Ausflugstipps,  Berge

Trailrunning im Winter: Berchtesgadener Tourentipps

Zuweilen ist er kalt, eisig und -im Idealfall- durch Schnee determiniert: Der Winter. Ist er einmal da, so ermöglicht er im Berchtesgadener Land zahlreiche Möglichkeiten des Outdoorsports wie skifahren, rodeln, Skitouren- und Schneeschuhtouren gehen, snowboarden, etc. Hierzu bieten sich insbesondere die beheimaten Skigebiete des Götschen und Hirschecks für Groß und Klein an, um solche Aktivitäten ausüben zu können.

Was aber tun wenn entsprechende Fertigkeiten für die o.g. Aktivitäten fehlen oder die Lust auf solche nicht immer vorhanden ist?

Für mich als passionierte Bergläuferin besteht da nur eine Option: Dennoch laufen.

Solches Vorhaben ist bei Tiefschnee und Lawinengefahr jedoch nicht stets umsetzbar, daher muss ich im Winter gewisse Kompromisse eingehen: Flache Läufe im Tal (wie zum Beispiel entlang des Maximilans-Reitweges, der Königseer– oder Ramsauer Ache) sind immer möglich. Interessanter wird es bei Läufen am Berg. Im Folgenden habe ich ein paar trailruns der vergangenen Wochen aufgelistet, die derzeit laufbar sind und auch durch WanderInnen mit oder ohne Schneeschuhen bestritten werden können.

Brandkopf (1156 Meter)

Am Brandkopf

Diese Aussichtskanzel auf Watzmann und Königssee kann selbst im Winter sehr leicht erreicht werden, wie bereits Ann-Kathrin in einem ihrer Beiträge für den BGLT niederschrieb. Von der Gaststätte Vorderbrand ist solcher Trail in weniger als 20 Minuten zu realisieren. Ich startete vom Parkplatz Königssee um in der Summe auf knapp 400 Höhenmeter zu kommen und eine Wegstrecke von circa. fünf Kilometern im Aufstieg zu verzeichnen. Zunächst entlang der Teerstraße bog ich nach einiger Zeit zwischen Wohnhäusern in einen Waldpfad ein, welcher bis hinauf zum Vorderbrand Wirtshaus führt (auch bekannt als Rodelstrecke). Bei Schnee und Eisglätte empfiehlt sich die Mitnahme von Trekkingstöcken und Spikes um eine feste Bodenhaftung zu besitzen.

Am Brandkopf: Aussicht auf den Watzmann
Am Brandkopf

Rauher Kopf (1604 Meter)

Am Rauhen Kopf

Konditionell wie auch technisch schwieriger wird es bei einem Trailrun auf den Großen Rauhenkopf. Bekannt ist solcher Felsabzweig des Untersbergsmassiv durch steile und alpine(re) Passagen. Bereits im Sommer erweist sich solche Strecke oftmals als ,,Wadenbeißer“ welche Kraft und Ausdauer erfordert – im oberen Teil ebenfalls alpine(re) Erfahrung inkludiert, da einige Stellen mit Drahtseilversicherung versehen sind. Wie sich solcher trail bei winterlichen Witterungsverhältnissen gestalten würde, war mir bislang nicht klar. Grund genug, um solchen Umstand einmal auszuprobieren und das Wissensrepertoire erweitern zu können.

Da sich der gr. Rauhenkopf in unmittelbarer Nähe zu meinem Wohnort befindet, startete ich solchen Lauf in Bischofswiesen-Winkl und folgte zunächst einer Teilstrecke des Maximilians-Reitweges bis ich dann den Wegweisern hinauf zur Kastensteiner Wand folgte. Dort oben angekommen ging es, ebenfalls den Wegweisern folgend, steil aufwärts laufend in Richtung des Blauen Kastls und letztlich des Rauhen Kopfes. Da die Schneeschmelze bereits eingetreten war, gestaltete sich die untere Passage des Weges eis- und schneefrei und war daher sehr gut laufbar. Erst im oberen Drittel der Strecke wurde ich mit harschem Schnee konfrontiert, der zum einbrechen einlud. Mit Bedacht und Aufmerksamkeit lief ich, das Tempo verringernd, weiter und achtete stets auf Steilhänge (Lawinengefahr). Ein Aspekt, der von LäuferInnen bei winterlichen Bergläufen niemals unterschätzt werden sollte. Durch den massiveren Abdruck beim Laufen im Schnee können Lawinen schneller ausgelöst werden, als es Skier durch ihre Gleiteigenschaft fähig sind.

Tricky wurde es dann bei den besagten Drahtseilpassagen. Die Versicherung schaute aus dem Schnee empor, war jedoch -aufgrund der Schneemenge- auf gleicher Höhe mit selbigem. Somit schlängelte ich mich am Seil und durch den Tiefschnee entlang bis ich nach 1,45 Stunde das Gipfelkreuz erreichte.

