her bietet der Platz für einen schmal gebauten Wanderer. Kurz bevor der Wald sich lichtet und man die Köppelschneid verlässt kommt eine Wegkreuzung, wo man sich zwischen drei Wegen entscheiden muss. Ein Wegweiser ist leider nicht vorhanden. Ich entscheide mich für den Weg geradeaus, mein Orientierungssinn sagt mir, dass das der richtige Pfad sein muss. Dann endlich habe ich wieder eine freie Sicht auf die Bergwelt. Und der etwas andere Blick auf den Hohen Göll fasziniert mich. Ich bin in einer Region gelangt, die ich zuvor nicht kannte. Verstreut liegen ursprüngliche Bauernhöfe umgeben von saftigen Wiesen. Eine Bank lädt zur Rast und dem genießen ein.

Panorma zum Hohen Göll und Watzmann
Panorma zum Hohen Göll und Watzmann

Einzigartig: Der Watzmann
Einzigartig: Der Watzmann

Nach einer Rast ging es nun für mich in Richtung Barmsteine. Beim Durchschreiten einer Wiese fand ich dann endlich wieder einen Wegweiser, der mir zeigte wie ich zu den Barmsteinen gelange.

Wegweiser
Wegweiser

Bisher war ich auf der Wegstrecke ganz alleine. Der erste Mensch begegnete auf eben dieser Wiese. Ein Bauer, der seine Wiese mähte. Nun war ich in einer Siedlung von mehreren Bauernhöfen angelangt. Anhand der Autoschilder erkenne ich, dass ich noch immer im Berchtesgadener Land bin. Der ganze Bereich gehört noch immer zu Marktschellenberg. Erst jetzt erkenne ich, wie weitläufig Marktschellenberg doch ist. Nachdem ich am ersten Bauernhof vorbei lief ging es dann links herum und da sah ich sie dann vor mir: die Barmsteine. Den großen und den kleinen Barmstein.

der kleine Barmstein mit Maibaum auf dem Gipfel
der kleine Barmstein mit Maibaum auf dem Gipfel

Da sah ich noch mein Endziel vor Augen. Zwei Holztafeln zeigen mit den Weg. Die eine Holztafel weist zum großen Barmstein, wo Kletterer in die Wand einsteigen können und die andere Tafel weist zum kleinen Barmstein, der von Wanderern erstiegen werden kann. Nachdem es für ein paar Minuten die Wiese abwärts ging, kam ich nun zum Einstieg auf den kleinen Barmstein. Ein Jogger kam mir vom Steig entgegen, ich war ziemlich verdutzt wie man da bloß runter und rauf joggen kann. Er schien sich seiner Sache sicher und schaute sehr glücklich. Ein paar Minuten später kam mir seine Partnerin entegegen. Deutlich langsamer mit Angst in den Augen. Ich sprach ihr kurz Mut zu, dass sie in wenigen Minuten unten sei und es dann geschafft hätte. Nach ein paar Holztreppen traf ich dann auf felsige Steilstufen. Als Hilfe ist ein Seil gespannt. Der Steig ist nicht gerade einfach. Aber man kann sich schon gut hinauf hangeln solange man konzentriert bei der Sache ist. Trittsicherheit ist unerlässlich.

der Steig zum kleinen Barmstein
der Steig zum kleinen Barmstein

Oben angekommen, steht ein Maibaum. Meinen Respekt an diejenigen die ihn dort hochgetragen haben. Von oben hat man einen schönen Blick nach Dürrnberg und man kann gut Kletterer am großen Barmstein beobachten. Und dank meinem Kamerazoom konnte ich erkennen, dass einige davon sehr fesch waren.

Blick nach Dürrnberg
Blick nach Dürrnberg
der große Barmstein
der große Barmstein

Nach kurzem umschauen hangelte ich mich dann wieder vom kleinen Barmstein herunter. Eigentlich sollte nun meine Tour enden, indem ich wieder zurück zum Ortskern von Marktschellenberg gehe. Doch es war erst Mittag, die Sonne strahlte und ich hatte einfach Lust weiterzugehen. Also dachte ich mir, ich spare mir die Busfahrkosten und laufe über die Scheffau, Oberau, Obersalzberg und den Brandkopf nach Hause in die Schönau. Definitiv ein Vorhaben, das sich in die Länge ziehen kann.

