Täterort und Tatorte" - Computersimulation vom zentralen Kapitel der neuen Daueraustellung © ramicsoenario Ausstellungsgestaltung
Kultur

Die neue Ausstellung am Obersalzberg

Bauarbeiten an der Dokumentation Obersalzberg
Bauarbeiten an der Dokumentation Obersalzberg

Seit Oktober 2017 wird an der Dokumentation Obersalzberg gebaut. Die Bauarbeiten sind aufwändig, immerhin soll zukünftig das Bunkersystem integraler Bestandteil des Ausstellungsrundganges sein. Gestern erfolgte der Durchstich des neugebauten Tunnels zum historischen Bunkersystem. Damit verfügt die Bunkeranlage in Zukunft über einen barrierefreien Notausgang.

Dieser Tunnel führt zu den Bunkeranlagen
Dieser Tunnel führt zu den Bunkeranlagen

Erweiterung der Dokumentation

Seit ihrer Eröffnung 1999 hat die Dokumentation Obersalzberg viel mehr Besucher angelockt als erwartet. Die bestehenden Räumlichkeiten sind einfach zu klein geworden. Deshalb hat der Freistaat Bayern eine Erweiterung in Auftrag gegeben. Ende Oktober 2017 erfolgte die Grundsteinlegung. Die neue Ausstellung wird sich auf eine Fläche von 800m² erstrecken und damit deutlich größer sein als die bestehende. Zusätzlich wird es auf 230m² Platz für Wechselausstellungen geben. Die neue Ausstellung wird unter dem Leitmotiv „Idyll und Verbrechen“ stehen.

Die neue Ausstellung Idyll und Verbrechen

Vor kurzem hat das Institut für Zeitgeschichte (IfZ), das die Einrichtung seit ihrer Eröffnung im Jahr 1999 im Auftrag des Freistaats Bayern wissenschaftlich und museumsfachlich betreut, das neue Ausstellungskonzept für die Dokumentation Obersalzberg vorgestellt. Das Team des IfZ hat dafür unter dem Leitmotiv „Idyll und Verbrechen“ ein ambitioniertes Konzept entwickelt, das mit mehr als 350 Exponaten und zahlreichen multimedialen Elementen die Geschichte des Obersalzbergs neu vermitteln wird. Bei einer öffentlichen Abendveranstaltung am 24. Mai im AlpenCongress Berchtesgaden wurde das neue Konzept erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Kernelemente der neuen Dauerausstellung

In der Idylle der Berchtesgadener Alpen unterhielt Adolf Hitler seinen zweiten Regierungssitz. Die Neukonzeption der Dauerausstellung setzt sich zum Ziel, die enge Verbindung des Obersalzbergs mit den furchtbaren Massenverbrechen des NS-Regimes aufzuzeigen. Aus dem Führersperrgebiet Obersalzberg wurde die brutale Expansions- und Kriegspolitik des nationalsozialistischen Staates gesteuert, hier fielen zentrale Entscheidungen zu Verfolgung, Massenverbrechen und Völkermord.

Drei Kernaussagen sollen diese Verbindung verdeutlichen:

  1. Der fundamentale Zusammenhang von Entscheidungen am Obersalzberg und den Entscheidungswirkungen an den Orten, an denen die Nationalsozialisten ihre Verbrechen in die Tat umsetzten: Das Begriffspaar „Täterort und Tatorte“ bringt diesen Zusammenhang prägnant auf den Punkt und überschreibt das zentrale Kapitel der Ausstellung.
  2. Die fast unerträgliche Diskrepanz zwischen dem idyllischen Regierungssitz vor Alpenkulisse, an den sich die Spitzen des Regimes für ihre Beratungen zurückzogen und den Verbrechensschauplätzen, an denen überall in Europa und weit darüber hinaus Millionen von Menschen ihr Leben verloren.
  3. Die Gleichzeitigkeit von (inszeniertem) Alltag und Verbrechen: Die Parallelität von schönem Schein, den Verheißungen der „Volksgemeinschaft“ und gelebter Normalität auf der einen, von Diskriminierung, Gewalt und Massenmord auf der anderen Seite lässt sich am Obersalzberg besonders eindringlich veranschaulichen. Sie ist allerdings nicht nur für diesen besonderen Ort kennzeichnend, sondern stellt ein fundamentales Strukturprinzip der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft dar. Die Gleichzeitigkeit von Alltag, Verfolgung und Verbrechen gehörte zur Normalität des NS-Regimes, von den Wohnsitzen der Regimespitze auf dem Obersalzberg bis hin zu den entlegensten Winkeln des Reiches.
Täterort und Tatorte" - Computersimulation vom zentralen Kapitel der neuen Daueraustellung © ramicsoenario Ausstellungsgestaltung
Täterort und Tatorte“ – Computersimulation vom zentralen Kapitel der neuen Daueraustellung © ramicsoenario Ausstellungsgestaltung

