Scheibenkaser
Berge

Lieblingsplätze: der Scheibenkaser

Scheibenkaser
Der Scheibenkaser am Untersberg

Über den Scheibenkaser habe ich schon in vorherigen Arikeln geschrieben. Doch nun stelle ich euch diesen schönen Platz in einem gesonderten Artikel vor. Unter uns: Es ist einer meiner Lieblingsplätze! Was einen Lieblingsplatz ausmacht: schnell zu erreichen, ruhig, tolle Aussicht und sich einfach wohl fühlen! All das wird mir am Scheibenkaser geboten.

Der Scheibenkaser am Untersberg ist lange noch nicht so bekannt wie andere Almhütten, wie die Schärtenalm oder Bind-Alm. Klar, zum Scheibenkaser gibt es keinen Fahrweg und bewirtschaftet wird dieser auch nicht wie die anderen bekannteren Almhütten im Berchtesgadener Talkessel. Der Almbauer des Scheibenkasers führt mühsam im Frühjahr seine Tiere hier hoch. Im Sommer geht es dann weiter zum höher gelegenen Zehnkaser am Untersberg. Im Herbst werden die Tiere wieder zurück zum Scheibenkaser geführt. Wer schon selbst hier unterwegs war, weiß, dass Wege wie der Rosslandersteig oder das Leiterl zum Zehnkaser schmal sind und dort sind dann die imposanten Kühe/Rinder unterwegs. Noch vor langer Zeit wurden auch Almhütten im Landtal bestoßen, hierbei wurde das Vieh über den Landtalsteig hinaufgetrieben. Ein gefährliches Unterfangen, denn damals war der Landtalsteig nicht so gepfelgt wie er heute ist. Doch damals waren die Almbauern darauf angewiesen, da es im Tal nicht genug Futter für ihr Vieh gab.

Wenn ich zum Scheibenkaser aufsteige, dann mache ich dies meist über den Gatterlweg hinauf nach Ettenberg. Da ich kein Auto besitze, nutze ich die Buslinie 840 ab Berchtesgaden Bahnhof in Richtung Salzburg. Bei der Haltestelle Kugelmühle steige ich aus. Gerade wenn man die Wanderung als Rundtour macht lohnt sich die Nutzung des ÖPNV. Über eine Brücke biege ich nach recht ab und folge der Beschilderung „Gatterlweg“. Über diesen sich in Kehren windenden Weg steige ich zügig hinauf nach Ettenberg. Wer sein Tempo hält, gelangt sogar in 30 Minuten an die Wallfahrtskirche Ettenberg.

Wallfahrtskirche Ettenberg
Wallfahrtskirche Ettenberg

Ettenberg ist einfach malerisch! Zerstreut liegen schöne Bauernhöfe, welche im Rücken umgeben vom Untersberg beziehungsweise Berchtesgadener Hochthron sind. Unter der Woche ist es hier unheimlich ruhig. Auch beim Mesnerwirt neben der Kirche. Hier bleibe ich immer kurz stehen und schaue mich um. Von hier kann man schon gut den Scheibenkaser erkennen. Er liegt direkt unter dem Berchtesgadener Hochthron an einer steil abfallenden Wiese.

Besonders schön finde ich auch den etwas anderen Ausblick auf den hohen Göll. In die Länge gezogen kenne ich ihn von Schönau am Königssee und von hier in Ettenberg hat dieser wieder ein ganz anderes Gesicht. Das ist das schöne an den Bergen hier im Berchtesgadener Talkessel. Ändert man den Blickwinkel, so ändert sich auch das Gesicht der Berge und jeder Berg hat sein eigenes unverwechselbares Gesicht. Es sind nicht nur schroffe Spitzen.

