
Kurzurlaub im Steinernen Meer

Das Ingolstädter Haus und seine Hausberge
Ich habe den Brückentag zu Maria Himmelfahrt zu einem Kurzurlaub genutzt. Ich habe mich nämlich für zwei Tage auf dem Ingolstädter Haus im Steinernen Meer einquartiert. Den Termin habe ich schon vor Wochen fixiert, als ich zu Beginn der Hüttensaison schon mal am Ingolstädter Haus war. Man sollte nie ohne zu reservieren auf einer Berghütte auftauchen, besonders nicht an solchen langen Wochenenden. Doch dazu später mehr.
Als ich am Sonntagvormittag aufbreche, ist es bewölkt, kurzzeitig regnet es sogar leicht. Meine Vorfreude mindert das aber nicht im Geringsten. Um den Zustieg ins Steinerne Meer zu erleichtern, fahre ich mit dem E-Mountainbike durchs Klausbachtal über den Hirschbichl zur Kallbrunnalm. Der Himmel präsentiert sich jetzt schon freundlicher, stellenweise ist sogar schon Blau zu sehen.

Nach kurzer Kaffeepause an der Kallbrunnalm fahre ich weiter zum Dießbachstausee und folge dem Weg auf der rechte Seite des Stausees zur Talstation der Materialseilbahn. Hier deponiere ich mein Radl und gehe zu Fuß weiter. Auf dem Weg hinauf zum Ingolstädter Haus kriege ich noch ein paar vereinzelte Regentropfen ab, doch das stört mich nicht. Beim Gehen ist die kühlende Wirkung der Tropfen sogar sehr willkommen.

Als ich das Haus erreiche ist von Regen keine Spur mehr, der Himmel wird bald völlig aufreißen.

An der Hütte gönne ich mir erstmal eine heiße Suppe und ein kaltes Getränk. Auf der Terrasse des Ingolstädter Hauses genieße ich meinen Urlaub.
Auf die Schindlköpfe
Den Sonntagnachmittag habe ich zu einer Tour auf die Schindlköpfe genutzt. Dieser Doppelgipfel ist neben dem Hundstod der zweite Hausberg des Ingolstädter Hauses und schnell erreicht. Zuerst folge ich dem Eichstätter Weg in Richtung Riemannhaus, bis nach rechts ein gut markierter Steig abzweigt.

Über Platten und Schotter führt dann ein gut zu gehender Steig in die Scharte zwischen großen und kleinen Schindlkopf. Ich besteige zuerst den Hauptgipfel, der auf einer Höhe von 2356 Metern von einem imposanten Gipfelkreuz gekrönt wird.

Der Ausblick ist fantastisch. Das Steinerne Meer liegt mir zu Füßen,

das Ingolstädter Haus unter mir, der Hundstod gegenüber.

Im Süden überblicke ich das Saalfeldener Tal und Zell am See mit dem Großglockner im Hintergrund (bei guter Sicht).

Obwohl sich das Ingolstädter Haus schon gut gefüllt hat, als ich aufbrach, ist hier oben auf dem Schindlkopf keine Menschen Seele. Eine herrliche Ruhe. Dennoch halte ich mich nicht allzu lange am Gipfel auf. Noch ein kurzer Abstecher auf den Kleinen Schindlkopf, dessen Gipfel kein Kreuz, sondern eine große Steindaube trägt, und zurück geht’s auf dem Abstiegsweg zur Hütte.
Es ist Zeit fürs Abendessen. Und das muss man am Ingolstädter Haus einfach genießen: Die Küche erinnert mehr an ein gehobenes gutbürgerliches Lokal denn an eine Berghütte. Nach dem Essen gibt es dann ein weiteres Highlight. Die untergehende Sonne färbt den Himmel in spektakuläre Farben.

Durch die Wolken entsteht eine atemberaubende Stimmung.

