Bob-Nationalmannschaft mit Cheftrainer Christoph Langen (vorne links) und Konzept- und Medienkünstler Martin Höfer (vorne rechts). Foto: BSD
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Interview mit Bob-Cheftrainer Christoph Langen

Bob-Nationalmannschaft mit Cheftrainer Christoph Langen (vorne links) und Konzept- und Medienkünstler Martin Höfer (vorne rechts). Foto: BSD
Bob-Nationalmannschaft mit Cheftrainer Christoph Langen (vorne links) und Konzept- und Medienkünstler Martin Höfer (vorne rechts). Foto: BSD

„Es wird nicht leicht am Königssee zu gewinnen“

Herr Langen, am kommenden Wochenende findet das Weltcupfinale des internationalen Bob- und Skeletonverbandes IBSF am Königssee statt. Pilot Nico Walther liegt im Zweierbob aktuell auf Rang zwei hinter dem Koreaner Yunjong Won. Maximilian Arndt und Francesco Friedrich führen mit ihren Vierer-Teams die Viererbob-Wertung an. Erwarten Sie bei den  finalen Weltcuprennen am Wochenende noch eine Verschiebung in der Rangliste?

Christoph Langen: „Die Weltcup-Gesamtwertungen sind für mich bereits entschieden. Da dürfte sich beim letzten Rennen nicht mehr viel tun. Wenn alles normal läuft, dann holt sich Maximilian Arndt den Gesamtweltcup im Viererbob am Königssee.“

Ist das dann so eine Art Revanche für den zweimaligen Viererbob-Weltmeister, der letzte Woche nur Siebter bei der WM in Igls wurde?

Christoph Langen: „Nein, das ist es leider nicht. Es ist schade, dass der Gesamtweltcup und auch die Europameisterschaften bei uns keinen Stellenwert haben. Leider zählt nur die Weltmeisterschaft. Das finde ich nicht gut, denn eigentlich zeichnet der Gesamtweltcupsieg den Piloten aus, der die ganze Saison konstant vorne gefahren ist. Für mich wäre das höher anzusetzen, weil es nicht nur ein Rennen ist. Es wird der Pilot prämiert, der auf allen Bahnen der Welt schnell sein kann und nicht nur auf einer Bahn. Und das sind bei uns sicher alle vier Weltklasse-Piloten, wenn sie gesund und fit über die Saison kommen.“

Sie haben die Europameisterschaften angesprochen. Was würden Sie da verändern?

Christoph Langen: „Der Bobsport lebt von Europa und nicht von Nordamerika oder Asien. Alle Sponsoren kommen aus Europa und dort gibt es auch die meisten Fernsehzeiten. Für mich sollte der Stellenwert von Europameisterschaften wieder höher angesiedelt werden. Diese Titelkämpfe sollten nicht einfach so im Weltcup mitgefahren werden. Das ist schade.“

Die deutschen Teams müssten gute Chancen zu Hause am Königssee haben. Johannes Lochner, Francesco Friedrich, Nico Walther und Max Arndt zählen sie doch sicher zu den Favoriten, oder?

Christoph Langen: „Ja, aber es wird nicht leicht am Königssee zu gewinnen. Hier kann man viel Zeit verlieren, vor allem durch die S-Kombination. Das ist leider auch eine Materialgeschichte. Man wird es bei US-Amerikanern und vor allem Amerikanerinnen sehen. Deren Schlitten sind prädestiniert für Bahnen wie Königssee. Sie werden auf jeden Fall bessere Tendenzen haben als wir.“

Beim letzten Weltcup im Dezember 2015 standen Francesco Friedrich im Zweier und Nico Walther im Vierer ganz oben auf dem Podest und Lokalmatadorin Sandra Kroll wurde als beste deutsche Pilotin Fünfte. Können wir das nicht wiederholen?

Christoph Langen: „Das Ergebnis vom ersten Weltcup im Dezember wird sich etwas verschieben. Damals hatten wir noch einen Heimvorteil. Wir hatten bereits Selektionsrennen am Königssee und die anderen Nationen waren zum ersten Mal da. Inzwischen haben die anderen Nationen im Weltcup aufgeholt. Wir haben hier nicht mehr Fahrten als die anderen. Einen Heimvorteil gibt es jetzt zum Saisonende nicht mehr.“

Cheftrainer Bob Christoph Langen
Cheftrainer Bob Christoph Langen

Was ist mit Sandra Kroll? Sie musste mit einer Gehirnerschütterung nach einem Trainingssturz die Saison vorzeitig beenden. Wie geht es für die Bischofswieser Bobpilotin weiter?

Christoph Langen: „Sandra muss jetzt erst einmal ganz gesund werden. Sie hat es ganz schön erwischt und ich hoffe, dass sie bald wieder trainieren kann. Athletisch muss Sandra unbedingt über den Sommer zulegen, dann ist sie dabei. Das Potential ist auf jeden Fall da.
Unsere Frauen sind derzeit fahrtechnisch auf einem ähnlichen Niveau. Die Pilotinnen, die über den Sommer athletisch Gas geben, werden in Zukunft im Weltcup dabei sein und auch unsere Kandidatinnen für die Olympischen Winterspiele in zwei Jahren sein.“

Apropos Olympische Spiele: Sie fliegen am kommenden Montag zu den ersten Testfahren auf die neue Olympiabahn im koreanischen PyeongChang. Was versprechen Sie sich da?

Christoph Langen: „Ich fahre in erster Linie als Beobachter nach Korea. Anders als bei den deutschen Rodlern oder Skeletonsportlern habe ich als Cheftrainer keinen eigenen Sportler dabei. Die IBSF hat uns hier nicht berücksichtigt. Unsere Piloten werden auf vier deutschen Bahnen hervorragend ausgebildet. Wichtig ist aber auch, dass wir uns neue Bahnen erarbeiten. So wie es bei Mariama diesen Winter war, ist es nicht schlecht. Die Nachwuchs-Pilotin im Weltcup musste sich vier neue Bahnen innerhalb kürzester Zeit erarbeiten. Das ist ein riesen Vorteil, wenn man das kann. Ich hoffe, dass der DOSB sportfachlich erkennt, wie wichtig neue Bahnen sind und uns dann auch Lehrgänge in Whistler oder Lake Placid genehmigt. Bei den Männern wissen wir schon die vier Piloten, die für die nächsten Olympischen Spiele in Frage kommen. Bei den Frauen werden es die sein, die sich am Start am besten entwickeln. Ich halte neben der Weltklasse-Startleistung die schnelle Erarbeitung von neuen Bahnen für besonders wichtig für einen Erfolg bei den nächsten Olympischen Winterspielen im Jahr 2018.“

Vielen Dank für das Gespräch an Bob-Cheftrainer Christoph Langen! (Das Interview führte Margit Dengler-Paar)

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

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