
Mara und der Feuerbringer

Fantasy-Kinofilm, gedreht im Berchtesgadener Land
Am 2. April startet Mara und der Feuerbringer in den Kinos. Der Fantasy-Kinofilm wurde 2014 auch im Berchtesgadener Land gedreht, die Berchtesgadener Land Tourismus GmbH war bei der Suche nach passenden Drehorten behilflich.
Autor und Regisseur Tommy Krappweis persönlich schildert seine Eindrücke von den Dreharbeiten:
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, an dem wir feststellten, dass sich der eigentlich als Drehort geplante Wasserfall in Bayrischzell als zu klein erwies. Zu klein für was? Naja, für unseren über acht Meter langen Lindwurm aus dem Nibelungenlied eben. Denn der sollte sich entsprechend der alten Sage aus seiner Höhle schlängeln, um Wasser zu trinken. Nun war aber an dem Wasserfall unserer Wahl einfach zu wenig Platz für so ein Vieh. Auch wenn der Lindwurm später erst am Computer entstehen sollte – echte sind seit dem Mittelalter so verdammt schwer aufzutreiben – musste er ja doch in unsere Szene passen

So machte sich unser Setdesigner Albert Jupé auf die Suche nach einem Wasserfall, der mindestens genauso schön, dafür aber auch viermal so groß sein sollte. Nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass wir bereits wenige Wochen vor Drehstart waren – eine Zeit, in der sich viele kleine und mittelgroße Aufgaben tummeln, die alle noch vor Drehbeginn erledigt werden wollen.
Glücklicherweise erwies sich gleich die allererste Option als ein großer Glücksfall: Der Wasserfall in der Weißbachschlucht war einfach perfekt für alles geeignet, was wir uns nur erträumen konnten. Er war nicht nur groß genug, sondern wirkte auch noch wie eine Illustration aus einem Märchenbuch mit seinen mehreren Armen, die sich über eine wunderschöne Felswand in mehrere Steinwannen ergossen, die sich im Lauf der Jahrhunderte auf dem steinernen Plateau gebildet hatten. Auch der Blick hinunter entlang des Wasserweges in die Schlucht war mehr als perfekt. Märchen- und sagenhafter kann ein Wasserfall kaum aussehen.

Unser Organisations-Departement von Produktions- und Aufnahmeleitung war dafür sehr angetan von der Straße mit Parkmöglichkeiten, die sich direkt oberhalb des gesicherten Weges befand, über den man den Wasserfall bequem erreichen konnte. Die Genehmigung zum Dreh wurde gottseidank in Rekordzeit erteilt und wir hatten nicht nur ein Problem weniger, sondern auch eine wunderbare, perfekte Location mehr in unserem Film.
Der Dreh selbst hatte seine ganz eigenen Herausforderungen, die ich mir mit dem Drehbuch allerdings selbst gestellt hatte. Der Lindwurm sollte unterhalb einer Böschung, auf der unsere Hauptdarsteller Jan Josef Liefers und Lilian Prent in der Titelrolle als fünfzehnjährige Mara kauerten, aus einer Höhle kriechen. Erst wenn er sich rumdrehte, würden die beiden ihn von vorne sehen. Daraufhin sollte das Monstrum versuchen eine Böschung zu erklimmen um nach unseren Hauptdarstellern zu schnappen, um dann zusammen mit einem dicken Baumstamm rückwärts hinunterzustürzen.

Da ich kein Freund davon bin, alles digital am Computer entstehen zu lassen, erbettelte ich mir einen echten Baumstamm von sechs Metern Länge und etwa 70 cm Durchmesser, der vor den beiden Schauspielern zu Tal donnern sollte. Das Monstrum war so wuchtig und schwer, dass wir zehn Mann benötigten um ihn an Ort und Stelle zu transportieren. Um den Sturz nicht nur gesichert und kontrolliert, sondern auch wiederholbar ablaufen zu lassen, wurde ein Drahtseil um den Baumstamm gewickelt, das sich beim Sturz entsprechend abwickeln würde. So konnten wir den Baumstamm für die Wiederholungen der Szene immer wieder mit einer mächtigen Motor-Seilwinde hochziehen.