Fast alle Hüttengäste haben sich draußen versammelt, um dieses Schauspiel zu beobachten. Danach wird in den Stuben des Hauses das ein oder andere Bier getrunken, an Wien genippt und ausgelassen über die Touren des Tages philosophiert.
Am nächsten Morgen fällt das Aufstehen leicht. Ich weiß: Jetzt gibt’s ein Frühstücksbuffet, das in den Berchtesgadener Bergen wohl einzigartig ist. Ausgiebig frühstücke ich auf der Terrasse und genieße das Panorama ins Steinerne Meer. So muss Urlaub sein.
Der Hundstod: Hausberg des Ingolstädter Hauses
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg zum Gipfel des Hundstodes. Der 2594 Meter hohe Berg ist der Hausberg des Ingolstädter Hauses. Der Sage nach handelt es sich beim Hundstod um den Hund des bösen Königs Watze, der wie sein Herrchen ebenfalls zu Stein erstarrt ist. Angeblich hat der Hundstod bei passendem Blickwinkel die Form eines Hundekopfes; mir fehlt es aber scheinbar an Fantasie, um das zu erkennen. Stattdessen erfreue ich mich an der Anwesenheit von Keira, dem Hüttenhund, der ebenfalls die Sonne genießt.

Um dem Hundstod zu besteigen, folge ich zuerst dem Aufstiegsweg zum Ingolstädter Haus und zweige schon nach wenigen Metern nach rechts ab. Auf der Ostseite des kleinen Hundstodes gehe ich in die Hundstodscharte und von dort über die steile Südflanke bergauf.

Das Gipfelkreuz ist schon lang im Aufstieg sichtbar und nach einer kurzen leichten Kletterstelle und den Verbindungsgrat zum Vorgipfel zügig erreicht.


Vom Gipfel des Hundstods hat man einen umfassenden Rundumblick auf die gesamte Berchtesgadener Bergwelt. Und darüber hinaus.


Wie immer in den Berchtesgadener Alpen, sticht der Watzmann mit seiner markanten Südspitze besonders ins Auge.

Nach ausgiebiger Gipfelrast kehre ich auf dem Aufstiegsweg wieder zum Haus zurück. Auf der Terrasse genieße ich meine Mittagspause und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Für den Nachmittag hab‘ ich lediglich eine kleine Erkundungstour ins Steinerne Meer geplant, ich habe ja Urlaub und will mich erholen.


Als ich zum Ingolstädter Haus zurückkomme ist richtig viel los: Zahlreiche Mehrtages-Wanderer machen hier Station auf ihrem Weg durch Steinerne Meer, manche sind auch auf der Watzmanntour unterwegs und kommen aus dem Wimbachgries. Von meinem Liegestuhl aus beobachte ich die ankommenden Wanderer.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit kommen noch Leute und wollen ein Lager. Und viele davon ohne reserviert zu haben. Die Hütte ist aber auch so schon ziemlich voll, also müssen sich die Unangemeldeten bis in den Abend hinein gedulden, um einen Schlafplatz zu bekommen. Nachdem die Nebengebäude und der Winterraum auch schon voll sind, werden einige in den Aufenthaltsräumen schlafen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen, ich habe ja mein Bett 😉
Als ich am Dienstag früh aufstehe, ist mein Urlaub in den Bergen schon fast wieder vorbei. Durch das Fenster sagt der Hundstod schon Auf Wiedersehen.

Doch noch bin ich nicht wieder daheim: Erst wird nochmal ausgiebig gefrühstückt und die Aussicht genossen. Nachdem ich mich von den Wirtsleuten und dem Hüttenteam verabschiedet habe, gehe ich noch auf den Kleinen Hundstod.

Von dort oben genieße ich nochmal den Ausblick auf das Steinerne Meer und die umliegenden Berge. Bevor ich endgültig ins Tal zurückkehre, besuche ich noch die Hochwiese.

Dieses Tal liegt zwischen Hundstod und Seehorn und ist landschaftlich einer der schönsten Flecken, die ich kenne.

Die absolut flache Wiese ist auch als Schnittlauchwiese bekannt: Im Sommer verströmt der wilde Schnittlach hier einen sagenhaften Duft. Leider ist die Schnittlauchzeit schon vorbei, doch dem Reiz der Hochwiese tut dies keinen Abbruch.

