Kultur

Sensenmähkurs in Teisendorf

Seit vielen Jahren schon veranstaltet das Katholische Bildungswerk des Berchtesgadener Landes einen Sensenmähkurs für Anfänger unter der Anleitung von Richard Bals. Mähen mit der Sense ist eine uralte Fertigkeit, die viele Menschen nach wie vor gerne lernen möchten. So ist es kein Wunder, dass der Sensenmähkurs Jahr für Jahr immer ausgebucht ist.

Richard erwartet die Teilnehmer neben der Streuobstwiese von Hans Enzinger in Teisendorf. In einer kurzen Begrüßungsrunde – vom Landschaftsgärtner bis zur Sennerin der Sellarnalm, von der Besitzerin eines zertifizierten Naturgartens bis zum Streuobstbauern ist alles vertreten – möchte Richard unsere Beweggründe für die Teilnahme wissen, die durchaus recht unterschiedlich sind: Brennnessel und niedriges Buschwerk entfernen, eingrasen für Pferde oder aber auch am Sonntag mähen können.

Beim Wort Sonntag nickt Richard wohlwollend. Denn das leise Mähen mit der Sense ist einer der wesentlichen Vorteile gegenüber der Motorsense oder einem Balkenmäher. Wer mit der Sense mäht, nimmt seine Umgebung wahr und hört die Vögel, stört die Nachbarn nicht und schont auch noch die Ressourcen. Eine Sense hält nämlich jahrzehntelang. Ganz nebenbei ist die Bewegung in der frischen Luft auch noch richtig gut für die Gesundheit!

Auf einem Tisch hat Richard zahlreiche Materialien ausgebreitet. Hämmer, Dengelambosse („Stock“ sagt Richard dazu) in verschiedensten Ausführungen, Sensenbänder, Sicheln und vieles mehr. Er erzählt uns die Geschichte der Sense und wie die Bauern früher mit der Sense gemäht haben. Mit dem Wort Dengeln, das ständig fällt, können die wenigstens in der Runde etwas anfangen. Richard hilft uns gerne weiter: das Dengeln ist die Bearbeitung des Sensenblattes mit einem Hammer, um die Schneide der Sense auszutreiben und zu verdünnen, um sie also zu schärfen. Dabei geht im Gegensatz zum Schleifen kein Material verloren. Nach dem Dengeln ist die Sense mähfertig. Wenn also während des Mähens die Schneid weniger wird, kann sie nachgedengelt werden (dafür gibt es eigene Dengelstöcke) oder mit dem Wetzstein geschärft werden. Dabei geht halt Material vom Sensenblatt verloren.

Als nächstes erklärt uns Richard den Aufbau des Sensenbaumes, zu dem man im Rupertiwinkel Warb sagt. Der Warb hat die richtige Länge, wenn der untere Griff auf Hüfthöhe liegt und man über das Sensenblatt linsen kann. Wir nehmen unsere Plätze an den Dengelstöcken ein. Vorher haben wir uns noch einen Dengelhammer ausgesucht, der mit seinen 500 Gramm doch recht schwer in der Hand liegt. Das Dengeln üben wir zunächst an kleinen Metallplatten. Richard macht es vor – locker aus dem Handgelenk die Schläge genau auf der Mitte des Stock ausführen und immer schön im Rhythmus bleiben. Also drei bis vier Schläge auf eine Stelle und danach das Blatt weiterschieben und wieder die Schläge ausführen. Nach einer halben Stunde haben wir genug geübt und dürfen nun die Sensenblätter unserer mitgebrachten Sensen bearbeiten. Mehr oder eher weniger rhythmisch bearbeiten wir unsere Sensenblätter von der breiten Seite bis zur Spitze, immer wieder. Richard macht die Runde und schaut uns auf die Finger. Seine Anweisungen Zeit lassen, Rhythmus einhalten, Schläge aus dem Handgelenk höre ich aus immer weiterer Entfernung – dengeln hat etwas Meditatives, Beruhigendes.

Nun muss das Sensenblatt wieder an den Warb befestigt werden. Die korrekte Einstellung zeigt uns Richard an der Scheunenwand. Und endlich dürfen wir mit unseren frisch gedengelten Sensen ans Werk gehen! Die Sensen werden geschultert, das Sensenblatt zeigt nach oben und wir gehen im Gänsemarsch zur Wiese. Unser Kursleiter setzt mit seiner Sense die ersten Schwünge in die Wiese – es schaut echt einfach aus und Richard arbeitet sich stetig vorwärts. Die rechte Hand führt, die linke zieht die Sense in einem Halbkreis am Boden vor dem Körper vorbei. Beim Sensen ist die richtige Körperhaltung wichtig und als wir so nach der Reihe antreten und unser Glück versuchen, ist sofort ersichtlich, bei wem die Körpergröße nicht zur Sense passt. Denn dann ist der locker geführte Halbkreis von rechts nach links leider gar nicht so möglich und das Mähen gestaltet sich mühsamer als gedacht. Der Streuobstbauer raunt mir etwas entmutigt zu „wie kann etwas, das so einfach ausschaut, so schwer sein“. Er spricht mir aus der Seele. Die geliehene Sense ist mir viel zu lang und ich beschließe nach wenigen kläglichen Versuchen, den anderen zuzuschauen. Die stellen sich zum Großteil sehr geschickt an und blicken hocherfreut und zufrieden auf die getane Mäharbeit zurück.

Der Sensenmähkurs wird vom Katholischen Bildungswerk Berchtesgadener Land einmal jährlich im Juni veranstaltet, eine rechtzeitige Anmeldung ist empfehlenswert!

Als Zugereiste komme ich mit dem neugierigen Blick von außen. Die Menschen in Berchtesgaden haben es mir angetan, ich mag sie. Ich bewundere die Leidenschaft und die Verbundenheit der Einheimischen zu ihrer Heimat und ihren Traditionen. Das ist etwas Besonderes. Gleichzeitig lerne ich die Region immer besser kennen und erzähle von meinen Erlebnisse sehr gerne in diesem Blog.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert