Berge

Herbstliche Runde im Lattengebirge

Glücksbringer am Gipfel des Törlkopfes im Lattengebirge

Drei Gipfel und die Steinerne Agnes im Lattengebirge

Die kommenden Tage bringen nochmal bestes Herbstwetter. Eine schöne Wanderung, die sich bei den herbstlichen Bedingungen besonders lohnt, ist eine Runde im Lattengebirge vorbei an der Steinernen Agnes, über den Karkopf und Törlkopf und einem kurzen Abstecher zum Dreisesselberg. Denn oft führt die Route durch Laubwälder. Als ich diese Tour in der letzten Woche gegangen bin, waren die Farben der Bäume einfach prächtig.

Darüberhinaus bestehen die Reize der Tour insbesondere in den faszinierenden Felsformationen des Lattengebirges, denen man ganz nahe kommt, sowie in der Einsamkeit des Lattengebirges. Neben den vielen, deutlich bekannteren Gebirgsstöcken der Berchtesgadener Alpen führt das Lattengebirge etwas ein Schattendasein.

Während sich die Steinerne Agnes noch über relativ viel Besuch freuen darf, wird der Karkopf nur von der Reichenhaller Seite mit Unterstützung der Predigtstuhlbahn oft bestiegen. Den Törlkopf und auch die Steige zwischen den markanten Wegpunkten hat man zumeist für sich alleine. Entsprechend naturbelassen und teilweise wenig ausgetreten sind die Pfade, aber keine Angst, schwierig wird es an keiner Stelle. Somit kann man die durchgängig großartige Aussicht auf die Berchtesgadener Alpen und darüberhinaus so richtig schön genießen.

An der Steinernen Agnes vorbei zum Karkopf und Dreisesselberg

Am Parkplatz unweit des Campingplatzes Winkl-Landthal starte ich auf demWeg Nr. 477 den Aufstieg in Richtung Steinerne Agnes. Schnell öffnen sich immer wieder Blicke über Bischofswiesen hinaus in die Berchtesgadener Alpen. Über mir sind die verschiedenen Körperteile der Schlafenden Hexe nun ganz nah. Die faszinierenden hellen Dolomit-Felsformationen schimmern von oben immer wieder durch den bunten Herbstwald herab.

Typisches Lattengebirge: Laubbäume, Latschen und verwitterte Felsformationen
Herbstfarben am Aufstieg zur Steinernen Agnes

Der Blick zum Karkopf öffnet sich
Traumtag im Berchtesgadener Land, der sicher auch viele Bergsteiger auf den Hohen Göll im Hintergrund getrieben hat.

Einfach, aber durchaus Trittsicherheit fordernd erreiche ich das Bekannteste der Felsgebilde im Lattengebirge: Die Steinerne Agnes (etwa 2 Std.). Die bizarre Felsformation wurde als eines der schönsten Geotope Bayerns ausgezeichnet. Ich würde sagen zurecht!

Schon von vorne betrachtet, gibt die Steinerne Agnes heute eingerahmt in bunte Laubbäume ein besonders schönes Bild ab. Um die bekannte, pilzähnliche Ansicht zu erblicken, braucht es etwas Klettergeschick und Vorsicht. An der Agnes vorbei führen Trittspuren über steiles, brüchiges und rutschiges Gelände zum beliebten Fotomotiv über dem Bischofswiesener Talkessel.

Die Steinerne Agnes im herbstlichen Gewand
Ihre nicht ganz einfach zu erreichende Paradeansicht

Nach dem kurzen Abstecher zur Steinernen Agnes quert der Weg nach Westen fast eben und aussichtsreich die Hänge des Dreisesselberges. Nach kurzer Zeit tauche ich in einen wunderschönen Bergwald ein. Der Pfad ist nun teilweise schwer zu erkennen, da er komplett mit Laub bedeckt ist. Mit jedem Schritt raschelt es unter meinen Füßen, die Markierungen an Steinen und Bäumen leiten mich zuverlässig durch das Wurzel- und Baumlabyrinth. Nach kurzer Zeit erreicht man eine auffällige Lichtung mit einem Wegweiser.

Die Steinerne Agnes im Rückblick
Auf einem Laubteppich durch den Buchenwald
Die schöne Lichtung unterhalb des Karkopfes ist erreicht

Ein kurzes Steilstück durch immer lichter werdenden Bergwald führt schließlich in das Kar zwischen Dreisesselberg und Karkopf. Die Aussicht weitet sich und die nächste halbe Wegstunde ist gut zu überblicken. Der Steig durchzieht nun die Flanke des Karkopfes und führt in den breiten Sattel zwischen Dreisesselberg und Karkopf.

In dem Sattel angekommen, kann ich dem kurzen Absteher zum Dreisesselberg nicht widerstehen. Ein schöner Tiefblick auf Bad Reichenhall, ein großes Rundumpanorama und ein noch größeres Gipfelkreuz sind die Belohnung für den 10-minütigen Umweg auf einfachem Weg durch Latschengestrüpp.