Biografien und regionale Schauplätze schaffen Bezugspunkte

Um diese didaktischen Leitmotive anschaulich vermitteln zu können, arbeitet die neue Ausstellung mit ausgewählten Biografien, deren Handlungen und Schicksale an ausgewählten Schauplätzen konkret verortet werden können. Wesentliches Merkmal ist dabei auch die Verknüpfung mit Orten in der Region. Dieser exemplarische Zugriff macht die Folgen der NS-Politik im Einzelschicksal deutlich, wirft Fragen nach Handlungsspielräumen im lokalen Kontext auf und bietet den Besucherinnen und Besuchern Anknüpfungspunkte an die eigene Lebenswirklichkeit.

Inhaltlich gliedert sich die Ausstellung in fünf Kapitel:

  1. Die Bühne Obersalzberg: der historische Ort, seine Topografie und seine Inszenierung
  2. „Führer“, Volk und Sperrgebiet: die Gesellschaft im Nationalsozialismus
  3. Bergwelt und Weltmacht: Expansion und Krieg
  4. Täterort und Tatorte: die NS-Verbrechen an ausgewählten Tatorten
  5. Nach Hitler: Obersalzberg nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes

Schlüsselexponate erzählen Geschichte

Durch die einzelnen Kapitel leiten Erzähleinheiten, die anhand eines Schlüsselexponates verschiedene Themenkomplexe in einem Ausstellungsobjekt verbinden können. Damit trägt das Konzept der neuen Ausstellung auch vielfältigen Erfahrungen aus der Besucherforschung Rechnung: Der Weg durch die Ausstellung ist modular gestaltet, kann also auf einem „idealen“ Weg begangen werden, genauso aber entlang individueller Etappen, die sich die einzelnen Besucherinnen und Besucher selbst setzen. Das Exponat steht dabei im Vordergrund. Es erzählt seine Geschichte und wirft Fragen auf, weckt die Aufmerksamkeit des Besuchers und regt zum Nachdenken an. Ergänzt wird die didaktische Ausstattung durch verschiedene Medienstationen, die den Besucherinnen und Besuchern Gelegenheit geben, die einzelnen Themen, Orte und Biografien individuell zu vertiefen.

Verknüpfung von Ortsgeschichte und NS-Regime - Computersimulation der neuen Dauerausstellung © ramicsoenario Ausstellungsgestaltung
Verknüpfung von Ortsgeschichte und NS-Regime – Computersimulation der neuen Dauerausstellung © ramicsoenario Ausstellungsgestaltung

Eröffnung der neuen Ausstellung voraussichtlich 2020

Zu den zentralen Vermittlungsanliegen der Dokumentation Obersalzberg gehört, die Kompetenz zur kritischen Reflexion zu fördern. Die Eröffnung der Ausstellung ist für 2020 geplant. Sie wird begleitet durch ein umfassendes Bildungsangebot, für das das alte Ausstellungsgebäude als Bildungszentrum zur Verfügung stehen wird.

Die Dokumentation Obersalzberg ist auch während der Bauphase geöffnet, lediglich die Bunkeranlagen sind momentan nicht zugänglich. Wenn alles nach Plan läuft ist der Bunker aber Anfang August wieder geöffnet!

Euer Sepp

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

2 Kommentare

  • Heinz. Hembel

    Die gesteurte „Volksverblödung“ am obersalzberg wird noch intensiver betrieben ! Was hier für STEUERGELDER verschwendt werden ist ein Frechheit hoch 10..

    Aber genau das passt zur Merkel-Regierung und den möchte gerne Politiker aus allen Parteien.

    Heinz Hambel

    • Sepp

      Lieber Herr Hembel, danke für Ihren Kommentar! Ein Besuch der Dokumentation Obersalzberg würde Ihnen bestimmt auch guttun. Kleiner Tipp für Sie: Schreiben Sie Ihre Kommentare zuerst in Word und lassen sie das Geschriebene dann automatische korrigieren. Oder besuchen Sie nochmal einen Deutschkurs. So viele Fehler in einem einzigen Kommentar…. da muss man sich wirklich Sorgen machen um die Volksverblödung!

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