 

Von den Barmsteinen nach Schönau

Am Café Barmstein folgte ich der Straße rechts abwärts in die Scheffau. Dort lief ich und lief ich, in Erwartung endlich ein Schild in Richtung Oberau zu finden. Am Ortseingang von der Scheffau kam dann das erwartete Schild zur Oberau. Der Weg ist eine alte Straße, die als ich dort lief kein Auto fuhr. Von dort gelangt man relativ schnell in die Oberau und nach kurzer Zeit wird man auch mit einem schönen Blick nach Berchtesgaden belohnt.

Blick nach Berchtesgaden
Blick nach Berchtesgaden

Bald darauf komme ich im Ortskern von der Oberau an. Auch die Menschenleere hat nun ein Ende. Nach einem kurzen Abstecher in die Kirche, ging es dann ans orientieren. Die gelben Wegweiser waren wieder da! Und so folgte ich der Beschilderung nach Obersalzberg.

Oberau
Oberau

Die ersten paar Meter des Weges verlaufen leider auf der Landstraße, erst dann gelangt man auf den Wanderweg. Leider ist der Wanderweg nicht durchgehend bis zur Dokumentation Obersalzberg im Wald, man muss immer wieder kleine Teilstrecken auf der Straße überwinden. Glücklickerweise waren allerdings kaum Autofahrer unterwegs. Das Stück zwischen Oberau und Obersalzberg zog sich ein bisschen, aber glücklicherweise war der Rucksack voller Proviant. Von Schokoriegeln zu Krapfen, war alles was das Sünderherz begehrt eingepackt. Schließlich kann man sich bei soviel Bewegung auch mal was gönnen. Endlich kam ich gegen Nachmittag bei der Dokumentation Obersalzberg an. Mein letztes Ziel für heute: Der Sonnenuntergang am Brandkopf.

 

Zum Sonnenuntergang auf den Brandkopf

Dem Carl-von-Linde Weg folgend lief ich immer in Richtung Hinterbrand. Dadurch, dass ich diesen Weg auch oft mal nach Feierabend laufe kommt er mir immer kürzer vor. Schnell war ich beim Gasthaus Vorderbrand angelangt. Auf der gegenüberliegenden Seite vom Gasthaus aus führt ein Weg in ca. 20 Minuten zum Gipfel des Brandkopfes. Am Gipfel des Brandkopfes angelangt war ich alles andere als alleine. Eine Gruppe junger Männer grillte, mittendrin ein etwas älterer als der Rest. Ich schloss darauf, dass das ein Betriebsausflug sein könnte. Das Grillen kann man am Brandkopf nicht untersagen, da dieser nicht zur Kernzone des Nationalparkes gehört. Trotzdem rate ich nicht dazu den Brandkopf als Grillplatz für sich einzuvernehmen, da doch nur ein paar Gehminuten ein empfehlenswerter Gasthof sich befindet. Also schoß ich am Brandkopf ein paar Fotos und war schon kurz vorm gehen, da bot mir ein junger Mann aus der Gruppe eine Bratwurstsemmel an. Ich überlegte kurz und dachte mir, das passt gut, so spare ich mir das Kochen und das lästige Geschirr spülen heute Abend. So nahm ich das Angebot an und wurde kulinarisch von den jungen Herren versorgt. Wie sich dann im Gespräch mit dem älteren aus der Gruppe herausstellte war das eine Schulklasse und er der Lehrer. Man unterhielt sich gut und nachdem die Sonne unterging und es kalt wurde, wollte ich mich an den Abstieg machen und Abschied nehmen.