Hoch über Bischofswiesen, durchquert man das Kar zwischen Dreisesselberg und Karkopf
Der Dreisesselberg aus dem Sattel
Ausblick vom Dreisesselberg auf die wartenden Gipfel Karkopf und Törlkopf vorne und Watzmann, Hundstod und Hochkalter hinten
Tiefblick auf Bad Reichenhall

Durch Latschen geht es dann auch weiter zum Karkopf. Sieht der höchste Gipfel des Lattengebirges während des vorherigen Ausftiegs durchaus imposant aus, wenden wir uns nun der unspektakulären Seite des Berges zu. Abermals durch Latschen erreichen wir den breiten Gipfel mit ebenfalls überdimensionalem Gipfelkreuz. Wirklich spektakulär ist nicht nur das Kreuz sondern auch die Aussicht (bis hierher etwa 3,5-4 Stunden).

Am Gipfel des Karkopfes
Aussicht bis zum Hochkönig
Zoom zum mächtigen Dachstein

Vom Karkopf zum Törlkopf

Vom Karkopf steige ich kurz wieder in die Senke unterhalb des Gipfels ab und wähle dort den Steig Richtung Süden (Wegweiser: Mordaualm/Törlscharte). Dieser führt aussichtsreich immer unterhalb des Latschenkamms zwischen Kar- und Törlkopf weiter.

Herbstliches Lattengebirge auf dem Weg zum Törlkopf
Herbstliche Farbenpracht
Blick zum Hochkalter

Nach etwa einer halben Stunde zweigt ein unscheinbarer, steiler Pfad nach links ab (Verblichene rote Hinweise auf einem Stein). Schnell, steil und über eine harmlose Felsplatte ist der Gipfel mit seinem kleinen Kreuz auf einem Vorsprung unterhalb des höchsten Punktes erreicht. Dieser Vorsprung ist ein wunderschöner Aussichtsplatz hoch über Bischofswiesen und hat einen Platz auf der Liste meiner Berchtesgadener Lieblingsorte sicher. Dazu trägt auch das liebevoll verzierte Gipfelkreuz des Törlkopfes bei.

Der Törlkopf, ein toller Aussichtsplatz
Über der herbstlichen Törlschneid bauen sich mächtig die Massive von Watzmann und Hochkalter auf
Herbstliche Farbkontraste
Das künstlerische Kreuz am Törlkopf vor der Reiteralm

Lange sitze ich hier oben hoch über den Tälern und genieße die Ruhe, dann mache ich mich schließlich auf den Abstieg. Nachdem ich auf den Hauptweg getroffen bin, steige ich weiter nach links ab in Richtung Törlscharte. Dort findet man eine wunderschön gelegene Diensthütte der Bergwacht vor. Würde es nicht bereits langsam dämmern, hätte ich hier die nächste lange Aussichtspause eingestreut. So aber tauche ich den tiefroten Buchenwald ein, der die Ostflanke des Törlkopf bedeckt. Erneut verliere ich aufgrund der fantastischen Herbststimmung eine Menge Zeit.

Rot gefärbte Buchen wohin der Blick reicht
Watzmann, Großer Hundstod und Hochkalter
Ein letzter Blick bevor es in den dunklen Bergwald geht

An der Mitterkaser-Diensthütte vorbei, trifft man schließlich auf einen Fahrweg. Dieser zieht sich am Ende noch ganz schön, bringt mich zurück zum Ausgangspunkt und schließt nach etwa 7 Stunden Gehzeit eine sehr empfehlenswerte Runde abseits der Berchtesgadener Besuchermagnete.

Euer Jannis

Moin! Das sagt man so in Bremen, wo ich gebürtig herkomme. Vor zwei Jahren hat mich meine Leidenschaft für die alpine Bergwelt aus dem hohen Norden über Oberstdorf im Allgäu und Innsbruck, wo ich zurzeit im Masterprogramm "Entrepreneurship & Tourism" studiere, schließlich in das Berchtesgadener Land getrieben. Nach einem Praktikum bei der BGLT im letzten Jahr bin ich nun in Teilzeit angestellt und schreibe nebenbei meine Masterarbeit mit Bezug zum Berchtesgadener Land. Zum Ausgleich bin ich gerne und viel mit dem Mountainbike oder zu Fuß unterwegs und freue mich darauf meine Bergerlebnisse im Berchtesgadener Land mit euch zu teilen.

4 Kommentare

  • Oliver

    Hallo Jannis,
    wieder mal eine tolle Tour mit sehr schönen Bildern, ich denke das kommt auf unseren Zettel für Touren nächstes Jahr im August. Auf das der Zettel schön voll wird 🙂

    Gruß Oliver

  • Michael Wurch

    Hallo und vielen Dank für die schöne Wegbeschreibung.
    Da die nun aber auch schon 7 Jahre auf dem Buckel hat zwei Fragen dazu, denn wir planen im Sommer dieses Jahres die Überschreitung des Lattengebirges von Hallthurn zur Steinernen Agnes und dann – wie hier beschrieben – weiter bis zum Törlkopf und weiter via Mordaualm nach Ramsau.
    1.) Trifft die Wegbeschreibung auch heute noch so zu, wie beschrieben? – Wir sind (auch ca. vor 8-10 Jahren von der Predigtstuhlbahn den Weg nach Hallthurn abgestiegen und das war auch relativ einfach – trotz meines Hangs zur Höhenübelkeit (bei bestimmten Konstellationen).
    2. Gibt es auch eine Beschreibung für den weiteren Verlauf bis nach Ramsau oder zumindest zur Mordaualm (ob dort wäre der Weg wieder bekannt) – inkl. Wegbeschaffenheiten? Ich finde leider nichts (gebe vielleicht aber auch nur die falschen Suchbegriffe ein).
    Vielen Dank schon mal im Voraus.
    Michael

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