Berge

Schneeschuh-Trekking Teil 1

Was gibts wohl besseres als an einem wunderschön sonnigen Wintertag in der Früh einen Anruf zu bekommen, dass man heute frei bekommt?!

Blick zum Grünstein im Aufstieg
Blick zum Grünstein im Aufstieg

 

Da ich weder Ski fahren noch Skitouren gehen kann, geht es für mich auf die Schneeschuhe. Bei der Wahl der Route sollte man darauf achten, dass man keine Route wählt, die eine Piste kreuzt oder man zu sehr den Skitourengehern in die Quere kommt. In nächster Zeit werde ich ein paar solcher Routen vorstellen – von leicht bis schwer.

 

Heute entscheide ich mich dazu eine Tour zur Kühroint-Alm und der Archenkanzel zu unternehmen, eine mittelschwere Tour. Startpunkt ist in Schönau-Unterstein, wo ich mich in Richtung Bobbahn/Grünstein/Kühroint halte. Für mich der schnellste zu erreichende Einstieg. Alternativ gäbe es noch die Aufstiegsmöglichkeit über den Wanderparkplatz Hammerstiel in der Oberschönau oder Wimbachbrücke in Ramsau.

 

Die Schneeschuhe schnalle ich mir aber erst kurz bevor ich oberhalb der Bobbahn ankomme. Für eine angenehme Tour empfehlt es sich Trekkingstöcke mit Wintertellern zu nutzen. Entscheidender Faktor für die Dauer der Tour ist auch die Schneelage. Liegt sehr viel frischer Puderzuckerschnee, versinkt man trotz der Schneeschuhe, allerdings verhindern diese ein Rutschen und man hat die totalle Kontrolle im Schnee. Konstant steigend geht es hinauf, unter anderem quert man den Einstieg des Grünsteinklettersteiges, der aber in den Wintermonaten nicht passierbar.

Jenner und ein Teil des hohen Brettes
Jenner und ein Teil des hohen Brettes

Vorbei an der Klingeralm, die etwas oberhalb und versteckt neben dem Weg legt. Es wird noch steiler. Ganz schön knackig! Man sollte nicht das Gewicht der Schneeschuhe vergessen. Das gibt stramme Waden. Auch im Winter kommt man ganz schön ins schwitzen. Hier bewährt sich wieder das Zwiebelprinzip. Aber am Besten sollte man sich im Aufstieg sowieso nicht allzu dick anziehen. Denn fatal ist wenn man verschwitzt ankommt und keine warme Wechselkleidung bei hat. Man kühlt super schnell aus und das kann gefährlich werden. Zweistellige Minusgrade und eisige Winde sind am Berg im Winter ganz normal.

 

Mittlerweile steige ich schon fast eineinhalb Stunden durch den Winterbergwald. So gut wie keine ebenen Wegabschnitte, immer nur bergauf. Das fordert mich, aber auch genau das was ich brauchte. All die Energie, die sich auf ansammelte muss raus. Und je anstrengender es wird umso mehr Glückshormone werden bei mir ausgestoßen. Paradox, aber immer mehr zeichnet sich ein lächeln auf meinen Gesicht ab. Bald verlasse ich den breiten Weg und dieser wird schmaler, nach über zwei Stunden stetig steigend und ohne Pausen mit konstanter Geschwindigkeit freue ich mich über die endlich frei werdende Sicht auf den Jenner, hohen Göll, Brett und Habengebirge. Vor mir die Watzmannfamilie, eine kleine Dunstwolke steigt aus dem Watzmannkar hervor und neben der Watzmannfrau strahlt die Sonne.

Watzmann und -frau
Watzmann und -frau

Nur noch wenige Meter und die Kühroint-Alm ist erreicht. Eine eisige Brise weht mir um die Nase. Den Schal ziehe ich mir bis zur Nase hoch und eine Sonnenbrille setze ich mir auf. Der Schnee reflektiert die Sonne stark und der Wind ist nicht gerade gut für die Augen. Eine Sonnen- oder Schutzbrille macht das Ganze angenehm.

Blick zum Gebirgsstock der Reiteralm
Blick zum Gebirgsstock der Reiteralm

Schnell gehts weiter zum Aussichtspunkt Archenkanzel. Vor mir sehe ich schon die weiß eingedeckten Funtenseetauern aus dem steinernen Meer herausluken. Nun geht es wadenentspannend ein bisschen bergab. In knapp 15 Minuten ist die Archenkanzel erreicht. Eine schon fast unwirklich schöne Szenerie breitet sich mehr aus. Der schon fast schwarz aussehnde Königssee.

das Paradies!
das Paradies!

Die Halbinsel St. Bartholomä, die aussieht wie aus einem Puppenhaus und dann diese hohen bizarren weißen Felswände.