Abstimmung vom Brandkopf aus gesehen
Abstimmung vom Brandkopf aus gesehen

Da kam es aber dazu, dass ich dann doch noch mit zum Gasthof ging und dort eine Runde Schnaps mittrinkte. So war die Planung. Pläne zu machen sollte ich über Bord werfen. Aus einer Runde Schnaps wurde die ganze Schnapskarte und ein mir unbekanntes Trinkspiel mit einer „Goasnmaß“ ging durch die Runde. Es wurde feuchtfröhlich und ein Abstieg war für mich bei dem Alkoholpegel nicht mehr möglich. Die netten Gastleute vom Gasthof hatten glücklicherweise ein geräumiges Zimmer für mich übrig.
Am nächsten Tag nach dem Frühstück ging es dann für mich noch zur zu dem Zeitpunkt eingeschneiten Königstalalm (nicht zu verwechseln mit der Königsbachalm).
Wenn mir jemand morgens gesagt hätte wie mein Tag verlaufen würde, ich hätte es nicht geglaubt. Es war alles dabei, vom Bergsteig, zu Einsamkeit, zu abgelegenen Bauernhöfen und geselliger Runde im Gasthaus. Vielleicht konnte mein Bericht einige zu Tagesweitwanderungen ermutigen. Möglichkeiten sind einige geboten.

 

Eure Ann-Kathrin

Im Winter 2013 verlies ich Familie und Freunde im Südhessischen Viernheim um als Nationalparkmitarbeiterin im Berchtesgadener Land zu leben. Endlich konnte ich meinen Traum wahr werden lassen! Direkt vom Elternhaus rund 600km in die Berge ziehen, was für andere vielleicht ein gewagter Schritt wäre, war für mich das Ende der Sehnsucht. Das Berchtesgadener Land - die Sehnsucht dorthin verspürte ich permanent über Jahre. Ich hörte die Berge nach mir rufen. Bekannt ist mir das Berchtesgadener Land seit ich drei Jahre alt bin, da der beste Freund meines Opas aus Anger ist. So entstand die Verbindung. Mit 24 Jahren gab ich dem Ruf der Berge nach, Koffer gepackt und ab ins Berchtesgadener Land. Ich lebe dort wo ich früher Urlaub machte. Ein lebendiger Traum! Meine Freizeit verbringe ich fast ausschließlich in den Bergen. Nach Feierabend sich an einem sonnigen Tag einfach hinlegen - für mich unmöglich! Ob nun gemütliche Feierabend-Wanderung, Bergwanderung oder Hochtour. Je nach Zeit und Wetterlage mache ich alles. Natürlich fragt man sich mit wem ist denn das "Venema"-Mädel unterwegs? Alleine! Alleine in den Bergen unterwegs zu sein, ist im Kopf vieler zu negativ behaftet. Oft mache ich alleine die interessantesten Begegnungen. Und darum wird es auch in meinen Berichten gehen - Begegnungen am Berg. Mittlerweile bin ich auch in den Printmedien zu finden: "Das Wanderbuch bayerische Hausberge" ISBN-13: 978-3-86246-527-9 Erschienen im Bruckmann Verlag München Auch bei Lesungen der Berchtesgadener Land Autoren bin ich mit dabei. Mehr Infos: http://bgl-autoren.de/

3 Kommentare

  • Franz Fuchs

    Ein toller Bericht, wie er nicht besser sein könnte und zugleich die dortigen herrlichen Landschaftsverhältnisse sehr gut veranschaulicht. Obendrein noch mit herrlichen Fotos illustriert. Ich war gestern in dieser Gegend und kann alles nur bewundernd bestätigen. Mit besten Grüßen Franz Fuchs aus Thalgau

  • Jürgen

    Der große Barmstein ist auch ohne viel Kletterei besteigbar. Vor vielen Jahren war ich mal von Hallein aus oben. Wenn ich mich recht erinnere, ist die Schlüsselstelle gleich am Anfang, ein schmales Band in einer Felswand, danach geht es steil aber einfach über den Rücken hinauf.
    Den kleinen Barmstein ziehe ich vor, der kleine Steig hinauf, der Blick in die senkrechte Wand und die Gipfelsicht gefallen mir. Deshalb war ich da schon mehrfach.

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