Berge

Glücksgefühle auf dem zweit höchsten Berg Berchtesgadens: Der Hochkalter

Gipfel des Hochkalters

Unverhofft kommt oft – so sagt es bereits ein deutsches Sprichwort.

Als wissbegieriger und erkundungsfreudiger Mensch probiere ich mich gerne aus; suche und teste neue, mir unbekannte Wege. So war für den bisher heißesten Tag des Jahres eigentlich ein Trailrun auf das sogenannte Ofentalhörndl geplant – bei welchem es sich um einen unmarkierten Weg handelt und daher an dieser Stelle keine weitere Erwähnung finden wird. Zu sagen bleibt lediglich, dass der Einstieg zu solchem Berg schwierig zu finden ist und somit auch von mir nicht eingesehen werden konnte.

Kurzerhand entschloss ich mich relativ spontan, den Hochkalter aus dem Ofental heraus zu besteigen.

Ich startete am Parkplatz der Nationalpark-Informationsstelle ,,Klausbachhaus“ in Ramsau am Hintersee. Nach kurzem Passieren einer Teerstraße zweigt der Weg links ab und fortan beginnt ein flacher Schotterweg durch das vordere Klausbachtal. Nach etwa zehn Minuten lockerem Warmlaufen zweigt der gerade Weg abermals nach links ab und ich folge der gelben Beschilderung zum Hochkalter, welche mit sechs einhalb Stunden versehen ist. Solcher Weg ist durch eine schwarze Markierung beschildert und führt durch das Ofental – durch das bei der Hochkalterüberschreitung üblicherweise abgestiegen wird. Ich jedoch möchte durch das Ofental zum Hochkalter aufsteigen und erhoffe mir dadurch mehr Einsamkeit beim Hinaufschreiten des Berges.

Häufig begangen ist der Weg auf den Hochkalter über die Blaueishütte und einen markanten Grad, welcher mit Hilfe einiger Kletterpassagen im ,,einfachen“ Schwierigkeitsgrad zum Gipfel führt. Solche Tour, so der Austausch mit anderen BergsteigerInnen, sei technisch anspruchsvoller und erlebnisreicher als der Weg über das Ofental.

Blick hinunter zur Blaueishütte; von dort führt der ,,Normalweg“ hinauf zum Hochkalter

Weiter auf den, mir unbekannten Pfaden, geht es nun bergaufwärts – jedoch noch immer recht flach durch ein längeres Waldstück leitend. Nach etwa zwanzig Minuten verändert sich der breite Waldweg zu einem schmalen Wiesenweg, der letztlich in einem steinigen Steig mündet. Die Beschaffenheit des Weges erinnert zeitweise an die Ausläufer einer Endmoräne, da viele gröbere Steine den Trail bestücken.

Vor mir erstreckt sich nun ein langes, steiniges Kar: Das Ofental. Da sich die Sonne noch hinter dem Massiv des Ofentalhörndls versteckt, bietet das Kar viel Schatten auf meinem Aufstieg zum Hochkalter. Die, nun kleiner werdenden Steine fühlen sich beim Laufen wie Sand an – was das Laufen fortan mühsam und kräftezerrend gestaltet. Durch die Verwendung von Stöcken kann ich mich jedoch ausreichend auf dem Untergrund abstützen und meine Geschwindigkeit beibehalten.

Das Ofental

Wie erwartet folgt mir niemand auf dem, meinerseits gewählten Weg und auch im Abstieg befindet sich bislang keine Menschenseele. Eine für mich optimale, ruhespendende Atmosphäre. Da ich als Sozialpädagogin arbeite habe ich tagtäglich mit vielen Menschen zutun – beim Laufen in den Bergen sehne ich mich dann nach einem Pendant: Einsamkeit.

Nachdem ich das weitläufige Kar des Ofentals beinahe bis zum Ende dessen passiert habe, folge ich einer linksgerichteten Markierung im Fels. Solche zieht sich nun kontinuierlich und gut ersichtlich bis zum Gipfel des Hochkalters. Bis solcher jedoch erreicht werden kann, müssen noch etwa vierhundert Höhenmeter bestritten werden. Mit etwas Kraxelei und dem Bestaunen der dominanten Bergwelt um mich herum stellt dies jedoch keine Qual sondern vielmehr einen Genuss dar.

Die Konsistenz des Pfades wechselt immer wieder zwischen Felsen zu sandsteinlastigen Wegen. Durch die Höhe und den seitlich bestehenden Abgründen von zweitausend Metern ist äußerste Vorsicht geboten – da bereits ein kleiner Ausrutscher böse enden könnte. Nicht umsonst ist der Weg hinauf zum Hochkalter mit einer schwarzen Markierung versehen!

Wechselnde Konsistenz des Weges. Im Bildhintergrund zu sehen der Große Hundstod

Nach drei Stunden erreiche ich den Gipfel des Hochkalters über das Ofental: Glücklich und stolz, auf dem zweit höchsten Berg Berchtesgadens stehen zu dürfen. Am Kreuz halten sich bereits mehrere Personen auf und da der Platz dort oben recht rar besäht ist, müssen wir alle etwas ,,zusammenrücken“.

Die sich mir offerierende Aussicht ist gigantisch: So bietet sich unter mir liegend das gesamte Wimmbachgries in seiner vollen Pracht; weiter geradeaus erblicke ich das Steinerne Meer mit der markanten Schönfeldspitze und dem Großen Hundstod – ferner zu sehen die Hohen Tauern. Ich bin beflügelt von dieser traumhaften Weitsicht! Auch das Berchtesgadener Land erstreckt sich auf der anderen Seite in seiner vollen Gänze.

Links die Watzmann Mittel- und Südspitze
Wimbachgries
In der Ferne: Die Schönfeldspitze; in Bildmitte der Große Hundstod
Schärtenspitze und Steinberg; im Hintergrund Berchtesgaden

Zusammenfassend wurden im Aufstieg circa zweitausend Höhenmeter und zwölf Kilometer bestritten. Ausdauer ist demnach von Nöten um die Tour durch das Ofental begehen zu können! Der Abstieg glich dem Aufstieg durch das Ofental.

Viel Spaß beim Nachgehen, eure Sarah

Howdy und Hallo! Mein Name ist Sarah und mich verschlug es vom Rothaargebirge ins Berchtesgadener Land. Da mir die heimatlichen Hügel des Nordrhein-Westfälischen Landes zu niedrig waren, zog ich 2015 von Bad Berleburg nach Bischofswiesen und erkunde seither laufend die umliegenden Berge.

One Comment

  • Helga regenbrecht

    Danke daß du mir diese fantastischen Ausblicke bietest, kann dieses Gefühl sehr gut nachvollziehen. Ich habe als „Flachlandtirolerin im fortgeschrittenen Alter“ solche Touren ( schwarz markierte Wege !! ) nicht in meinem Repertoire. Aber diese Gegend im BGL kenne ich recht gut (habe bei einer Watzmannumrundung zu Füßen des Großen Hundstod Rast gemacht). Solche Aufnahmen entschädigen und trösten mich, bis ich mal wieder ins BGL fahre, es ist soooo weit weg (550km).

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