Berge

Hagengebirge Teil 2: Obersee, Röthsteig, Wasseralm

Das Seenduo Obersee und Königssee vom Eingang des Landtals aus.
Das Seenduo Obersee und Königssee vom Verbindungsweg Wasseralm/Landtal aus.

Zwei Tage im Hagengebirge

Nachdem ich am ersten Tag der Hagengebirge-Expedition das Gebiet zwischen Gotzenalm und Carl-v.-Stahl-Haus unter die Lupe nahm, erkundete ich am zweiten Tag die zahlreichen Naturschönheiten zwischen Königssee, Wasseralm und Gotzenalm.

Da mein Fahrrad vom Vortag noch an der Gotzenalm stand, war der Endpunkt der Tour bereits vorgegeben. Mein Weg dorthin führte mich von der Saletalm, die ich mit dem Schiff über den Königssee erreichte, am Obersee und Röthbachfall vorbei und über den Röthsteig zur Wasseralm. Von dort durchquerte ich die Röth und das Landtal, um so auf den Verbindungssteig zur Gotzenalm zu gelangen, die ich schließlich am Abend erreichte.

Spieglein, Spieglein an der Wand, welcher ist der schönste See im Berchtesgadener Land?

Der erste Teil des zweiten Tages ist eindeutig von dem Element Wasser geprägt. Meine Fahrradrückholaktion startet mit der morgendlichen Überfahrt über den Königssee. Für ein paar mehr Stunden Schlaf nach dem anstrengenden ersten Tag, nahm ich die nun bereits gestiegene Zahl an Touristen am Königssee und die damit verbundene kurze Wartezeit an der Abfahrtsstelle der Königsseeschiffahrt gerne in Kauf.

Über den Zwischenstopp St. Bartholomä komme ich nach der knapp einstündigen Bootsfahrt an der Anlegestelle Saletalm an. Auch bei meiner dritten Überfahrt schaffe ich es nicht, das Motiv von der Wallfahrtskirche St. Bartholomä vor der Watzmann-Ostwand ohne Betätigung des Auslösers an mir vorbeiziehen zu lassen. Die Blicke vom Boot über den See in alle Richtungen sind immer wieder ein Highlight!

Immer wieder fotogen: Die Wallfahrtskirche St. Bartholomä vor der Watzmann-Ostwand.
Immer wieder fotogen und unzählige Male abgelichtet: Die Wallfahrtskirche St. Bartholomä vor der Watzmann-Ostwand.

Bootshütte auf der Halbinsel Hirschau.
Bootshütte auf der Halbinsel Hirschau.
Für die Boote der Königsseeschiffahrt gibt es an diesem sonnigen Hochsommertag keine Pause.
Für die Boote der Königsseeschiffahrt gibt es an diesem sonnigen Hochsommertag keine Pause.

Hier im hinteren Königsseewinkel bin ich zum ersten Mal und sofort werde ich von der umgebenden Natur in ihren zauberhaften Bann gezogen. Alleine ist man hier zwischen Königssee und Obersee nicht unterwegs. Dies tut dem eindrücklichen Naturerlebnis aber keinen Abbruch. Zu paradiesisch ist die Landschaft hier, als dass die Wirkung der Natur gestört werden könnte!

Von der Anlegestelle Saletalm geht es über einen herrlich angelegten Weg in wenigen Minuten an das Nordwestufer des Obersees. Hier setzt sich mit der hölzernen Bootshütte am Ufer des spiegelglatten Sees, in dem die Übergänge der angrenzenden Felswände fast verschwimmen und den Zwillingsgipfeln der Teufelshörner im Hintergrund, das nächste traumhafte Fotomotiv zusammen.

Anschließend geht es direkt am Ufer entlang ans andere Ende des Sees, an dem die Fischunkelalm liegt. Der Spaziergang am See entlang dauert länger als gedacht. Grund dafür ist das fabelhafte Spiel der Farben am Seeufer, bei dem die saftig grünen Laubbäume und der türkisgrüne See sich um den Titel des schönsten Farbtons duellieren. Immer wieder bin ich zum Anhalten gezwungen…

Bootshütte am Obersee.
Bootshütte am Obersee.
Obersee-Blätter
…Grün, grün, grün ist alles was ich hab…
Obersee-Ufer
Farbspiel am Seeufer..
Der Watzmann spiegelt sich im Obersee.
König Watzmann schaut in den Spiegel.
Traumhaftes Plätzchen: Die Fischunkelalm am Obersee.
Traumhaftes Plätzchen: Die Fischunkelalm am Obersee.

