
Von der Bindalm auf die Mittereisalm

Am Samstag waren wieder mal drei Generationen unserer Familie im Arbeitseinsatz auf der Bindalm. Wir haben unsere Jungtiere von der Bindalm auf die Mittereisalm getrieben. Also nicht die ganz kleinen Kälber, sondern die ein- bis dreijährigen Tiere. Insgesamt 6 Stück, 5 davon klassisch braune und eine seltene schwarze Pinzgauer! Drei von Ihnen waren letztes Jahr schon auf der als Hochweide genutzten Mittereisalm, die anderen drei sind zum ersten Mal für mehrere Wochen auf sich allein gestellt.
Es ist etwa acht Uhr am Morgen, als wir an der Bindalm aufbrechen. Meine Eltern haben bereits die Stallarbeit erledigt. Während die kleinen Kälber und die Milchkühe im Stall bleiben, lassen wir die Jungtiere hinaus. Mein Vater führt die Herde an, die anderen Treiber folgen am Ende. Wieder einmal ist die ganze Familie zusammengekommen, um auf der Alm zu helfen. Über den Forstweg folgen die Tiere meinem Vater bergauf. Die drei älteren kennen den Weg ja schon vom letzten Jahr, doch auch die jungen gehen brav hinterher. Schnell erreichen wir den Zaun, der die Bindalm begrenzt.
Trennung von Wald und Weide
Auf dem Weg von der Bindalm hinauf zur Mittereisalm erkennt man deutlich das Konzept der Trennung von Wald und Weide, das im Nationalpark Berchtesgaden umgesetzt wird. Durch Zäune werden Kultur- und Naturlandschaft abgetrennt. Die Almen sind komplett von Zäunen umgeben: Der so geschaffene abgetrennte Bereich wird landwirtschaftlich genutzt, der äußere Bereich der Natur selbst überlassen. So wird ein vorbildhafter Ausgleich der verschiedenen Interessen von Naturschutz und Landwirtschaft geschaffen.
Wir befinden uns jetzt im Wald oberhalb der Bindalm. Es ist kühl, nur vereinzelt schaffen es die Sonnenstrahlen durch den dichten Wald.

Kurz vor Erreichen der Mittereisalm wird der Weg merklich flacher, die Lichtung, die die Alm im Wald bildet, ist schon zu erahnen.

Schließlich erreichen wir den nächsten Zaun: Durch ein Gatter betreten wir die Mittereisalm und sind im Sommerquartier unserer Jungtiere angekommen.
Die Mittereisalm: Eine typische Hochalm
Die Mittereisalm ist eine typische Hochalm, schwer zu bewirtschaften wegen Abgelegenheit, Wassermangel und kargen Wuchses. Hinzu kommt auf der Mitterisalm das übermäßige Vorkommen des Weißen Germers.

Diese hochgiftige Pflanze säumt große Teile der Weide. Die Rinder fressen den Germer in der Regel nicht, doch die Folgen eines versehentlichen Verzehrs könnten fatal sein. Anekdote am Rande: Eine Vergiftung durch Weißen Gemer gilt als wahrscheinlichste Todesursache Alexander des Großen.
Unser Weg ist noch nicht ganz zu Ende. Vorbei am verfallenen Kaser folgen wir einem Pfad tiefer hinein in die Almfläche am Fuß des Kammerlinghorns.

Unser Ziel ist der zweite Kaser, der leicht erhöht am Beginn eine flachen Weidefläche steht.

Dieser Kaser ist ein sogenannter Doppelkaser, das heißt: Zwei Bauern teilten sich eine Hütte. Eine links, der andere rechts.

Doch diese Zeiten sind schon lange vorbei. Heutzutage wird der Kaser nicht mehr genutzt, er wird aber noch erhalten.

Unsere Tiere scheinen sich jedenfalls wohl zu fühlen, sofort beginnen sie zu grasen.

Hier oben sind die Rinder jetzt etwa 6 bis 8 Wochen auf sich alleine gestellt, meine Eltern werden natürlich regelmäßig nach dem Rechten schauen.


Wenn dann im Spätsommer die Weide auf der Mittereislam erschöpft ist, kehren die 6 Jungrinder zur restlichen Herde auf der Bindalm zurück.
Euer Sepp


5 Kommentare
Jan
Vielen Dank für den tollen Beitrag und die hervorragenden Bilder.
Sepp
> Danke für das Lob, schön wenn dir die Bilder gefallen. War wirklich eine tolle Stimmung in der Früh 😉
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Schütze, Bruni
War letztes Jahr im zeitigen Frühling auf der Mittereisalm, die Umgebung und die Stille waren einfach herrlich!