Tiefblick zu St. Bartholomä
Tiefblick zu St. Bartholomä

Der Blick ist klar und reicht vom Kahlersberg zum Matrashaus am Hochkönig bis zur Schönfeldspitze.

 

So schön es auch ist, mir wird ziemlich kalt. Es geht auf den Rückweg. Ich entscheide mich für denselben Weg wie ich aufgestiegen bin. Durch das sich nun mir ausbreitende Gefälle geht es nun fast joggend durch den weichen Puderzuckerschnee. Da kommt wieder der Vorteil der Krallen an den Schneeschuhen zum Vorschein. Kein hinfallen oder ausrutschen.
Die ganze Zeit als ich unterwegs war kam mir niemand entgegen. Total menschenleer. Nicht verwunderlich an einem Werktag in der Nebensaison. Dann tatsächlich kam mir gegen Nachmittag eine große Gruppe entgegen, die sich so sehr verteilte, dass den ganzen Weg hinunter Gruppenmitglieder mir entgegen kamen. An vielen Gesichtern sah ich wie das Schneeschuhgehen unterschätzt wurde. Ja, auch das ist WinterSPORT. Die, die freundlich grüßten bekamen auch motivierende Worte meinerseits. In einer Stunde war ich dann wieder an meinem Startpunkt angelangt. Schon fast ärgerlich wie zäh der Aufstieg und das Spuren durch den Schnee war, wenn man so schnell dann wieder unten ist.

 

Definitiv war es einfach traumhaft heute! Der Winter zeigte sich mal wieder von seiner besten Seite. Wer weiß, vielleicht wird die Beziehung zu meinem eisigen Freund Winter inniger 😉

 

Eisige Grüße, eure Ann-Kathrin

Im Winter 2013 verlies ich Familie und Freunde im Südhessischen Viernheim um als Nationalparkmitarbeiterin im Berchtesgadener Land zu leben. Endlich konnte ich meinen Traum wahr werden lassen! Direkt vom Elternhaus rund 600km in die Berge ziehen, was für andere vielleicht ein gewagter Schritt wäre, war für mich das Ende der Sehnsucht. Das Berchtesgadener Land - die Sehnsucht dorthin verspürte ich permanent über Jahre. Ich hörte die Berge nach mir rufen. Bekannt ist mir das Berchtesgadener Land seit ich drei Jahre alt bin, da der beste Freund meines Opas aus Anger ist. So entstand die Verbindung. Mit 24 Jahren gab ich dem Ruf der Berge nach, Koffer gepackt und ab ins Berchtesgadener Land. Ich lebe dort wo ich früher Urlaub machte. Ein lebendiger Traum! Meine Freizeit verbringe ich fast ausschließlich in den Bergen. Nach Feierabend sich an einem sonnigen Tag einfach hinlegen - für mich unmöglich! Ob nun gemütliche Feierabend-Wanderung, Bergwanderung oder Hochtour. Je nach Zeit und Wetterlage mache ich alles. Natürlich fragt man sich mit wem ist denn das "Venema"-Mädel unterwegs? Alleine! Alleine in den Bergen unterwegs zu sein, ist im Kopf vieler zu negativ behaftet. Oft mache ich alleine die interessantesten Begegnungen. Und darum wird es auch in meinen Berichten gehen - Begegnungen am Berg. Mittlerweile bin ich auch in den Printmedien zu finden: "Das Wanderbuch bayerische Hausberge" ISBN-13: 978-3-86246-527-9 Erschienen im Bruckmann Verlag München Auch bei Lesungen der Berchtesgadener Land Autoren bin ich mit dabei. Mehr Infos: http://bgl-autoren.de/

3 Kommentare

  • Michael

    Hallo Ann-Kathrin,

    danke für Deinen tollen Berichte. Ich lese die unheimlich gern und freue mich wie viel Spass Du in den Bergen hast. Ich liebe den Winter und vor ein paar Jahren hatte ich da auch meine Probleme damit. Ich habe dann einfach gelernt Ski zu fahren und ab da habe ich mich über den Winter gefreut 🙂 In Berchtesgaden hast Du doch alle Möglichkeiten dazu. Besuche doch einfach mal einen Skikurs. Nach einem Winter kannst Du sicher super Ski laufen und dann könntest Du Dich langsam an das Touren gehen heran wagen 🙂

    Viele Spass noch weiterhin in Berchtesgaden.
    Viele Grüße
    Michael

  • Matthias

    Ich bevorzuge den Aufstiegvom Parkplatz Hammerstiel. Nicht ganz so steil. Ansonsten stimme ich Dir zu, eine tolle Tour undd der Ausblick…….
    Traumhaft.

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