Und welcher See ist jetzt der Schönste im Berchtesgadener Land? Nachdem ich den vierseeigen Favoritenkreis um Hintersee, Seeleinsee, Königssee und Obersee nun bewundern durfte, fällt eine Entscheidung echt schwer. Irgendwie hat jeder See seine ganz eigene spezielle Schönheit.

Der Hintersee mit seiner mystischen Atmosphäre, den fotogenen Felsblöcken und dem angrenzenden Zauberwald?

Das kleine tief-türkise Seeauge des Seeleinsees, das so unerwartet auftaucht und einen prachtvollen Kontrast zu seiner steinigen Umgebung bildet?

Der sagenumwobene, mal smaragdgrün, mal saphirblau schimmernde, stets kristallklare Königssee, der sich wie ein Fjord in das Gebirge zwängt und an allen Seiten von beeindruckenden Wänden überragt wird?

Oder doch der Obersee mit seinen makellosen Spiegelungen, dem romantischen Ideal einer Bootshütte und der saftig grünen Urwald-Umgebung?

Und was ist eigentlich mit dem Funtensee und den zahlreichen weniger bekannten Seeaugen im Steinernen Meer, die ich noch nicht gesehen habe?

Ich möchte keine Entscheidung treffen….am Besten macht ihr euch einfach selbst ein Bild!

Über den Röthsteig zur Wasseralm

Auf die beiden traumhaften Seen folgt zugleich die nächste vom Elixier des Lebens gespeiste, gewaltige Naturschönheit. Über die Weideflächen der Fischunkelalm kommt man dem Talschluss und somit dem höchsten Wasserfall Deutschlands immer näher. Welch großartige Naturkulisse sich der Regisseur mit den steilen Felswänden, den dicht gestaffelten Fichtenwäldern, die hier und da von Wiesenflecken durchbrochen werden, doch für den Hauptdarsteller Röthbachfall ausgedacht hat!

Leider steht die Sonne zu diesem Zeitpunkt fototechnisch eher ungünstig am Himmel, um vom Fuß des Wasserfalls aus festzuhalten, wie sich das Wasser des Röthbachs mutig über die mehr als 400 Meter hohen Felswände in das Königsseer Becken stürzt.

Vom Röthsteig aus bessern sich dann die Lichtverhältnisse, sodass ich wenigstens den oberen Teil des Wasserfalls präsentieren kann:

Röthbachfall
Röthbachfall vom Röthsteig aus.

Der Röthsteig verdient sich aufgrund der spannenden Wegführung, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt, der grandiosen Aussicht auf Obersee und Königssee, der wilden Vegetation am Wegesrand und der tadellose Sicherung leicht das Prädikat „wunderschön und überaus lohnend“. Zwischendurch müssen kleine Wasserfälle gequert und einige Felsstufen erklommen werden. Bei Nässe sollte man dem Röthsteig lieber fernbleiben! Mit jeder Kehre wird der Tiefblick auf das Seengespann spektakulärer.

Röthsteig
Typisches Wegstück im Röthsteig.
Farbenfrohe Vegetation am Röthsteig.
Farbenfrohe Vegetation am Röthsteig.
Ein kleiner Bruder vom Röthbachfall wird gequert.
Ein kleiner Bruder vom Röthbachfall wird gequert.
Ein Blick, an dem man sich nur schwer satt sehen kann.
Ein Blick, an dem man sich nur schwer satt sehen kann.

Am Ende des eigentlichen Röthsteigs taucht man in einen verwunschenen Bergwald ein. An einer Stelle steht man dem Beginn der Fallstrecke des Röthbachs genau gegenüber, kann den freien Fall des Wassers aber nur auf seinen ersten Metern überblicken.

Auch in der Folge bleibt das Wasser ständiger Begleiter. Lieblich schlängelt sich der Röthbach durch den Bergwald, mal näher am Weg, mal mittels Holzbretter direkt überquert, mal weiter entfernt, aber stets akustisch präsent. Urplötzlich lichtet sich der Bergwald und man steht am Rand der Almfläche der Wasseralm.

Auf dem Weg zur Wasseralm.
Auf dem Weg zur Wasseralm.
Idyllische Wasseralm.
Idyllische Wasseralm.

Die Wasseralm reiht sich in die immer länger werdende Liste meiner Lieblingsplätze im Berchtesgadener Land ein. Irgendwie wähnt man sich dort in einer anderen Welt. Derart ruhig, friedlich, idyllisch und ursprünglich wirkt die Szenerie in der Röth. Seitdem die Alm vor kurzem im neuen Gewand eröffnet wurde und im Sommer nun durchgängig bewirtschaftet ist, ist sie an Hochsommerwochenenden wie diesem als Übernachtungsstation auf einer Hüttentour durch die Berchtesgadener Alpen sehr beliebt. Eine Gruppe von Bergsteigern, die nachmittags unangekündigt eintrifft, bekommt dies zu spüren, nimmt das Angebot in der Stube zu schlafen aber gerne an. Ich halte stattdessen ein kurzes Mittagsnickerchen auf einer der Bänke und verspeise eine vorzügliche Brotzeit.