Erfreulicherweise mussten wir das ganze nur einmal proben und dann genau ein einziges Mal drehen. Bereits der erste Take klappte hervorragend und landete exakt so im fertigen Film. Doch nach einem erleichterten Applaus der etwa 100 Teammitglieder ging es bereits an die nächste Aufgabe: Siegfried der Drachentöter sollte auf seinem Hengst Grani oben am Kamm des Wasserfalls erscheinen.

Doch leider erwies es sich als völlig unmöglich, das Pferd so nah am Kamm zu platzieren, dass wir von der anderen Seite aus mit der Kamera irgendetwas von ihm oder seinem Reiter erspähen konnten. Dem massigen Kaltblüter war eigentlich sonst alles ziemlich wurscht, aber Wasser war so gar nicht sein Ding. Also mussten wir uns ganz schnell etwas anderes einfallen lassen, bevor die Sonne so tief stand, dass wir nicht mehr drehen konnten. Innerhalb weniger Minuten entschlossen wir uns, Ross und Reiter einfach direkt am Rand der Straße zu platzieren, um beide schließlich in der Nachbearbeitung dorthin zu kopieren, wo wir sie eigentlich haben wollten. So wurde das riesenhafte, weiße Pferd also direkt am Straßenrand geparkt und Siegfried sollte für die Kamera ein paar Mal auf- und absteigen. Die Kamera stand allerdings unterhalb der Straße und war so für die Autofahrer nicht zu sehen! Ebenso wenig war irgendwer sonst von unserem riesigen Team zu sehen, denn natürlich sollten außer Siegfried und Pferd möglichst nur Bäume, Berg und Himmel im Bild vorkommen. So bot sich also den vorbeifahrenden Autolenkern ein Bild, das sie vermutlich so schnell nicht vergessen werden: Scheinbar völlig mutterseelenallein und wie aus der Historie gefallen, stand da also ein gigantisches, weißes Pferd neben der Fahrbahn! Doch damit nicht genug: Auf diesem Pferd saß ein großgewachsener, breitschultriger Mann mit wallend blondem Haar – ausgestattet mit einer aufwändig gearbeiteten, ledernen Rüstung und einem wuchtigen, mittelalterlichen Schwert. Zudem wurde dieses lebende Standbild auch noch angestrahlt aus versteckten Scheinwerfern, die das Ganze in magisches, wahrlich sagenhaftes, goldenes Licht tauchten! Mehr als einmal verlangsamte ein Wagen seine Fahrt, um ungläubig auf dieses Schauspiel zu starren, das zwangsläufig wie eine Art seltsamer Traum wirken musste. Wir drehten unsere Szenen und jeder von uns, der die Gelegenheit hatte, ein paar der verwunderten Blicke zu erhaschen, lachte Tränen. Teilweise heute noch. Im Film gelingt die Illusion perfekt: Siegfried und sein Hengst erscheinen exakt so sagenhaft oberhalb des Wasserfalls, wie man sich das vorstellt. Und dank dieser fantastischen Location eben sogar noch schöner als das.

Da die Weißbachschlucht selbst mindestens ebenso malerisch daherkam, entschlossen wir uns recht spontan, auch dort zu drehen. Unsere beiden Hauptdarsteller sollten entgegen des Wasserlaufs am Rand entlang laufen beziehungsweise klettern und dabei ein paar wichtige Sätze sprechen. Hierzu leistete uns die Bergwacht Berchtesgaden unschätzbare Hilfe, in dem sie die Wege vorher mehrfach abliefen, dann ebenso professionell wie routiniert sicherten und unseren kostbaren Schauspielern dann während des Drehs mit Rat und Tat zur Seite standen.
Alles in allem verliefen die Tage im Berchtesgadener Land nicht nur völlig fehlerfrei und problemlos, wir konnten am Ende auch mit fantastischem Material glänzen, das sich in unserem Fantasy-Kinofilm Mara un der Feuerbringer ganz und gar ausgezeichnet macht. Darum danke ich hiermit der Gemeinde Berchtesgaden ganz herzlich für die Unterstützung, beglückwünsche alle, die hier leben dürfen auf das herzlichste und würde mich sehr freuen, wenn wir einmal wieder die Ehre haben, in dieser einmalig schönen Landschaft drehen zu dürfen.
Tommy Krappweis, 16. März, 2015