Vorbei an der Wallfahrtskirche und dem Feuerwehrhaus geht man nun ein kleines Stück auf der Straße bis Hinter-Roßhofboden. Hier befindet sich ein Wanderparkplatz. Sowohl Klettersteiggeher als auch Wanderer und Bergsteiger nutzen diesen Parkplatz, da er viele Möglichkeiten bietet. Für die Kletterer geht es von hier aus zum Klettersteig am Berchtesgadener Hochthron. Wanderer und Bergsteiger können von hier aus über den Scheibenkaser zum Berchtesgadener Hochthron, Stöhrhaus oder durchs Mittagsloch steigen. Auch als Feierabend- oder Sonnenaufgangtour nutzt der Parkplatz was, da man von hier aus in knapp eineinhalb Stunden spätestens am Scheibenkaser ist.

Nun folgt man der Beschilderung Scheibenkaser durch den Wald. Zuerst auf einer breiten Forststraße. Da ich immer unter der Woche und am Vormittag zum Scheibenkaser aufsteige, bin ich oft relativ alleine unterwegs im Auf- und Abstieg. Bald findet die breite Forststraße ein Ende und wird zu einem wurzeldurchzogenen Waldpfad. Der Vorteil an all den Wurzeln ist, dass diese wie Treppen sind und man so angenehm und schnell bergan geht. Ich nutze im Aufstieg fast immer Trekkingstöcke. Diese sind angenehm und die Arme hängen nicht nutzlos an einem herab. Im Abstieg kann man diese oft getrost an den Rucksack klemmen. Ich schaue oft vor nach oben, da ich es kaum erwarten kann, dass sich der Wald lichtet und man endlich an der herabfallenden Almwiese ankommt. Mir kommt eine Frau mit ihrem in einem Redefluss steckenden Sohn entgegen. Wir kommen kurz ins Gespräch. Der Wunsch ihres Kleinen war es verschiedene Wanderungen am Untersberg zu unternehmen, deswegen sind Sie hierher gereist. Sie frägt mich, ob ich auch noch den Klettersteig gehen werde und frägt nach weiteren Wanderungen. Da ist sie an die Richtige geraten. Kompetent erzähle ich von weiteren Wanderungen, die sich im Sommer und frühen Herbst im Untersberggebiet lohnen. Sie freut sich darüber und zur Freude ihres Sohnes wird es vielleicht im Sommer ein Wiedersehen mit dem Untersberg geben.

Nun habe ich die Almwiese erreicht. Einfach eine der schönsten Almwiesen! Der Pfad führt jetzt am Rande der Wiese hinauf zum Scheibenkaser.

Aufstiegsweg Scheibenkaser
Aufstiegsweg Scheibenkaser

Schnell habe ich den Scheibenkaser erreicht. Leider gibt es hier keine Bank oder einen Tisch zum hinsetzen. Deswegen nutze ich immer die erste Stufe zur Eingangstüre als Rastplatz und Aussichtspunkt.

Scheibenkaser
Scheibenkaser

Optimal ist es natürlich zum Scheibenkaser bei klarem Himmel und Sonnenschein aufzusteigen. Leider lässt heute der Fön eine klare und deutliche Sicht auf die umliegenden Berge nicht zu. Die Aussicht ist ähnlich wie vom Berchtesgadener Hochthron. Der Blick reicht zum Dachstein, zum Hagengebirge, steinernen Meer und zum klassischen Watzmannblick.

Watzmannblick bei Fön
Watzmannblick bei Fön

Nach einer Stunde des Genusses kommt querfeldein ein älterer Herr aufgestiegen. Ich finde es immer faszinierend, wie fit man sich auch im Alter halten kann wenn man hier in den Bergen lebt. Hier sehe ich nicht oft Menschen die Rollatoren vor sich herschieben, wie in den größeren Ballungsräumen. Das ist wohl das Geheimnis für gesunde Knochen, regelmäßige Bewegung. Mit dem älteren Herr komme ich wegen der Alpendohlen ins Gespräch. Er entpuppt sich als Alpendohlenfreund und erzählt mir, dass er in über 1000 hm am Obersalzberg mit seiner Frau lebt und die beiden im Winter immer die Alpendohlen füttern und welch Freude Ihnen diese Tiere bereiten.

