Kultur

Heuernte auf der Bindalm

Heuernte auf der Alm mit Gabel und Rechen
Heuernte auf der Alm mit Gabel und Rechen

Für die einen war es Badewetter, das über das Pfingst-Wochenende herrschte, doch für die Bauern war es Heuwetter: Fast jeder Landwirt hat die heißen Tage genutzt um Heu zu machen. Während auf den Bauernhöfen in den Tälern die Heuernte mittlerweile fast ausschließlich maschinell erfolgt, ist die Heuarbeit auf den Almen noch sehr viel mühsamer. Bei uns auf der Bindalm ist das einzige motorisierte Gerät, das wir zum Heuen verwenden, ein kleiner Motormäher. So ersparen wir uns zumindest das Mähen des Grases mit der Sense, wie es früher üblich war. Die übrigen Arbeitsschritte, von der Futterwerbung bis zur Bergung des trockenen Heus, erfolgen in reiner Handarbeit. Die einzigen Werkzeuge sind Rechen, Gabel und Heunetze.

 

Nach dem Mähen des Grases am Donnerstag, bleibt es bis zum Freitagnachmittag liegen. An der Oberseite ist das feine Gras bereits leicht angewelkt, doch die unteren Schichten sind noch grasgrün. Also wenden wir das Mähgut: Mit einem Rechen wird das Gras dabei büschelweise umgedreht, so dass die bisher der Sonne abgewendeten Gräser oben auf liegen und anwelken können.

Almheu: fein und voller Kräuter
Almheu: fein und voller Kräuter

Auf den Feldern im Tal erfolgt dieser Arbeitsschritt maschinell, und zwar mit von Traktoren gezogenen Kreiselheuern mit einer Arbeitsbreite zwischen 4 und 8 Metern. Diese Maschinen ermöglichen Flächenleistungen von mehreren Hektar pro Stunde. Von dieser Schlagkraft kann man nur träumen, wenn man das Gras mit einem Rechen wendet: Zu viert brauchen wir eine Stunde, um das kleine Feld komplett zu bearbeiten. Und die Arbeitsqualität ist auch eine ganz andere, beim Wenden mit dem Rechen ist eine Häufchen- und Schwadbildung unvermeidlich und erfordert mehrmaliges Wenden. Insgesamt wenden wir das Futter dreimal,  am Freitag, am Samstag und dann nochmal am Sonntagmittag. Dann endlich ist das Gras trocken genug, um auf den Heuboden im Kaser transportiert zu werden.

 

Mit den Rechen formen wir das zu Heu getrocknete Gras schließlich zu Haufen und Schwaden.

Händische Schwadformung mit Rechen
Händische Schwadformung mit Rechen

Aber anstatt, wie im Tal, das Futter mit Traktor und Ladewagen in den Stadel einzubringen, tragen wir auf der Alm das Futter auf den Heuboden oberhalb des Stalles im Kaser. Dazu nutzen wir Heunetze, die wir befüllen, festtreten und verschnüren, um diese Heubündel dann auf den Schultern zum Kaser zu tragen.

Der Senner bei der Heuernte auf der Bindalm
Der Senner bei der Heuernte auf der Bindalm

Über eine Leiter gelangt das Heu dann unter das Dach der Almhütte, wo es gelagert wird, bis ein Kälteeinbruch im Herbst die Kühe in den Stall zwingt und ein Zufüttern von Heu erforderlich macht.

Auf den Heuboden unterm Dach des Kasers
Auf den Heuboden unterm Dach des Kasers

Die anstrengende Arbeit wird neben der üblichen Heustaubbelastung, an diesem Pfingssonntag auch noch durch die extreme Hitze erschwert. Bereits nach wenigen getragenen Heubündeln ist der komplette Körper mit einer Schicht aus Schweiß und feinem Heustaub überzogen. Insgesamt bringen wir so knapp 20 dieser Heunetze ein.

Die Heunnetze werden getragen
Die Heunnetze werden getragen

Heutzutage erscheint es absolut unglaublich, dass die Bauern früher ihr ganzes Feld auf diese Weise geheut haben. Der Zeitaufwand und vor allem der erforderliche Personaleinsatz ist enorm. Einmal im Jahr ist diese nostalgische Art der Heuernte allerdings die Mühen und die geopferte Freizeit wert, vor allem macht Sie einen dankbar für die Errungenschaften der modernen Landtechnik.

 

Euer Sepp

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

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