Bergtour auf den Kahlersberg
Um 7 Uhr starte ich am Wanderparkplatz Hinterbrand zu meiner heutigen Bergtour: Der Kahlersberg ist mein Ziel. Vom Seeleinsee beziehungsweise dem südlich vom See gelegenen Sattel des Hochgschirrs führt der Mauslochsteig, ein sehr schwieriger, stellenweise seilversicherter Bergsteig über ein steiles Geröll- und Wiesenbandsystem durch die steile Westwand und schließlich zum Gipfel des Kahlersbergs.
Der erste Teil der Bergtour bis zur Priesbergalm ist eine leichte Wanderung. Auf dem Königsweg geht’s erst zur Mittelstation der Jennerbahn, über die Wasserfallalm zum Königsbach und dann steil aufwärts in Richtung Priesbergalm. Die Brennhütte der Enzianbrennerei Grassl ist zum Glück noch geschlossen, wenn ich so früh am Morgen schon den Bergbrenner Hubs Ilsanker treffe, lasse ich mich womöglich noch zu einem Schnaps überreden. An eine Bergtour wäre nicht mehr zu denken.
Doch so wandere ich an der Brennhütte einfach vorbei zu den Kasern der Priesbergalm. Was für eine Aussicht heute: Die Watzmann Ostwand leuchtet von der gegenüberliegenden Seite des Königssees herüber.
Hinter diesen beiden Kasern führt ein schmaler Pfad über die Almwiese. Nach der Überquerung eines Baches verzweigt sich der Weg: Unten geht’s über den Unteren Hirschenlauf zur Gotzenalm, der obere Steig führt in den Stiergraben, der zum Seeleinsee hinaufführt. Ich nehme den Weg in den Stiergraben.
Die Sonne erhellt schon die Tauernwand auf der rechten Seite, der Graben selbst und damit auch der Weg sind hingegen noch im Schatten. Perfekte Bedingungen also zum Gehen, ich komme dementsprechend zügig voran. Im ober Teil des Stiergrabens werfe ich einen Blick zurück: Die Landschaft hier ist unbeschreiblich schön, wild und ursprünglich. Wenn Ihr mal die Gelegenheit habt, schaut Euch den Stiegraben an.
Von der Wegkreuzung kurz vor dem Seeleinsee auf 1821 Metern gehe ich nicht zum See, sondern nach rechts über die großen Felsblöcke zum Sattel des Hochgschirrs. Als ich am Hochgschirr ankomme, schaffen es die ersten Strahlen der Sonne gerade über den Berg und tauchen die Szenerie in ein wunderbares Licht.
Am Hochgschirr zweigt ein markierter, wenn auch schwer erkennbarer Steig nach links zum Kahlersberg ab. Den größten Teil der Strecke bis zum Wandfuß bilden grobe Felsen und Geröll. Am Fuß der imposanten Felswand auf etwa 2000 Metern Höhe folge ich dem jetzt deutlich erkennbaren Mausloch-Steig nach Südosten. Stellenweise sehr steil, hochalpin und an manchen Stellen mit einem Stahlseil versichert, führt der Steig durch die steil abfallende Westflanke des Kahlersbergs. Die engste und ausgesetzteste Stelle des Steigs ist das namensgebende Mausloch. Hier ist absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unabdingbar.
Nach etwa 200 Höhenmetern im Fels wird die Landschaft jetzt lieblicher. Der Fels ist jetzt immer wieder von großen Flächen Gras durchsetzt. In Serpentinen führt der Weg jetzt zum Gipfel, wo der Fels wieder mehr wird. Rund um das Kahlersberg Gipfelkreuz wächst nur ganz vereinzelt ein kleines Büschel Gras, hier oben auf 2.350 Metern Höhe dominiert der Fels.
Die Aussicht ist ein Traum: Der Hochkönig mit dem weiß leuchtenden Schneefeld der übergossenen Alm und dem Matrashaus auf dem Gipfel auf 2.941 Metern dominiert im Südosten.
