Berge

Grünsteinrunde: Ein Berchtesgadener Wanderklassiker

Der Grünstein. Logenplatz im Angesicht des Watzmanns.

Rundtour über den Grünstein (1306m)

Besuch aus der Heimat. Ein freier Tag. Eine Menge Neuschnee auf den hohen Berchtesgadener Bergen während tiefere Ziele oft schon wieder mit normalen Bergschuhen zugänglich sind. Und der Wunsch nach einer schönen, nicht allzu langen aber abwechslungsreichen Wanderung.

Die Umstände schienen wie gemacht für eine Wanderung auf den Grünstein! Der „Wächter über der Schönau“ eignet sich nämlich bestens um Berchtesgaden-Neulingen einen ersten Eindruck von der Berchtesgadener Bergwelt zu verschaffen und gleichzeitig ein relativ schnelles und einfaches Gipfelerlebnis zu bescheren.

Umso praktischer wenn Dieses seinen Anfang direkt von der Haustür aus nimmt. Dieser Vorteil bietet sich allen, die ihr Basislager in der Schönau haben…

Aufstieg an der Bobbahn vorbei – Frische Berchtesgadener Bergluft genießen

Wir starten gerade durch die Häuserreihen der Oberschönau in Richtung Haus Hohenwart und Bobbahn, als meine Schwester tief Luft holt und feststellt, wie frisch und klar die Luft hier bei uns doch sei. Verwundert schau ich sie an, denn für mich ist dieses Privileg der reinen Bergluft fast schon selbstverständlich geworden. Szenen aus unserer geliebten, aber eben auch verkehrsreichen und nach Großstadt duftenden Heimat Bremen kommen mir in den Sinn und umso mehr freu ich mich heute hier in der alpinen Natur unterwegs zu sein, die immer mehr aus ihrem Winterschlaf erwacht.

Obwohl es in den letzten Tagen noch bis in die Talschaften geschneit hat, haben die frischen Schneeflocken mittlerweile keine Chance mehr hier unten länger zu überdauern. Glück für all jene, die sich schon auf den höheren Gipfeln niedergelegt haben, dort finden sie zur Zeit noch eine Menge Gesellschaft.

Und so wandern wir entlang von Bergwiesen, die sich noch von ihrer Zeit unter der dichten Schneedecke erholen und durch lichte Baumreihen an denen langsam erste Sprösslinge heranwachsen in das Tal des Klingerbach hinein. Vor ein paar Tagen wären wir auf unserem Wege noch von den Lautsprecherdurchsagen an der Bobbahn begleitet worden. Mittlerweile ist die Bob-WM aber Vergangenheit und das Sprachrohr wurde an die Vögel weitergegeben, die heute ein klangfrohes Frühlingskonzert für uns veranstalten.

Wir lassen die Bobbahn hinter uns und folgen dem Forstweg in Richtung Kühroint und Grünsteinhütte. Bald erreichen wir den Einstieg des beliebten Grünstein-Klettersteigs. Ein paar Wochen später könnten wir hier wahrscheinlich super die wagemutigen Klettersteig-Fans dabei beobachten, wie sie die mächtig aufragende Felswand emporkraxeln und weiter oben dann entlang des Grates Richtung Gipfel turnen würden.

Unsere Route verlangt dagegen keinen Einsatz der Hände und ist von jedem Wanderer zu schaffen. Allerdings führt unser Steig in Richtung Grünsteinhütte, der kurz nach dem Einstieg des Klettersteiges abzweigt nun vermehrt durch Schnee. Hier im Schatten konnte sich der Neuschnee der letzten Tage noch halten. Wirklich unangenehm ist die Begehung des Steiges aber nirgendwo.

Unter den bizarren Felsformationen der Grünstein-Südabstürze behilft sich der Steig oftmals mit Treppenstufen um am Schluss über eine Steilstufe zur Grünsteinhütte (1220m) zu führen.

Durch schönes Gelände zieht sich der Steig hinauf zur Grünsteinhütte.
Schöner Bergwald kurz vor Erreichen der Grünsteinhütte.
Grünsteinhütte in winterlicher Umgebung.
Ausblick von der Grünsteinhütte ins Hagengebirge, das über dem nördlichen Ende des Königssees aufragt.
Hier geht’s lang!

Die Grünsteinhütte ist leider noch geschlossen und so machen wir es uns auf der verlassenen Terrasse gemütlich und verspeisen unsere mitgebrachte Brotzeit.

Logenplatz vis à vis des Watzmanns

Kurz darauf brechen wir dann aber zum Gipfel auf. Die letzten 15 Minuten sind schnell geschafft. Ab der Hütte lohnt es sich sogar die mitgetragenen Schneeschuhe anzuschnallen und so legen wir unsere eigene Spur zwischen den Bäumen hinauf zum Gipfel. Den haben wir heute ganz für uns alleine. Lange sitzen wir auf der Gipfelbank, genießen den Tiefblick auf Schönau und finden mein Zuhause, wo wir vor etwa 2.5 Stunden gestartet sind.

Auf der anderen Seite schauen wir in die bedrohlich wirkende, winterliche Visage von König Watzmann. Derzeit wirkt die Watzmannfamilie noch wenig einladend für den Bergsteiger und gewährt nur Skitouren-Gehern Audienz. Vorfreude auf den Sommer kommt auf. Eure Majestät, bald sehen wir uns wieder!

Irgendwann wird es uns zu kühl auf unserem aussichtsreichen Logenplatz und wir steigen wieder ab zur Grünsteinhütte.

Am Gipfel des Grünsteins mit Tiefblick auf den Berchtesgadener Talkessel.
Die winterliche Watzmann-Familie.
Wenig einladend zeigen sich das Hocheck und die Mittelspitze.
Blick zum Untersberg, der über dem Berchtesgadener Talkessel aufragt.
Ausblick vom winterlichen Grünstein.

Abstieg zum Hammerstiel

„Müssen wir jetzt wieder denselben Weg zurück oder wie?“

Nein, denn ab der Grünsteinhütte bietet sich eine ebenso schöne Abstiegsalternative, die die ganze Tour zu einer abwechslungsreichen Rundtour macht. Durch den winterlichen Wald folgen wir den Wegweisern in Richtung Hammerstiel-Parkplatz. Auf der Nordseite liegt noch deutlich mehr Schnee, weshalb wir einen Großteil des Abstieges wieder auf Schneeschuhen zurücklegen.

Abstieg vom Grünstein in Richtung Hammerstiel.

Bald wird es dunkel, die Vögel verstummen langsam und immer mehr Lichter im Tal gehen an. Der in Serpentinen angelegte Forstweg bringt uns dem Lichtermeer immer näher bis wir schließlich am Hammerstiel-Parkplatz zurück in der Zivilisation ankommen. Anschließend wartet noch ein halbstündiger Marsch durch die verstreuten Häusergruppen der Schönau, der die etwa 4-stündige Runde rund um und auf den Grünstein abschließt.

„Das war heute die perfekte Wanderung für den Einstieg“, stellt meine Schwester fest als wir meine Haustür erreichen. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, der Grünstein ist immer wieder einen Besuch wert!

Euer Jannis

Moin! Das sagt man so in Bremen, wo ich gebürtig herkomme. Vor zwei Jahren hat mich meine Leidenschaft für die alpine Bergwelt aus dem hohen Norden über Oberstdorf im Allgäu und Innsbruck, wo ich zurzeit im Masterprogramm "Entrepreneurship & Tourism" studiere, schließlich in das Berchtesgadener Land getrieben. Nach einem Praktikum bei der BGLT im letzten Jahr bin ich nun in Teilzeit angestellt und schreibe nebenbei meine Masterarbeit mit Bezug zum Berchtesgadener Land. Zum Ausgleich bin ich gerne und viel mit dem Mountainbike oder zu Fuß unterwegs und freue mich darauf meine Bergerlebnisse im Berchtesgadener Land mit euch zu teilen.

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