Berge

Mystische Momente am Berchtesgadener Hochthronsteig

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Mystische Stimmung im Klettersteig am Untersberg

Kaum einem anderem Berg in den deutschen Alpen wurde bisher in den Medien so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie dem Untersberg. Oft bezeichnet als Wunderberg, Zauberberg oder magischer Berg ist dieser nicht nur wegen seines rotfarbenen Mamors bekannt, sondern auch wegen seines gigantischen Höhlensystems. Auch die bekannte Höhle Riesending, welche noch heute den Höhlentiefenrekord für Deutschland von mehr als 1000 Metern hält, oder Deutschlands größte Eishöhle, die Schellenberger Eishöhle, verbergen sich im Felsmassiv des Untersbergs. Eine Vielzahl der Höhlen ist bis heute noch unerschlossen – kein Wunder, dass dieser Berg schon in frühen Jahrhunderten die Menschheit faszinierte und viele Sagen und Mythen erzählt wurden. Ob nun Kaiser Karl der Große oder Friedrich Barbarossa im Untersberg auf dessen Auferstehung wartet, sei dahin gestellt – Mystik und Magie strahlt dieser Berg allemal aus.

Magisch und mystisch – zwei sehr gute Schlagworte um meine Klettersteig-Tour auf den Berchtesgadener Hochthron im frühen Juni zu beschreiben, was ihr durch die Bilder sicherlich verstehen könnt.

Der Zustieg
Um bereits die Mittagsstunden am Gipfelkreuz genießen zu können, starten wir früh am Morgen am Parkplatz Hinterrossboden in Ettenberg. Die Sonne lässt sich bereits am blauen Himmel blicken und beleuchtet die morgendlichen Nebelschwaden, die noch die Gipfel der Berge umhüllen. Allein für diesen Anblick hat sich das frühe Aufstehen schon gelohnt! Auf Forstwegen und Pfaden wandert man vom Parkplatz aus ungefähr 2 bis 2,5 Stunden über den Scheibenkaser zur Einstiegsstelle des Klettersteigs. Trotz noch angenehmer Temperaturen kommen wir schnell ins Schwitzen und sind froh über den Schatten der Bäume und die kühle Brise, die uns ab und zu erfrischt. Als wir das Latschenfeld kurz vor dem Scheibenkaser erreichen, staune ich nicht schlecht. Erstmals präsentiert sich die gewaltige Ostwand des Hochthrons hautnah und macht sich ihren Namen alle Ehre: Imposant thront sie inmitten von Nebelschwaden, die an ihren Felsen hochziehen, was den Berg beinahe unnahbar erscheinen lässt. Nach kurzer Beobachtung der Wettersituation stellen wir fest, dass der Nebel wohl nicht in nächster Zeit verschwinden wird und beschließen ohne Pause weiterzuziehen. Mitten im Nebel wird die Stimmung außergewöhnlich: Geräusche werden dumpf und klingen größtenteils ganz ab. In der Ferne sieht man eine Schar Gämse an steilen Hängen balancieren und alles was man hört, ist das Knirschen der Steine unter uns.

Der Einstieg
Nach diesem schönen Zustieg erreichen wir schließlich den Anseilplatz und legen die komplette Klettersteig-Ausrüstung an. Denn diese darf auf dem mit Schwierigkeit C/D ausgezeichneten Klettersteig auf keinen Fall fehlen!

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Im Hochthron Klettersteig

Im Anschluss des Partnerchecks geht es dann endlich die letzten Meter in Richtung Einstiegsstelle, wo tatsächlich noch ein bisschen Altschnee liegt. Mit gutem Schuhwerk und Trittsicherheit lässt sich dieser allerdings leicht bewältigen. Dem Stahlseil folgend klettert man nun mithilfe von Rampen und Tritten den rauen Fels hinauf, welcher zum Teil sehr feucht und rutschig ist. Viel Konzentration auf jeden Zug und auch Oberarmkraft werden gefordert. Die Abwechslung zwischen steilen C bis D Kletterstellen und etwas entspannenderen B Passagen beschert auf jeden Schritt und Tritt Spaß und besonders an Tagen wie diesen, eine beeindruckende, einzigartige Stimmung durch die vorbeiziehenden Nebelschwaden. Ganz für mich klettere ich in der Stille vor mich hin und fühle mich dem Berg ganz nah.