Am Rauhen Kopf
Am Rauhen Kopf; Im Hintergrund das Untersbergmassiv

Watzmannhaus (1930 Meter)

Am Watzmannhaus: Ausblick zum Hochkaltermassiv

Mein bisheriger Trailwinter fand seine Traumtour in einem Lauf hinauf zum Watzmannhaus auf 1930 Metern. Etliche Male bin ich diese Strecke, ausgehend von der Wimbachbrücke in Ramsau, bereits gelaufen. Auch mit Schneeverhältnissen konnte ich solches bekannte wie auch historische Haus besuchen. Der jüngste Lauf nahm jedoch eine neue, intensive Wirkung auf mich ein. Faszination lag in der Luft, war zu spüren unter meinen Füßen und ergab sich im Anblick des imposanten Watzmannmassivs. War auch bei diesem trailrun der untere Teil der Strecke ohne Schnee versehen, so wurde ich recht bald mit vereisten Stellen konfrontiert, die meine Konzentration erforderten. Angekommen an der Mitterkaseralm auf 1420 Metern lag schlussendlich eine geschlossene Schneedecke ausgebreitet vor mir. Durch kalte Nächte war diese eisig und starr.

An der Falzalm angekommen

Zuweilen fühlte ich mich wie auf einer Schlittschuhbahn und glitt – so gut wie eben möglich – hinauf zur Falzalm. Was sich dann meinen Augen bot war das Schönste, was mir solcher Tag bereiten konnte:

Falzalm mit Watzmannfrau im Hintergrund
Falzalm: Ausblick auf die Watzmannkinder

Ich erblickte die Watzmannkinder in ihrer vollen – ganz intensiven Pracht. Laufe ich im Frühjahr, Sommer oder Herbst solche Strecke, bietet die Falzalm stets solchen Ausblick. An diesem Tag jedoch schien der Zauber des Schnees und des Eises die Berge in ein ganz spezielles Licht zu rücken und so hielt ich für einen Moment lang inne, um solches Schauspiel fotografisch festhalten zu können.

Nun konnte ich bereits das Watzmannhaus sehr gut erblicken. Dabei bemerkte ich außerdem, dass sich etliche Personen am Haus befinden mussten. Bislang glaubte ich, allein unterwegs zu sein.

Etwas oberhalb der Falzalm änderte sich die Beschaffenheit des Schnees. Aus der Schlittschuhbahn wurde weicher Powder – und so geschehen begann ich, beim Laufen einzusacken. Da das Ziel jedoch in unmittelbarer Nähe lag kämpfte ich mich auch die letzten Höhenmeter mit Laufschuhen hinauf zum Watzmannhaus. Unterhalb dessen war ein Kletterseil angebracht, an welchem ich mich bis zur eigentlichen Drahseilversicherung hochziehen konnte. Nun sah ich, wer sich ebenfalls für solche Tour entschieden hatte: Die Bundespolizei mit etlichen TeilnehmerInnen.

Am Watzmannhaus: Ausblick auf Watzmannfrau und -Kinder
Das Watzmannhaus im Winter
Ausblick auf das Hocheck
Horrender Besuch am Watzmannhaus durch die Bundespolizei

Der Winter dauert in den Bergregionen meist länger als im ,,Flachland“ an. Aus diesem Grund werden sich auch in naher Zukunft noch weitere Möglichkeiten ergeben, Berge (in Kenntnis mit der aktuellen Lawinengefahr!) zu erlaufen oder zu erwandern. Meine genannten Tourentipps dienen dabei als kleine Orientierungshilfe.

Ich wünsche euch viel Spaß beim selber-umsetzen! Eure Sarah

Howdy und Hallo! Mein Name ist Sarah und mich verschlug es vom Rothaargebirge ins Berchtesgadener Land. Da mir die heimatlichen Hügel des Nordrhein-Westfälischen Landes zu niedrig waren, zog ich 2015 von Bad Berleburg nach Bischofswiesen und erkunde seither laufend die umliegenden Berge.

4 Kommentare

  • Nicole Letsch Delcher

    Hallo Sarah! Ich bin auch begeisterte Trailläuferin/Wanderin vorzugsweise im Berchtesgadrner Land! Vielleicht kannst du mir nich ein paar Tips geben wohinauf ohne Abgrund. Bin nicht schwindelfrei?
    Hochschlegel, Zwiesel,Tony Lenz Hütte waren kein Problem.
    Danke für deine Hilfe,Lg.nicole

    • Sarah Voelkel

      > Liebe Nicole,
      nach Absicherung durch den Lawinenbericht könnte ich dir im Winter bei Schnee auch noch das Gebiet rund um den Jenner empfehlen. Du kannst auf den Jenner selbst via Sued- und Nordseite laufen und/ oder einen Abstecher zum Carl-von-Stahlhaus machen.

      Auch der Grünstein, die Kneifelspitze, der Dötzenkopf oder die Halsalm sind meist machbare Trailstrecken! 🙂

      VG,

      Sarah

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