Alte Traunsteiner Hütte © Ann-Kathrin Helbig
Ausflugstipps,  Berge

Staade Zeit auf der Reiter Alm

auf der Reiteralm © Ann-Kathrin Helbig
auf der Reiter Alm © Ann-Kathrin Helbig

Jetzt ist es soweit, wir haben eindeutig keinen Herbst mehr. Es ist kalt, die Tage auch mal grau und der erste nennenswerte Schnee fiel. Nun beginnt die „staade Zeit“, die ruhige Zeit. Besonders ruhig ist es zu dieser Zeit auf der Reiter Alm. Dies ist der markante Gebirgszug, der den klassischen Blick auf die Ramsauer Kirche im Hintergrund ziert. Von dieser Seite sind alle Wege und Steige sehr anspruchsvoll und gerade begraben unter einer Schneedecke nicht zu empfehlen für unerfahrene Bergsteiger. Wer es einfacher mag, der nimmt den Weg über Oberjettenberg. Heute wollte ich den Vormittag etwas gemütlicher gestalten, aber vor allen Dingen wollte ich keiner Menschenseele begegnen. Dafür ist die Reiter Alm einfach prädestiniert.

Also wird das Auto nahe des WTD52 unweit der Talstation der Seilbahn (nicht für die Öffentlichkeit nutzbar!) geparkt. Hier werden keine Parkgebühren erhoben und hier darf man getrost sein Auto parken. Ein Hinweisschild zeigt schon an, dass nun auch diesen Winter der Winterraum der Neuen Traunsteiner Hütte geschlossen bleibt wegen Umbauarbeiten.

Der Aufstieg erfolgt über den Schrecksattel/Schrecksteig. Die erste Stunde geht man gemütlich auf einer Forststraße, danach wird der Weg schmaler und steiler aber nie anspruchsvoll oder ausgesetzt. Am Schrecksattel angelangt mündet der Weg wieder in eine Forststraße, die direkt zur Neuen Traunsteiner Hütte führt. Am heutigen Tage ist es überraschend stürmisch, deswegen gehe ich weiter zur Alten Traunsteiner Hütte, denn dort befindet sich eine Bank, die windgeschützt unter der Terasse steht. So kann man auch bei Sturm gemütlich Brotzeiten. Das Landschaftsbild des Hochplateaus ist geprägt von kleinen süßen Almhüttchen.

auf der Reiter Alm © Ann-Kathrin Helbig
auf der Reiter Alm © Ann-Kathrin Helbig

Zu gerne würde ich jetzt in einer von ihnen sitzen, nahe am Kamin und mich aufwärmen, aber jetzt gibt es eben „nur die Harten kommen in den Garten“-Version. Also im Sturm mein Radler aufgemacht und a gscheide Wurstsemmel gegessen. Wäre es nicht so unheimlich stürmisch, dann wäre ich noch zum Großen Weitschartenkopf oder/und Großen Bruder aufgestiegen. Zwei wunderbare Aussichtsberge, die jeweils eine Stunde von der Neuen Traunsteiner Hütte mittelschwer zu erreichen sind. Doch so lange halte ich es nicht aus, meine Hände werden fast schon steif, also los gehts.

Alte Traunsteiner Hütte © Ann-Kathrin Helbig
Alte Traunsteiner Hütte © Ann-Kathrin Helbig

Tatsächlich war wohl am heutigen Tage niemand am Vormittag/Mittag hier unterwegs. Der Neuschnee ist vollkommen unverspurt. Noch lag nicht zuviel Schnee, doch bei mehr Schnee sollte man Schneeschuhe nutzen. Zur Orientierung sind ein paar Stöcke aufgestellt auf dem Hochplateau, denn im Winter ist dies auch ein Skitourengebiet und hier befindet sich auch ein Bundeswehr Trainingsgebiet.

Blick zum Sonntagshorn © Ann-Kathrin Helbig
Blick zum Sonntagshorn © Ann-Kathrin Helbig

Wer flott geht, der ist in 2-2,5 Stunden bei der Neuen Traunsteiner Hütte, längstens muss man 4 Stunden für den Aufstieg veranschlagen. Definitv hat solch eine kalte und stürmische Tour ihren Erholungswert oder wann habt ihr euch sonst als einzigen Mensch auf der Erde gefühlt?!

Liebe Grüße, eure Ann-Kathrin

Im Winter 2013 verlies ich Familie und Freunde im Südhessischen Viernheim um als Nationalparkmitarbeiterin im Berchtesgadener Land zu leben. Endlich konnte ich meinen Traum wahr werden lassen! Direkt vom Elternhaus rund 600km in die Berge ziehen, was für andere vielleicht ein gewagter Schritt wäre, war für mich das Ende der Sehnsucht. Das Berchtesgadener Land - die Sehnsucht dorthin verspürte ich permanent über Jahre. Ich hörte die Berge nach mir rufen. Bekannt ist mir das Berchtesgadener Land seit ich drei Jahre alt bin, da der beste Freund meines Opas aus Anger ist. So entstand die Verbindung. Mit 24 Jahren gab ich dem Ruf der Berge nach, Koffer gepackt und ab ins Berchtesgadener Land. Ich lebe dort wo ich früher Urlaub machte. Ein lebendiger Traum! Meine Freizeit verbringe ich fast ausschließlich in den Bergen. Nach Feierabend sich an einem sonnigen Tag einfach hinlegen - für mich unmöglich! Ob nun gemütliche Feierabend-Wanderung, Bergwanderung oder Hochtour. Je nach Zeit und Wetterlage mache ich alles. Natürlich fragt man sich mit wem ist denn das "Venema"-Mädel unterwegs? Alleine! Alleine in den Bergen unterwegs zu sein, ist im Kopf vieler zu negativ behaftet. Oft mache ich alleine die interessantesten Begegnungen. Und darum wird es auch in meinen Berichten gehen - Begegnungen am Berg. Mittlerweile bin ich auch in den Printmedien zu finden: "Das Wanderbuch bayerische Hausberge" ISBN-13: 978-3-86246-527-9 Erschienen im Bruckmann Verlag München Auch bei Lesungen der Berchtesgadener Land Autoren bin ich mit dabei. Mehr Infos: http://bgl-autoren.de/

3 Kommentare

  • Erich

    Traumhafte Bilder und eine tolle Beschreibung.
    Auch ich schätz die Zeit und das Gebiet abseits des großen Trubels und mag solche Touren.
    Danke für den Bericht!

    • Uwe

      Hallo Ann Kathrin,
      Danke für diesen Bericht und all den anderen Berichten…
      Habe vor 25 Jahren in diesem himmlischen Gebiet gelebt und gearbeitet…..

      • Alexius

        Liebe Ann-Kathrin, das ist genau der Bericht, den ich gebraucht habe um Freunde zu motivieren, mit mir zusammen auf die alte Traunsteiner Hütte für ein paar Tage hoch zu laufen. Sehr gut beschrieben. Bin schon in tiefem Schnee hoch, aber auch bei schönstem Sonnenschein, aber immer Anfang November. Danke

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