Im Westen thront der Watzmann, wunderbar erkennt man im Vordergrund auch die Gotzenalm.
Nach Süden bildet das Steinerne Meer den Horizont, in dieser Richtung gibt es nur Gebirge, keine normale Zivilisation: Wunderschön!
Im Norden kann man die Strecke der kleinen Reibn über Schneibstein und Windschartenkopf überblicken.
So schön der Blick auch ist, ich breche schon bald wieder auf. Im Abstieg halte ich noch einmal kurz inne und schaue hinüber zum Röthbachfall: 470 Meter donnert das Wasser dort in den Kessel hinter der Fischunkelalm.
Nur die wenigsten wissen, dass der Röthbachfall Deutschlands höchster Wasserfall ist.
Nach dem Mausloch erreiche ich wieder das Hochgschirr. Kurz unterhalb kommt der Seeleinsee in mein Blickfeld. Er sieht schon sehr einladend aus heute. Und bei dieser Hitze lassen sich einige Wanderer auf der kleinen Reibn auch nicht lange bitten und springen kurzerhand in den See.
So eine eiskalte Abkühlung brauche ich heute nicht, ich habe außerdem noch was vor. Ich will die Bergtour an der Königstalalm ausklingen lassen. Dort ist nämlich seit diesem Jahr eine gute Bekannte von mir Sennerin. Ich wollte Sie schon letztens besuchen als ich am Seeleinsee war, doch da hat mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Heute kommt mir nichts dazwischen.
Bei einem Radler und einem Ratsch mit der Sennerin lasse ich den Bergtag ausklingen. Schön war’s, Euer Sepp
15 Kommentare
Hans Lackner
Hut ab, lieber Sepp! Zum einen vor Deiner körperlichen Kondition, zum anderen vor Deinen Bildern und den exzellenten Wegbeschreibungen! Einfach großartig! Wünsch Dir noch ganz viele solcher herrlichen Bergtouren und besonders aber immer eine glückliche und unversehrte Rückkehr vom Berg!
Sepp
> Danke Hans!
Michael und Brigitte (Gratz-)Prittwitz
Servus Sepp,
mal wieder eine tolle Tour bei »AKW« (absolutem Kaiserwetter!), schön beschreiben und mit anregenden, schönen Bildern. Wir leben schon in einer großartigen Landschaft!
Grüße aus Reichenhall
Michael
Sepp
> haha, danke Michael, da kriegt AKW plötzlich eine positive Note!
Martin
Traumhafte Bilder!
Pingback:
Pingback:
Pingback:
Manuela Altmayer
Hi ihr Lieben.
Wir fahren seit mehr als 10 Jahren nach Berchtesgaden.
Endlich wollen wir auch mal auf den Kahlersberg.
Geht das auch mit Hund?
Grüße aus Heidelberg
Sepp
Servus, also der Hund muss schon sehr bergerfahren sein, die Tour auf den Kahlersberg ist hochalpin. Und denkt bitte daran: Im Nationalpark herrscht Leinenpflicht! Besonders am Kahlersberg, wo sich viele Steinböcke tummeln, sollte man dies Regel unbedingt beachten!
Pingback:
Pingback:
Pingback:
Wolfgang Kleineidam
Hallo, Sepp,
wunderschöne Bilder und eine hervorragende Beschreibung. Ich bin vor 29 Jahren, damals bei der Bundeswehr in Bad Reichenhall stationiert, morgens mit dem Fahrrad zur Scharitzkehlalm gefahren und dann zu Fuß über Hohen Göll, Hohes Brett und Schneibstein zum Kahlersberg gestiegen und dann zum Rad zurück und zurück in die Kaserne geradelt, das Wetter war ähnölich gut wie bei Dir. Viele Grüsse aus dem Rhein-Main-Gebiet
Wolfgang Kleineidam
Pingback: