Nina Schlesener: Berchtesgadens einzige Bergführerin

600 Bergführer gibt es in Deutschland, nur 20 davon sind Frauen. Eine davon ist Nina Schlesener. Die einzige staatlich geprüfte Bergführerin in Berchtesgaden hat zwei Bücher geschrieben und ist Wanderexpertin im Bayerischen Fernsehen. Ihr Beruf führt Nina in alle Teile der Alpen, doch am liebsten ist sie daheim in Berchtesgaden.

Nina wächst in den Bergen auf. Ihre Eltern Christa und Gottfried sind fast vier Jahrzehnte Jahre lang Hüttenwirte des Schneibsteinhauses. Als Kind lauscht Nina den Geschichten der Berchtesgadener Bergführer, die bei ihren Eltern Stammgäste sind. Schnell steht fest: Ihre Zukunft liegt in den Bergen. 2012 schließt Nina nach nur zwei Jahren ihre Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer ab. Mit 27 Jahren ist sie Deutschland jüngste Bergführerin. Es ist eine intensive Zeit für die junge Frau: Im selben Jahr wird Nina Schlesener Europameisterin im Eisklettern.

Die Wanderexpertin im Bayerischen Fernsehen

Begonnen hat alles, als Nina 2012 bei „Wir in Bayern“ im Bayerischen Fernsehen als jüngste Bergführerin Deutschlands vorgestellt wird. 2016 geht Schorsch Kirner, der Wanderexperte des BR, in Ruhestand . Die Fernsehmacher erinnern sich an die junge Bergführerin aus Berchtesgaden. Nach kurzem Überlegen, ob die Rolle als Wanderexperte überhaupt zum Beruf des Bergführers passt, wird Nina Nachfolgerin von Schorsch Kirner. Als Wanderexpertin stellt sie einmal im Monat Touren in Bayern vor. Darunter waren auch schon mehrmals Touren aus Berchtesgaden, zuletzt die Barmsteine und die Mordaualm.

Die Buchautorin und Fotografin

2016 erscheint Nina Schleseners Buch „Meine schönsten Touren rund um Berchtesgaden“. 28 Wanderungen und Bergtouren in ihrer Heimat stellt Nina darin vor. Einige Bilder im Buch stammen von Profifotograf Klaus Fengler. Um alle Touren angemessen bebildern zu können, weckt Nina ein weiteres Talent in ihr: Das Fotografieren. Sie bringt sich die Grundlagen der Fotografie bei, schleppt Kamera, Objektive und Stativ bei fast jeder Tour mit und macht tolle Bilder. Das macht sich bezahlt, als 2019 der erste Lockdown kommt. Zur bergführerischen Untätigkeit verdammt, schreibt Nina ihr zweites Buch: Die schönsten Skitouren in den Berchtesgadener Alpen. Darin beschreibt sie 41 Skitouren in allen Schwierigkeitsgraden. Der Skitourenführer ist auch wegen Ninas grandiosen Bildern ein absolutes Highlight.

Yoga und Berg: Das passt!

Als ich Nina zum Interview treffe, kommt sie gerade vom Hotel Edelweiss. Dreimal in der Woche gibt sie dort Yoga Kurse für die Hotelgäste. Schon in ihrer Studienzeit entdeckt Nina Yoga für sich. Auch bei einigen von ihr geführten Touren gehört Yoga zum Programm. „Yoga und Bergsteigen ergänzen sich perfekt“ erklärt mir Nina. Die geistigen und körperlichen Übungen können Muskeln entlasten, Verkrampfungen lösen und die Konzentration schärfen.

Daheim in den Berchtesgadener Bergen

Die Frage nach Ihrem Lieblingsberg beantwortet Nina mit: Untersberg! Die Führung durch den Hochthron Klettersteig ist eine von Ninas Lieblingstouren mit ihren Kunden. Dazu fordern die anspruchsvollen Routen in der Südwand die Kletterin immer aufs Neue heraus. Überhaupt ist das Alpinklettern Ninas große Leidenschaft.

Der gefragteste Berg bei den Gästen ist natürlich der Watzmann. Nina weiß nicht genau, wie oft sie schon oben auf den Gipfeln des Watzmanns stand, mehr als hundert Mal auf jeden Fall. Noch öfter stand sie nur auf dem Gipfel des Schneibsteins, immerhin wuchs sie ja am Fuße des Hagengebirges auf. Heute noch zählt das Gebiet der Kleinen Reibn zu Ninas Favoriten, gerade im Winter auf Skitour. Etwa 100 Tage im Jahr verbringt die Bergführerin bei Führungen in den Bergen, 30 davon im Winter.

Nina legt bei ihren Führungen großen Wert auf die „menschliche“ Seite, sucht das Gespräch mit ihren Kunden. Sie versucht Wertschätzung für die urwüchsige Bergwelt zu vermitteln, will, dass ihre Gäste den Berg bewusst wahrnehmen – nicht als Spiel- oder Sportplatz – sondern als Ort für großartige Erfahrungen. Das zeigt Wirkung: Oft bleibt nach einer Führung der private Kontakt zwischen der Bergführerin und ihren Kunden bestehen.

Nina muss jetzt weiter. Sie geht heute noch aufs Watzmannhaus. Morgen wird sie ein Pärchen über den Watzmann führen. Wenn es das Wetter und die Verhältnisse zulassen: Denn die Sicherheit der Kunden steht für einen Bergführer immer an erster Stelle.