Eine unserer Pinzgauer Kühe am Trog
Berge,  Kultur

Der Almsommer auf der Bindalm

Sommerabend auf der Bindalm
Sommerabend auf der Bindalm

100 Tage dauert der Almsommer auf der Bindalm, das heißt: Der Almsommer 2018 ist schon wieder zu zwei Dritteln vorbei. Gerade aktuell haben meine Eltern als Sennleute auf der Alm aber einiges zu bewältigen.

Sanierung der Hirschbichlstraße

Zurzeit wird gerade die Hirschbichlstraße saniert. Das hat mehrere Auswirkungen. Zum einen fährt der Almerlebnisbus nur eingeschränkt und an manchen Tagen überhaupt nicht. Für Mountainbiker gibt es Sperrungen und Umleitungen. Auch die Almbauern und Sennleute dürfen bzw. können zurzeit nicht mit dem Auto fahren. Da meine Eltern momentan also quasi abgeschnitten sind von der Außenwelt, habe ich sie gestern Abend eben zu Fuß besucht. Der Wanderweg zur Bindalm ist von den Bauarbeiten nämlich nicht betroffen. Und so wandere ich auf dem bekannten Weg vom Hintersee an der Nationalpark-Infostelle Klausbachhaus vorbei hinein in das Klausbachtal.

Blick hinauf zu den Mühlsturzhörnern | Ramsauer Dolomiten
Blick hinauf zu den Mühlsturzhörnern | Ramsauer Dolomiten

Das Highlight auf der Strecke ist die Hängebrücke über den Mühlsturzgraben.

Die Hängebrücke über den Mühlsturzgraben
Die Hängebrücke über den Mühlsturzgraben

Die 55 Meter lange und 11 Meter hohe Konstruktion wurde 2010 gebaut und ersetzt eine kleine Brücke über den Klausbach, die nahezu jährlich nach Hochwasser, kleineren Felsstürzen und Lawinen neu gebaut werden musste.

seit 2010 führt die Hängebrücke über den Klausbach
seit 2010 führt die Hängebrücke über den Klausbach

Da ich meistens im Klausbachtal mit dem Bike unterwegs bin, gehe ich nur selten über die Hängebrücke. Jetzt am Abend ist es besonders schön, da nur ganz wenige Leute unterwegs sind.

leichte Schwingungen sind deutlich spürbar
leichte Schwingungen sind deutlich spürbar

Beeindruckend, wie intensiv die massive Konstruktion schwingt und dennoch jederzeit absolutes Vertrauen erweckt.

Blick über die Hängebrücke zu den Mühlsturzhörnern
Blick über die Hängebrücke zu den Mühlsturzhörnern

Nach der Hängebrücke führt der Wanderweg zur Engertalm-Holzstube und überquert hier den Klausbach. Der Fußweg hinauf zur Bindalm führt sehr viel flacher bergan als die Straße, der bei Radfahrern berüchtigte Mitterberg ist von hier aus lediglich zu erahnen. Es ist ein wunderschön angelegter – nie steiler – Wanderweg, der im oberen Bereich flach auf einem Steg oberhalb des klammartigen Klausbachs entlangführt, bevor er auf das Almgelände der Bindalm trifft.

Als ich an der Bindalm eintreffe, sind meine Eltern bereits mit der Stallarbeit fertig. Die Kühe sind schon draußen und drängen sich um die besten Plätze am Wassertrog

Kühe drängeln sich um den besten Platz am Wassertrog
Kühe drängeln sich um den besten Platz am Wassertrog

Trockenheit und Hitze auf der Alm

Eine große Herausforderung für Mensch und Tier auf der Alm ist die aktuelle Hitzewelle und die damit einhergehende Trockenheit. Auf der Bindalm gibt es noch ausreichend Wasser, allerdings sind bereits einige natürliche Tränkestellen der Rinder ausgetrocknet, sodass sie sich alle um den Wassertrog sammeln, wo Quellwasser sprudelt.

Eine unserer Pinzgauer Kühe am Trog
Eine unserer Pinzgauer Kühe am Trog

Es ist erstaunlich wieviel so eine ausgewachsene Kuh trinken kann: Der Inhalt des Wassertroges ist jedenfalls in kurzer Zeit erschöpft, wenn mehrere gleichzeitig daraus trinken. Bis der Trog wieder vollgelaufen ist, müssen sich die anderen Kühe noch ein wenig gedulden.

Pinzgauer, eine herrliche Rasse
Pinzgauer, eine herrliche Rasse

Bei den momentanen Temperaturen spielt die Bindalm Ihren Vorteil als Nachtweide aus. Das heißt: Tagsüber sind die Tiere im Stall und so vor der Hitze zumindest etwas geschützt. Abends nach dem melken kommen sie dann raus auf die Weide, trinken und grasen. Diese Form der Beweidung schont zudem die Natur, da Trittschäden an den erosionsgefährdeten Hängen reduziert werden. Auch zur Futterschonung trägt die Nachtweide bei, da das Zusammentreten des wertvollen Futters tagsüber unterbleibt. Gerade bei langen Trocken- und Hitzeperioden, die der sensiblen Vegetation auf der Alm stark zusetzen, ein großer Vorteil.

"Bleame", eine unserer ältesten Kühe
„Bleame“, eine unserer ältesten Kühe

Etwas Mitleid habe ich mit unseren Jungtieren auf der Mittereisalm, die sind nämlich den ganzen Tag draußen. Aber es gibt dort oben auf der Hochweide viele schattenspendende Bäume und – wie mir mein Vater versichert – noch genug Wasser.

Der Rest des Almsommers auf der Bindalm

Der Almsommer auf der Bindalm wird noch bis etwa Mitte September dauern. Bis dahin wird sich noch einiges tun! Die Jungtiere kehren von der Mittereisalm zur restlichen Herde zurück, die Arbeiten an der Straße werden abgeschlossen werden und vor allem: Am 24. August wird – sofern Mensch und Tier auf der Alm nichts mehr zustößt – mit dem „Kranzen“ begonnen, also der Herstellung von Fuikln und Latschenboschn, dem Kopfschmuck für den Almabtrieb.

Der Rundumkaser auf der Bindalm
Der Rundumkaser auf der Bindalm

Mitte September dann werden wir unsere Kühe und Jungtiere dann zur Schwarzbachalm treiben, wo sie noch einige Tage verbringen werden, bevor es endgültig auf den heimischen Bauernhof in der Ramsau geht.

Das Almkreuz auf der Bindalm
Das Almkreuz auf der Bindalm

Ich werde Euch auf dem Laufenden halten, Euer Sepp

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

4 Kommentare

  • Monika Templin

    Danke für.diesen interessanten Beitrag. Vor allem habe ich mich über die Wanderweg-Beschreibung gefreut. Hätte ich im vergangenen Sommer gebrauchen können. Sind mit dem Almerlebnisbus bis Hirschbichl und von dort.zur Bindalm. Interessant auch die.Beschreibung der Arbeit deiner Eltern und wie die Kühe dort grasen. Ein sehr aufschlussreicher Artikel und ich freue mich auf nachfolgende ??

      • Hans-Henning Krebs

        Danke für den tollen Bericht, wir freuen uns über jede Nachricht von Deinen Eltern. In Gedanken sind wir bei ihnen auf unserem Lieblingsplatz der Bindalm. Gibt es was schöneres? Nein.
        Liebe Grüße an alle Ingrid und H.-Henning Krebs aus Lengede

  • Daniela Quellmalz

    Hallo Sepp,
    vielen Dank für den schönen Bericht.
    Seit Sonntag sind wir leider wieder zu Hause und trauern nun den schönen Urlaubstagen nach.
    Der Besuch bei deinen Eltern auf er Bindalm ist für uns ein absolutes Muss.
    In diesem Jahr waren wir viermal mit dem Bike auf der Alm. Dort durften wieder den leckeren Schüsselkäse deiner Mutti, die herzliche Gastfreundschaft deiner Eltern und natürlich auch wieder die herrliche Aussicht genießen.
    Die Bindalm ist unser absoluter Lieblingsplatz und schon allein der Weg durchs Klausbachtal ist ein wahrer Genuss.
    Wir danken deinen Eltern für die liebevolle Bewirtung hinter der viel Arbeit und Herzblut steckt. Natürlich danken wir auch dir für die tollen Berichte, die uns die Zeit zwischen den Urlauben verkürzt.
    Bitte grüße deine Eltern von uns!
    Wir kommen im nächsten Jahr wieder.
    Bleibt schön gesund!
    Freundliche Grüße
    von
    Volker und Daniela

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