Thomas Mann und das Hotel Geiger

Das Hotel Geiger: Die Wiege des Berchtesgadener Tourismus
1904 besuchte Thomas Mann für circa zwei Wochen Berchtesgaden, genauer gesagt, besuchte er seine Schwester Julia, die mit ihrem Mann, dem 15 Jahre älteren Bankier Dr. Josef Löhr, hier Urlaub machte. Standesgemäß nächtigte er natürlich nicht irgendwo, sondern im ersten Haus am Platz: Im Hotel Geiger in Bischofswiesen.
Das Hotel Geiger war nicht nur eine der Wiegen des Tourismus in Berchtesgaden, sondern damals eine der besten Adressen im gesamten Deutschen Reich. Während Urlaub zur damaligen Zeit, besonders die sogenannte Sommerfrische in Oberbayern, zum großen Teil in kleinen Villen und Gasthäusern stattfand, nahm das Hotel Geiger allein schon aufgrund seiner Ausmaße eine Sonderstellung ein.

Mondäner Luxus vor den Toren Berchtesgadens
Hervorgegangen aus einem klassischen Berchtesgadener Bauernhaus und 1866 zu einer Pension umgebaut, entwickelte sich das Geiger in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts durch die luxuriöse Ausstattung der zentralen Räume und die Errichtung des Neuen Logierhauses zu einer der Ersten Adressen im aufkommenden Deutschen Tourismus.

Illustre Gäste im Berchtesgadener Land
Die Liste der namhaften Gäste ist lang, neben dem schon erwähnten Thomas Mann waren zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst, Adel und Hochfinanz zu Gast. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem das Hotel als Offizierserholungsheim genutzt wurde, übernahmen die US-Amerikaner den Bau und machten ein Offizierswohnheim daraus. Während dieser Zeit wohnte auch ein junger US-Offizier namens John. F. Kennedy im Geiger.

Das Hotel Geiger und der Zauberberg
Natürlich entstand Thomas Manns großer Roman „Der Zauberberg“ unter den Eindrücken, die er während eines Sanatorium-Aufenthalts seiner Frau in Davos machte. Allerdings erinnern mich die alten Bilder des Hotels Geiger doch sehr stark an die Atmosphäre in Thomas Manns Roman, besonders seine Beschreibungen des Davoser „Berghofes“. Ohne hier einem Literaturhistoriker zu nahe treten zu wollen, vielleicht hat er ja ein paar seiner Eindrücke, die er in Berchtesgaden sammelte, in den Zauberberg einfließen lassen.
Schön wäre es, dann könnte man die Worte Berchtesgaden und Berghof etwas entspannter in einem Atemzug nennen! Euer Sepp
5 Kommentare
Fredrika Gers
Schöner Artikel Sepp!
Ich hatte keine Ahnung, dass Kennedy auch schon hier war.
Bleibt die Frage nach dem weiteren Schicksal des Geiger…
Sepp BGLT
Danke Frederika, aber die Frage nach der Zukunft des Geiger kann ich dir nicht beantworten. Hoffentlich findet sich überhaupt jemand, der diese Frage beantworten kann!
Lisa Graf-Riemann
Ja, das wäre ein trauriges Schlussbild gewesen, das Geiger-Anwesen, wie es heute dasteht.
J. Wende
Es tut weh, die Bilder von damals und das heutige Bild zu sehen. Ein ehemaliger luxemburgischer Küchenchef von mir hat dort vor über 30 Jahren dort gekocht. Leider habe ich ihn aus den Augen verloren.
Caroline Thornthwaite
In den fünfziger Jahren war mein Großvater Hans Klefisch Koch im Hotel Geiger. Ich möchte dieses Foto gerne in meiner Familiengeschichte verwenden. Wo kann ich die Erlaubnis erhalten, es zu kopieren? Danke vielmals.