
Pfiat Di Müll – Grias Di CleanUp Days
Aufräumen am Bodensee-Königssee Radweg
Den weißen Müllsack mit der praktischen Schlaufe an den Lenker gehängt, die Müllsammelklammer daneben gesteckt und los geht es: Bei strahlendem Sonnenschein radeln wir gemächlich direkt von zu Hause auf dem Königsseer Fußweg in Richtung Treffpunkt. Dieser Weg ist eine wunderschöne, leichte Wanderung und Radstrecke vom Berchtesgadener Bahnhof direkt an den Königssee. Und er ist das allerletzte Stück für diejenigen, die auf der absoluten Zielgerade des Bodensee-Königssee Radwegs strampeln. Der Fernradweg erstreckt sich vom Startpunkt in Lindau am Bodensee über neun Etappe bis zum weltbekannten Königssee. Dabei kommt der fleißige Fernradler durch die schönsten Orte Bayerns, passiert Klöster und Schlösser, UNESCO-Kulturerbestätten und historische Marktstraßen, überwindet Bergpässe der Allgäuer Gipfelwelt, überquert Flüsse und erfreut sich an Seen. Und in der für uns eindeutig schönsten Region Bayerns hängen viele dann noch ein paar Tage Urlaub und Ausrasten dran, weshalb uns Einheimische der Bodensee-Königssee Radweg ein fester Begriff ist.
Heute heißt es CleanUp, aufräumen. Dazu ruft die Umweltschutzorganisation PATRON e. V. aus dem Allgäu in Zusammenarbeit mit dem Team des Bodensee-Königssee Radwegs auf und wir schließen uns nur zu gerne an. Meine siebenjährige Tochter und ich sind mit Kollegen verabredet und finden die Idee schön, den Nachmittag draußen auch mit etwas sehr Sinnvollem zu verbinden.

Am Ufer der Königsseer Ache gibt es zahlreiche ausgeschwemmte Buchten, Stellen, die aussehen, wie Strände und die im Sommer gern zum Rasten genutzt werden. Im August dieses Jahres, in dem es tageweise sehr heiß war, sind auch wir hierher geradelt. Mutig springen die Kinder dann von den Uferböschungen ins eiskalte Königsseewasser und lassen sich in der Strömung Richtung Berchtesgaden treiben. Nach dem Badevergnügen, wenn wir uns Richtung daheim aufmachen, ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir unsere Brotzeitreste wieder einpacken und zu Hause fachgerecht entsorgen. Nichts worüber wir nachdenken oder groß reden. Umso erstaunlicher ist es für mein Schulkind, dass andere Menschen offenbar ganz andere Selbstverständlichkeiten haben. Verpackungen von Müsliriegeln, Kronkorken, Plastiktüten, ein verlorener Schnuller – alles wird mit spitzen Fingern und der Müllsammelklammer von PATRON e. V. aufgehoben und in den Müllsack geworfen. Die Müllsammelutensilien konnten Interessierte in mehreren Tourist-Informationen der Region kostenlos abholen. Für die Entsorgung wurden von den Bauhöfen der Gemeinden Sammelstellen mit Entsorgungscontainern ausgeschrieben.

Nach mehreren Badestellen, die wir nach Müll absuchen, fahren wir mit den Rädern am Weg entlang und bleiben ab und an stehen, wenn wir Müll entdecken. Meine Tochter sieht es extremer als ich: Ich bin eigentlich recht positiv überrascht, wie wenig Müll weggeworfen wird. Sicher hilft es, dass die Gemeinde in kurzen Abständen Mülleimer aufgestellt hat.

Was uns doch auffällt – und hier halten wir uns bei allem Bedauern fern, denn das übersteigt unsere Toleranzschwelle – sind die vielen Stellen, die von Wanderern und Radfahrern unweit des Wegrands als Toiletten missbraucht werden. Zu dem Thema fällt uns der Ratgeber ein, der vom Nationalpark Berchtesgaden entwickelt wurde: Wie sich umweltbewusst verhalten, wenn in der freien Natur eine Toilette nicht zur Verfügung steht: Wohin mit dem großen Geschäft?
Es breitet sich doch große Zufriedenheit aus, als wir mit mäßig gefüllten Müllsäcken gen zu Hause radeln – die Sonne schiebt sich bereits in Richtung Watzmann und wir freuen uns über den sinnvoll verbrachten Nachmittag an der Königsseer Ache.

