
Abschiedsbesuch bei der alten Jennerbahn?

Am 5. März endet eine Ära: Dann fährt zum letzten Mal die alte Jennerbahn mit den kleinen Zweiergondeln! Ein moderner Neubau ersetzt ab 2018 die alte Seilbahn. Zeit also, der alten Dame nochmal einen Besuch abzustatten. Da trifft es sich gut, dass am Sonntag nicht nur absolutes Traumwetter herrscht, sondern auch der Jennerstier, das legendäre Berchtesgadener Skitourenrennen, stattfindet. So kann ich nochmal mit der Jennerbahn fahren, den Skibergsteigern zuschauen, Toni Palzer anfeuern und die wie immer hervorragend präparierten Skipisten des Jenners hinabschwingen.
Die Auffahrt mit der Jennerbahn ist ein Erlebnis, die kleinen Gondeln werden mir fehlen. Nicht aber die langen Wartezeiten: Die neue Bahn wird die gleiche Anzahl an Passagieren in sehr viel kürzerer Zeit auf den Berg bringen. Am Sonntag freue ich mich aber über die langsame Auffahrt mit der Bahn, so kann ich die erste Teil-Strecke des Jennerstiers gut überblicken. Von der Mittelstation steigen die Teilnehmer erst auf Skiern, dann in einer Tragepassage zum Jennergipfel auf.

Ich beobachte den ersten Aufstieg der Skibergsteiger von der Bergstation. Wie erwartet ist Toni Palzer der Erste am Gipfel. Der Skibergsteiger aus dem Bergsteigerdorf Ramsau war die letzten Wochen gesundheitlich angeschlagen, musste auch ein paar Weltcup-Rennen auslassen, war aber zum Vertical Rennen am Samstag wieder fit. Natürlich gewann er das Vertical, also das reine Aufstiegsrennen, am Vortag souverän. Und auch beim klassischen Jennerstier, dem Individual Rennen mit vier Aufstiegen, drei Abfahrten und drei Tragepassagen über 1600 Höhenmetern liegt der Doni nach dem ersten Aufstieg bereits deutlich in Führung.

Nach ein paar Minuten folgt eine erste Verfolgergruppe den Spinnergraben herauf. Unter ihnen auch Philipp Reiter, der Zauberlehrling genannte Trailrunner aus der Alpenstadt Bad Reichenhall.

Insgesamt sind 113 Skibergsteiger beim Jennerstier 2017 am Start. Die meisten von Ihnen müssen im ersten Anstieg die Tragepassage vom Spinnergraben auf den Jennergipfel meistern, lediglich die Damen, Junioren und Kadetten laufen eine andere Strecke.

Nach dem Beobachten von so viel Spitzensport im alpinen Gelände wird es Zeit, mich selbst ein wenig zu bewegen. Ich fahre von der Bergstation der Jennerbahn mit den Skiern ab zum Mitterkasersattel. Dort felle ich meine Skier auf und beobachte die Athleten. Der Watzmann bildet eine traumhafte Kulisse für das Skitourenrennen, besonders natürlich bei so einem Traumwetter.

Nachdem ich einige Sportler beobachtet habe, gehe ich auf den Tourenski hinüber zum Schneibsteinhaus. Der Blick auf den Schneibstein während der Querung ist fantastisch.

Auf dem Weg zum Schneibsteinhaus treffe ich zahlreiche Skitourengeher und Schneeschuhwanderer. Auf der Königsbergalm kreuzen sich die Wege: Ich komme vom Jenner, die anderen kommen von unten.

Viele Skitourengeher gehen nach oben, Ihr Ziel ist das Stahlhaus oder der Schneibstein.

Ich hingegen rutsche mit den Fellen unter den Skiern zum Schneibsteinhaus. Die von Christa und Gottfried Strobl geführte Berghütte hat an diesem Wochenende geöffnet. Auf der Sonnenterrasse des Schneibsteinhauses genieße ich eine warme Suppe, ein kaltes Bier und das Traumpanorama auf Watzmann und Jenner.

Ist das schön hier oben! Doch ich muss aufbrechen, ich will heute Abend nämlich unbedingt noch Bergauf Bergab anschauen. In der BR Bergsteigersendung kommt nämlich ein Beitrag über die Kleine Reibn mit Nina Schlesener, der Tochter der Hüttenwirte. Also mache ich mich wieder auf den Weg zurück zum Jenner.

Ein bisschen wehmütig werfe ich einen Blick zurück zum Schneibsteinhaus und den Namensgeber der Berghütte. Auf dem Schneibstein war ich auch schon lange nimmer….


Zusammen mit anderen Skitourengehern steige wieder auf zum Mitterkasersattel auf.

Dort ziehe ich wieder meine Felle von den Skiern ab und fahre auf der wunderbar präparierten Piste ab. Obwohl die Kanten meiner Ski nicht die besten sind, kann ich wunderbare Schwünge in den Schnee setzen: Die Piste ist hart, aber sehr griffig. Respekt an das Pistenteam der Jennerbahn! Etwas Zeit habe ich ja noch, also kehre ich noch beim Mitterkaser – wir Einheimischen sagen ja Klaus Maxei zu dieser Berghütte – ein.

Auf einer Bierbank vor dem Mitterkaser genieße ich die Sonnenstrahlen. Es ist wunderbar hier zu sitzen und dem Treiben auf der Piste zuzuschauen: Als die Sonne hinter dem Jennergipfel verschwindet, fasse ich den Entschluss endgültig ins Tal abzufahren.

Durch den Hohlweg fahre ich zur Jennerwiese und über die Piste hinab. Ein schöner Tag endet, ich glaub ich muss diesen Jahr nochmal zum Skifahren an den Jenner!
Euer Sepp

