
Gen Oim – Almauftrieb auf die Bindalm

Heute war es soweit: Wir sind gen oim g’fahren! So sagt man bei uns zum Almauftrieb. Um 6 Uhr in der Früh lassen wir die Kühe und Jungtiere aus dem Stall des Möslerlehens und führen sie zur Alpenstraße. Tatsächlich treiben uns aber eher die Tiere an, wir versuchen sie zu bremsen, doch die älteren Kühe kennen den Weg bereits, waren sie doch schon mehrmals auf der Alm. Unsere Aufgabe besteht also zuerst mal darin, die schnellen Tiere einzubremsen, um die Herde zusammenzuhalten.
An der Hindenburglinde vorbei gehen wir mit unserer 13 Vieh starken Herde dann durch die steile Graßlergasse zum Bindenkreuz und Richtung Fernseben. 4 Kälber stehen derweil noch im Stall, sie sind noch zu klein für den langen Weg zur Bindalm und werden später mit dem Traktor auf die Alm gefahren. Über der Triebenbachstraße erhebt sich die Reiter Alm in den schönsten Farben, die der Morgen zu bieten hat. Erstaunlich ist die Färbung der Buchen. Durch einen Kälteeinbruch vor wenigen Wochen sind viele der bereits ausgetriebenen Blätter erfroren und sind nun braun. Der Wald sieht eher nach Herbst denn nach Frühsommer aus.

Unseren Kühen ist die außergewöhnliche Färbung der Bäume egal, zielstrebig gehen sie bergab zum Hintersee.

Am Hintersee ist es um diese Uhrzeit noch sehr ruhig, lediglich ein Fischer ist mit dem Boot bereits hinausgefahren. Wahrscheinlich sind Fische Frühaufsteher!

Wir haben leider auch keine Zeit die wunderbare Morgenstimmung am Hintersee zu genießen, sondern setzen unseren Weg fort. Am Klausbachhaus betreten wir mit unseren Kühen den Nationalpark Berchtesgaden.

Auf der Straße gehen wir tief hinein ins Klausbachtal, lassen die Hängebrücke links liegen und queren die Furten unterhalb der schroffen Mühlsturzhörner. Eine immer wieder beeindruckende Landschaft!

An der Nationalpark Informationsstelle auf der Engertalm steht ein Wassertrog, den die Kühe zu einer Trinkpause nutzen. Und auch wir, die menschlichen Begleiter, sind ganz froh über eine kurze Verschnaufpause. Es ist nämlich richtig schwül an diesem Morgen.

Doch jetzt hat sich der Himmel merklich verdunkelt, es sieht schwer nach Regen aus. Wir haben aber nicht mehr weit bis zur Bindalm, lediglich der Mitterberg, das steilste Stück des Weges, trennt uns noch vom Sommerquartier der Kühe. Wir sind zuversichtlich, den Rest des Weges im Trockenen zu schaffen. Und tatsächlich: Als wir auf der Weidefläche der Bindalm ankommen, ist der Himmel zwar von dunklen Wolken bedeckt, doch Tropfen sind noch keine gefallen.

Die Kühe verteilen sich rasch rund um unseren Kaser und genießen das frische und kräuterreiche Gras auf der Alm.

Und auch wir machen jetzt erstmal Brotzeit. Und während wir vor dem Kaser sitzen wird der Himmel wieder heller. Richtig blau wird er sogar und die Sonne strahlt mit den Kühen auf der Bindalm um die Wette.

Da haben wir heute richtig Glück gehabt mit ‘m Wetter, so kann der Almsommer weitergehen. Schaut doch mal vorbei und besucht meine Eltern, die den Sommer als Sennerin und Senn auf der Bindalm bleiben werden.

Euer Sepp


6 Kommentare
Jean Moretti
Sehr schöne Bilder,immer wieder beeindruckend.Ich freue mich schon auf den nächsten Urlaub in Ramsau.Und dann werde ich gerne mal die Bindalm
besuchen.
Sepp
> Tu das, es wird sich lohnen 😉
Binia Jlassi
Sehr schöne Aufnahmen und eine gute Erklärung zum Almauftrieb.
Ich freue mich schon sehr, wenn ich nächsten SONNTAG wieder einmal nach 4 Jahren nach Berchtesgaden komme. Es gefällt mir so gut dort, der Königssee, der Hintersee, der Blick vom JENNER u. vieles andere mehr.
Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen Sepp u. danke für die INFOS.
Sepp
> Ich wünsche Dir einen schönen Urlaub in Berchtesgaden! Wenn du Fragen hast, melde Dich einfach! Beste Grüße, Sepp
Pingback:
Claudia kerner
Noch 2 Wochen dann sind wir auch wieder in Ramsau der erste Weg führt uns wie so oft schon zur Bindalm es ist einfach schön dort und ein gutes Käsebrot macht sie Sache perfekt. Grüsse an deine Eltern bis bald c+k kerner