Ausflugstipps

Langlaufen auf der Almwiese

Die wunderschöne Winterwelt der Scharitzkehl

Die Wiese, die wie eine große Lichtung daliegt, ist fest in Winterhand. Schneekristalle schimmern in wunderbaren Regenbogenfarben. Fasziniert blicken wir ins hintere Tal, wo sich die steilen, mit Schneefeldern versetzten Felswände des Hohen Göll mit ihren Rissen, Graten und Kaminen abrupt gen Himmel erheben. Oben heben sie sich mit schroffen und spitzen Gipfeln vom Blau ab. Davor liegt idyllisch die Scharitzkehlalm mit ihrem Steinbau. Auf der dazugehörigen Almweide erstreckt sich – bestens präpariert – ein Teil der Langlaufloipe. Dank ihrer Höhe von 1.100 Metern gilt sie als sehr schneesicher und kann bis weit in den Frühling genutzt werden.

Im Schatten ist es knackig kalt, die Strahlen der Wintersonne wärmen dagegen schon richtig angenehm. Die Sonne rutscht am Grat entlang, es wird immer einladender auf der Scharitzkehl. Wir sind von Berchtesgaden heraufgefahren und meine Tochter hat sich wie immer über die Zahl 23 mit dem Prozentzeichen auf dem Verkehrsschild gefreut. „So eine steile Straße!“ bewundert sie die Steigung der Salzbergstraße, die uns der Höhenloipe vorbei am Familien-Skigebiet Obersalzberg und an der Dokumentation Obersalzberg näher bringt. Auf der Scharitzkehlstraße queren wir dann hinüber Richtung Wanderparkplatz Hinterbrand und genießen den grandiosen Blick ins Tal hinunter, der sich ab und an auftut.

Der Loipen-Parkplatz ist mäßig gefüllt. Es tummeln sich Winterwanderer, Eltern, die hierherauf kommen, damit ihre Kinder im Schnee spielen können und natürlich Langläufern. Wir ziehen die Langlaufschuhe an, packen unsere Langlaufskier und die Stöcke aus und gehen hinüber zum Einstieg der Loipe. Die Scharitzkehl bietet für jeden etwas. Auf neun Kilometern befindet sich die Almwiesenrunde, die sowohl Anfänger, Kinder, als auch ältere Wintersportler schaffen, und auch die Varianten in den Wald hinauf, auf denen sich fitte Sportler verausgaben können.

Wir bleiben heute auf der Almwiese und gleiten erstmal zum Taleingang hinunter. Etwas begehrlich sieht meine Sechsjährige immer wieder hinüber zur Skatingspur. Während auf unserer Seite zwei Spuren mit jeweils zwei Rillen verlaufen, in denen wir uns gleitend Schritt für Schritt nach vorne schieben, laufen die Skater im Schlittschuhschritt auf eine glatt präparierte Loipe. „So schnell wäre ich auch gern unterwegs,“ wünscht sich mein Schulkind. Die Skatingski haben wir aber heute daheim gelassen. Heute wollen wir im klassischen Stil trainieren. Auf der rechten Seite bringt uns die leichte, kaum sichtbare Steigung ein wenig außer Puste. Umso mehr genießen wir die leichte Abfahrt auf der anderen Seite. Und so ziehen wir Runde um Runde in der ruhigen und doch belebten Winterwelt.

Noch etwas gibt es zu lernen: Vor uns bewegt sich ein älteres Paar langsam vorwärts. Vorsichtig steigen wir von der rechten Spur auf die linke um. „Ah, das ist die Überholspur“, bemerkt die Kleine und zieht sichtlich stolz an den Rentnern vorbei.

Bevor wir zum sechsten Mal am Ausgangspunkt vorbeigleiten, beschließen wir, dass es jetzt Zeit für eine Pause ist. Wir öffnen unsere große Kofferraumklappe und setzen uns auf den Rand in die Sonne. Ein herrlich ruhiges Gefühl durchfließt uns: Wir haben uns ordentlich an der frischen Bergluft bewegt und genießen nun die Ruhe und Wärme, einen heißen Tee aus der Thermosflasche und eine kleine Brotzeit. Und während Mama anschließend noch mal zwei schnelle Runden absolviert, geht’s für den Nachwuchs in den Schnee. Da werden Tunnel gegraben, Gebäude errichtet, ganze Fantasielandschaften angelegt. Letztendlich sind Hose und Handschuhe ganz schön nass – Dank der wärmenden Sonne tut das dem Schneespaß aber keinen Abbruch.

Ganz toll hast Du das gemacht!“ lobt ein Herr mit Bart, der uns vorhin auf der Loipe begegnet ist. Das Töchterchen strahlt zufrieden. Wieder einmal eine tolle Bestätigung: Frische Luft, schöne Natureindrücke und Bewegung für Körper und Geist – die Rezeptur für ein zufriedenes Kind.

Ich bin hier aufgewachsen und nach vielen Jahren im außereuropäischen Ausland fast reumütig zurückgekehrt: So schön und spannend es in der großen weiten Welt da draußen auch ist – dahoam in Berchtesgaden ist‘s doch einfach am schönsten! 2014 habe ich angefangen im Tourismus in Berchtesgaden zu arbeiten. Seit Januar 2021 bin ich in der Abteilung Destinationsmanagent im Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden tätig. Meine kleine Tochter trat 2016 in mein Leben. Mit ihr bin ich viel in den Bergen unterwegs. Sport und Bewegung ist für Kinder so wichtig! Wir beide lieben die Natur und ihr Schutz liegt uns sehr am Herzen. Mit der faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt, besonders im Nationalpark Berchtesgaden, gibt es auf unseren Touren jedes Mal aufs Neue unvergessliche Erlebnisse. Schreiben tu ich für mein Leben gern und so freue ich mich, die werten Leserinnen und Leser des Berchtesgaden Blogs zukünftig mit Portraits von besonderen Menschen, Berichten von unseren Wanderungen und kindlichen Gedanken zum Leben in den Berchtesgadener Bergen unterhalten zu dürfen!

4 Kommentare

  • Matthias Skaletz

    Hallo Claudia,

    der Artikel wurde richtig toll geschrieben. Leider haben wir in NRW schon lange keinen richtigen Winter mehr gehabt, daher blieb auch der Schnee aus 🙁

    Langlauf habe ich noch nie versucht. Ich war eher immer der klassische Talabfahrt-Skifahrer 🙂

    Würdest du Scharitzkehl für ein Urlaubswochenende empfehlen?

    LG
    Matthias

    • Claudia Schülein

      ServusMatthias,

      danke für Deinen netten Kommentar und schöne Grüße nach NRW!
      Seit dem Wochenende schneit es hier in nochmal so richtig und auf der Scharitzkehl ist höchst winterlich.
      Die Scharitzkehl kann ich sommers wie winters immer für einen Ausflug empfehlen. Ein sehr beeindruckendes, schönes Fleckchen Erde.

      Herzliche Grüße aus Berchtesgaden,
      Claudia

  • Bea

    Wird denn die Wirtschaft auf der Scharitzkehlalm im Sommer 23 wieder geöffnet? Wir sind dort immer sehr gerne auf eine Obsttorte, einen Eiskaffee oder einen leckeren Windbeutel eingekehrt. Urige Gemütlichkeit draußen und drinnen! Den ganzen modernen Komfort an anderen Ausflugsorten braucht man in den Bergen nicht, daher hoffen wir, daß es demnächst auch auf der Scharitzkehl weitergeht.
    Liebe Grüße aus Hamburg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert