In den Nachmittag gewandert
Ein kurzer Aufstieg aufs Purtschellerhaus
Wer den Aufstieg mit einem Abstieg beginnen will, stellt das Auto am Ahornkaser ab, wer aufsteigen will, am Ofnerboden, bei der Enzianhütte. Man trifft sich auf dem Eckersattel wieder, wo ein Trupp gefleckter Wegelagerer die Kreuzung besetzt. Malerisch ist ein gutes Dutzend von ihnen in den Mittag gestreut, Hufe sind lässig auf den sonnenbeschienenen Forstweg gestreckt. Man wandert achtsam zwischen ihnen und ihren Hinterlassenschaften hindurch.
Ein Kreuz und eine Entscheidung: Salzburger Weg, linksherum, sonnig, etwas weiter ausholend, oder Bayerischer Weg, die Direttissima quasi, eine Himmelsleiter aus hölzernen Stufen über das steilere, schattigere Gelände. Wir haben sie nicht gezählt, die Stufen, aber es sind ziemlich viele und wer sie durchmarschiert ohne stehenbleiben und verschnaufen zu müssen, dem sei zu seiner guten Kondition gratuliert.
Oben auf dem First thront das Haus, die Wege kommen zusammen. Jetzt wird’s wieder schwierig: Die handgeschriebene Speisekarte ist lang, man muss eine Entscheidung treffen. Um sie abzukürzen, empfehle ich: Selbst gemachte Nudeln, gelb wie Engelshaar, mit Schwammerlsoße und/oder Kaiserschmarrn mit Apfelmus. Bei der Bestellung will Regina, die Hüttenwirtin, eines wissen: „Hockt ihr in Bayern oder in Österreich?“ Die Grenze verläuft mitten durchs Haus und es gibt zwei nationalstaatliche Terrassen zum Sitzen, schon wieder eine Entscheidung. Der Blick ist von beiden Seiten beachtlich: der Untersberg ragt wie ein Tafelberg aus der Ebene, die Salzach fließt davon in die Landeshauptstadt. Vor den Toiletten, an der Landesgrenze, findet sich ein historischer Automat in Postgelb. Ansichtskarten könnte man hier ziehen, aber wer hat schon noch ein paar Schillinge in der Tasche?
Die letzte Entscheidung ist dann ganz leicht: Welchen Abstieg nehmen wir? Immer den anderen!