Üppige Brotzeit auf der Wasseralm.
Üppige Brotzeit auf der Wasseralm.

Schweren Herzens verlasse ich anschließend die Wasseralm, gerne hätte ich hier den ganzen Tag in der Sonne gefaulenzt. An diesen Ort muss ich unbedingt nochmal mit mehr Zeit im Gepäck zurückkehren!

Von der Wasseralm zur Gotzenalm

Heute geht es in Richtung Gotzenalm weiter. Der Steig taucht nun wieder in den Wald ein um dann oberhalb der Steilstufe, die ich vormittags auf dem Röthsteig erklommen hatte, in Richtung Landtal zu queren. Unter den steilen Abbrüchen der Gipfel des Hagengebirges geht es fast eben dahin. Teilweise fühlt man sich in einen exotischen Urwald versetzt und fragt sich ob man gerade wirklich in heimischen Gefilden unterwegs ist. Zwischendurch öffnet sich immer wieder der Blick auf den Obersee und den Königssee, der von einem Stockwerk höher nochmal eine Stufe beeindruckender ist.

Bald erreicht man den Abzweig des Landtalsteigs, der wieder zur Saletalm hinunterführen würde und in Kombination mit dem Röthsteig eine tolle Rundtour bildet. Ich steige dagegen weiter in Richtung Hochgschirr durch das wilde Landtal auf. Bald erreiche ich dann den Abzweig, der mich auf vom Vortag bereits bekanntem Pfad in etwas mehr als einer Stunde zur Gotzenalm bringt.

Landtal
Zwischendurch lichtet sich immer wieder der Bergwald zwischen Röth und Landtal und…
Königssee-Obersee
….gibt diesen Ausblick frei.
Wasseralm-Gotzenalm
Im unteren Landtal.
Landtal-Hochgschirr2
Rückblick vom Abzweig zur Gotzenalm auf die zurückgelegte Wegstrecke. Die Wasseralm liegt gegenüber in Bildmitte ungefähr dort, wo die Sonne noch am Weitesten in den schattigen Bergwald ragt.
Funtenseetauern
Auf dem Weg zur Gotzenalm.

Die Gotzenalm liegt bereits im Schatten als ich ankomme. Dennoch herrscht noch viel Trubel auf der Alm. Kühe geben ein abendliches Muh-Konzert und viele Übernachtungsgäste genießen den warmen Sommerabend auf der Terrasse. Kurz geselle ich mich noch zu Ihnen bevor ich mich abfahrbereit mache. Dann schaut mein Fahrrad ungeduldig und etwas beleidigt vom Zaun herüber. Einen Tag und eine Nacht hat es hier festgekettet warten müssen, während ich von einem Hagengebirge-Highlight zum Nächsten wandern durfte. Nun kann es kaum erwarten, mich schnell und sicher ins Tal zu bringen und sich für die Arbeit zu belohnen, die es während der Auffahrt am Vortag geleistet hatte.

Abend-Gotzenalm
Abendstimmung auf der Gotzenalm.
Gotzenalm-Steinernes-meer
Der Große Hundstod grüßt zum Abschied herüber.
Gotzenalm-Terrasse
Vorfreude auf die Abfahrt ins Tal.
Gotzenalm-Abfahrt
Pastellfarben über Berchtesgaden.

Es gibt noch viel zu entdecken im Hagengebirge…

Euer Jannis

Moin! Das sagt man so in Bremen, wo ich gebürtig herkomme. Vor zwei Jahren hat mich meine Leidenschaft für die alpine Bergwelt aus dem hohen Norden über Oberstdorf im Allgäu und Innsbruck, wo ich zurzeit im Masterprogramm "Entrepreneurship & Tourism" studiere, schließlich in das Berchtesgadener Land getrieben. Nach einem Praktikum bei der BGLT im letzten Jahr bin ich nun in Teilzeit angestellt und schreibe nebenbei meine Masterarbeit mit Bezug zum Berchtesgadener Land. Zum Ausgleich bin ich gerne und viel mit dem Mountainbike oder zu Fuß unterwegs und freue mich darauf meine Bergerlebnisse im Berchtesgadener Land mit euch zu teilen.

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