Einen Wermutstropfen hat das Wetter allerdings: Normalerweise ist der Klettersteig für seinen weiten Blick über Watzmann und Dachstein bekannt – das lässt sich heute leider nicht sagen.

In gut geschätzten weiteren 2 Stunden erklimmen wir die 400 Meter hohe Wand des Hochthrons und erreichen die Ausstiegsstelle, wo sich abseits des Nebels die einzigartige Gipfellandschaft mit dem Stöhrhaus offenbart: Das weite, felsige Latschenfeld mit den schneebedeckten Kratern ist wirklich eindrucksvoll und erinnert an eine Mondlandschaft.

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Oben angekommen zeigt sich die wunderschöne Gipfellandschaft mit dem Stöhrhaus links

Entlang dem markierten Weg am Gratkamm erreichen wir schlussendlich auf 1973 Metern den Gipfel des Hochthrons, wo wir verdient Brotzeit und Landschaft genießen. Hunger haben allerdings auch ein paar um uns fliegende, freche Alpendohlen, die auf ihre Gelegenheit warten, ihren Teil unserer Brotzeit zu stibitzen;)

Eine einzigartige Atmosphäre: Rechts die Ausstiegsstelle des Klettersteigs mit den aufziehenden Nebelschwaden
Eine einzigartige Atmosphäre: Rechts die Ausstiegsstelle des Klettersteigs mit aufziehenden Nebelschwaden

Nach dieser kurzen Verschnaufpause kehren wir noch auf einen Kaffee im Stöhrhaus ein, eine gemütliche Hütte des Alpenvereins mit sehr empfehlenswerten, leckeren Kuchen!

Der Abstieg
Am frühen Nachmittag brechen wir zum Abstieg auf, den wir eigentlich durch das Mittagsloch gehen wollten. Wegen der vorherrschenden Bedingungen ist der Weg leider zu rutschig und wir entscheiden uns für den Abstieg entlang des Stöhrwegs. Einen kurzen Blick in das Felsloch lassen wir uns aber trotzdem nicht entgehen. Bei strahlenden Sonnenschein geht es dann über die Abzweigung Roßlandersteig zurück zum Scheibenkaser und auf bekannter Route wieder zum Parkplatz in Ettenberg. Zufrieden und ein bisschen erschöpft trete ich die Heimreise an – mit dem Wissen, dass dies definitiv nicht mein letzter Besuch am Untersberg war!

Der Klettersteigklassiker auf den Berchtesgadener Hochthron ist für jeden geübten Klettersteigliebhaber auf jeden Fall zu empfehlen. Die Schwierigkeit sollte allerdings keinesfalls unterschätzt werden, da feuchte Stellen den Steig etwas anspruchsvoller machen. Die gesamte Tour ist sehr gut ausgeschildert und die Wege in einem sehr guten Zustand.
Um den abwechslungsreichen Steig weniger frequentiert genießen zu können, sollte man die Tour auf einen Tag unter der Woche legen und frühestmöglich starten. Ich verspreche euch, es lohnt sich!

Viel Spaß und eine unvergessliche Tour, eure Katharina

Aufgewachsen zwischen den Bayerischen Voralpen und den Chiemgauer Alpen waren die Berge schon immer ein großer Abenteuerspielplatz für mich. So zieht es mich heute in jeder freien Minute in die Natur - auf die Pfade und Gipfel der Berge, am liebsten zu Fuß, auf dem Mountainbike oder in der Vertikalen am Fels. Der Natur so nahe zu sein und zu spüren, die Anstrengung den Gipfel zu bezwingen und das erfüllende Gefühl nach jeder Tour - das bedeutet für mich pures Glück. Stets neugierig und offen für Neues bin ich immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen, Touren und sonstigen sportlichen Herausforderungen am Berg und genieße so alle Möglichkeiten, die das Bergsportparadies Berchtesgadener Land zu bieten hat. Auf diesem Wege möchte ich meine Liebe zu den Bergen und die einzigartige Landschaft des BGL mit euch teilen und euch einladen, an meiner Entdeckungsreise rund um Watzmann & Co. teilzuhaben.

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