Ich setzte mich an das Ufer des idyllischen Dießbaches, der über die Hochwiese mäandert und hin und wieder kleine Seen bildet.

Wenige Meter weiter, am Beginn der Hochwiese, verwandelt sich der Dießbach in einen tosenden Gebirgsbach. Wasserfälle und Gumpen säumen meinen Weg entlang des Baches.

Es ist jetzt recht heiß geworden. Ich bade kurz meine Füße im eiskalten Bach! Was für eine Wohltat. Doch für ein richtiges Bad im Bach bin ich zu feige. Stattdessen bringe ich die letzten Meter bis zu meinem Radl hinter mich, und mache mich auf den Nachhauseweg.
Schön war mein Kurzurlaub im Ingolstädter Haus. Vielen Dank Resi und Rudi Senninger und Eurem Team für die Gastfreundschaft! Bis bald, Euer Sepp


6 Kommentare
Uschi
Deine Berichte lese ich besonders gern- du erzählst so schön, poetisch und bildhaft, was du erlebt hast und untermalst deine Berichte mit wunderbaren Fotos. Das ist für den Leser fast ein bisserl wie „dabeigewesen“.
Aus all dem ist auch die Liebe zur Natur erkennbar.
Vielen herzlichen Dank, hoffentlich lesen wir noch einige Berichte aus deiner schönen Heimat.
Sepp
Danke für das Lob, das freut mich sehr. Genau darum geht es mir: Zu zeigen wie schon unsere Heimat und Natur ist!
Becka
Lieber Sepp, ich lese deine und auch die Berichte der Kollegen und Kolleginnen mit grossem Interesse und freue mich dann immer schon darauf den nächsten Urlaub im BGL verbringen zu dürfen. Im Juli ist es endlich wieder soweit. Meine Wunschtour wäre dieses Jahr vom Dießbachstausee zum Ingolstädterhaus, dann weiter zum Kärlingerhaus. Da ich diese Tour leider so noch in keinem Wanderführer gefunden habe wollte ich fragen, ob diese Strecke auch für nicht 100% schwindelfreie Personen geeignet ist? Oder gibt es noch eine Alternativroute die du empfehlen würdest? Danke und eine schöne Zeit
Sepp
Servus Becka, freut mich wenn dir unser Blog gefällt 😉 Das Lob gebe ich geren an meine Kollegen weiter. ZU deiner Frage: Deine geplante Tour ist schon recht anspruchsvoll, aber nicht ausgeseztzt. Besonders der Weg zwischen Ingolstädter und Kärlingerhaus verläuft ja über das Hochplateau des Steineren Meeres, da sind keine ausgesetzten Stellen. Auch im Aufstieg vom Dießbachstausee zum Ingolstädter Haus sind keine Passagen dabei, für die man schwinsdelfrei sein muss. Lediglich im Abstieg vom Kärlingerhaus zum Königssee wird es richtig steil, aber auch nicht ausgesetzt! LG Sepp
Becka
> Sevus Sepp,
Danke für deine schnelle Rückinfo. Das hört sich ja positiv an.? den Abstieg über die Sauengasse lasse ich dann lieber….Alternativ würde ich dann gerne noch 2 Tage dran hängen und vom Kärlingerhaus zur Wasseralm, dann dort übernachten und weiter Richtung Gotzenalm und Abfahrt mit der neuen Jenner-Bahn. Die Wege sind glaube ich alle Rot gekennz.. Denkst du, dass es machbar ist ohne schwindelfrei zu sein oder rätst du hier ab? Danke für deine Mühe und schönen Abend?
Ps. Als Referenz – Hochalmscharte bin ich runter gewandert das ging bis auf 3 Stellen ganz gut…
Sepp
> Servus, dann wirds a richtig weite Tour, aber wunderschön! Bitte reserviere so früh wie möglich auf den Hütten, Kärlingerhaus und Wasseral, sind frühzeitig ausgebucht!