Für mich geht es dann wieder auf den Rückweg. Absteigen tue ich über denselben Weg wie ich auch aufstieg, nur dass ich beim Hinter-Roßhofboden in Richtung Maria Gern/Theresienklause nach rechts abbiege. Vorbei an ein paar idyllischen Höfen, unter anderem auch dem, wo auch Lena Lorenz gedreht wurde. Nach dem letzten Hof, kommt man nun auf einem schmalen Pfad zur Theresienklause. Hier kann man Enzian bewundern!

Enzian bei Hinterettenberg
Enzian bei Hinterettenberg

Nachdem sich der Pfad hoch und runter schlängelte, teilweise seilgesichert, kommt man bei der Theresienklause an. Von dort aus hätte man noch die Möglichkeit zur heiligen Maria Gottes zu wandern oder den Rückweg durch die Almbachklamm zu nutzen.

bei der Theresienklause
bei der Theresienklause

Für mich geht es nochmals bergauf nach Maria Gern. Nachdem es zügig bergan durch den Wald ging, gelangt man in Hintergern an. Dort wird man dann wieder vom klassischen Watzmannblick begrüßt. Hier in Hintergern gibt es dann auch wieder eine Bushaltestelle nach Berchtesgaden. Besonders lauffreudige wandern dann noch nach Berchtesgaden. Aber da siegt heute die Bequemlichkeit und der wartende Haushalt.

Definitv werde ich diesen Sommer öfter nach Feierabend oder vor der Arbeit oder auch in Kombination mit Bergtouren am Untersberg wieder am Scheibenkaser anzutreffen sein. Das erste Mal am Scheibenkaser war ich im März des vergangenen Jahres. Denn hier verschwindet oft der Schnee relativ früh und man kann schon schneefrei wandern. Gerade nach einem Winter in den Bergen genießt man im Frühjahr jede schneefreie Wanderung.

Liebe Grüße, eure Ann-Kathrin

Im Winter 2013 verlies ich Familie und Freunde im Südhessischen Viernheim um als Nationalparkmitarbeiterin im Berchtesgadener Land zu leben. Endlich konnte ich meinen Traum wahr werden lassen! Direkt vom Elternhaus rund 600km in die Berge ziehen, was für andere vielleicht ein gewagter Schritt wäre, war für mich das Ende der Sehnsucht. Das Berchtesgadener Land - die Sehnsucht dorthin verspürte ich permanent über Jahre. Ich hörte die Berge nach mir rufen. Bekannt ist mir das Berchtesgadener Land seit ich drei Jahre alt bin, da der beste Freund meines Opas aus Anger ist. So entstand die Verbindung. Mit 24 Jahren gab ich dem Ruf der Berge nach, Koffer gepackt und ab ins Berchtesgadener Land. Ich lebe dort wo ich früher Urlaub machte. Ein lebendiger Traum! Meine Freizeit verbringe ich fast ausschließlich in den Bergen. Nach Feierabend sich an einem sonnigen Tag einfach hinlegen - für mich unmöglich! Ob nun gemütliche Feierabend-Wanderung, Bergwanderung oder Hochtour. Je nach Zeit und Wetterlage mache ich alles. Natürlich fragt man sich mit wem ist denn das "Venema"-Mädel unterwegs? Alleine! Alleine in den Bergen unterwegs zu sein, ist im Kopf vieler zu negativ behaftet. Oft mache ich alleine die interessantesten Begegnungen. Und darum wird es auch in meinen Berichten gehen - Begegnungen am Berg. Mittlerweile bin ich auch in den Printmedien zu finden: "Das Wanderbuch bayerische Hausberge" ISBN-13: 978-3-86246-527-9 Erschienen im Bruckmann Verlag München Auch bei Lesungen der Berchtesgadener Land Autoren bin ich mit dabei. Mehr Infos: http://bgl-autoren.de/

6 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert