Berge

Ein Gries ist nichts zum Essen

Am Trischübl war ich schon, im Abstieg vom Ingolstädter Haus über die Sigeretplatte nach St. Bartholomä. Im Wimbachtal und in der Wimbachklamm auch schon. Aber noch nicht in der Wimbachgrieshütte. Das habe ich am Samstag bei viel Sonne nachgeholt. Eigentlich ist es ja ein Spaziergang, hat man das Gefühl, denn es geht zwar stetig, aber sanft bergauf, nirgendwo steil. Und doch sind es 690 Höhenmeter –man merkt sie aber eigentlich nur auf dem Rückweg, denn dann geht es konstant bergab und man merkt es am nächsten Tag in den Waden. Und mit 8 km Wegstrecke ist es ein echter Hatsch. Aber es lohnt sich auf jeden Fall!

Von der Wimbachbrücke geht es per 2-Euro-Jetton durch die Wimbachklamm, kurz, aber schön wie alle Klammen und Engstellen, durch die sich das Wasser einen Weg gebahnt hat. Dann geht’s am grünen Gebirgsbach entlang hinauf zum Wimbachschloss mit schönem schattigen Biergarten und diversen Wildspezialitäten, vom  Rehgulasch bis zum Gamseintopf. Mir ist das Wild ja eigentlich in natura lieber, aber so ein Reh- oder Hirschgulasch, na ja, das hat auch seinen Reiz.

Nach dem Schloss, das der letzte Berchtesgadener Fürstprobst als Jagdstützpunkt errichten ließ und das von einer mächtigen Jahrhundertlawine 1999 auf wundersame Weise verschont blieb – vielleicht hatte der Fürstprobst ja noch etwas gut, weiter oben – geht es hinauf ins Gries, einem riesigen Schuttstrom, der ganz oben im Talschluss bis zu 1,5 km breit wird. Schuld an dem ganzen Schutt ist der Ramsaudolomit, ein stark verwitterndes Gestein, das aus dem Gebiet der Palfelhörner  ausschwemmt wird.

 

Auf der einen Seite des Tals schaut man auf den Hochkalter, auf der anderen kann man erkennen, wie weit der Weg von der Mittel- zur Südspitze des Watzmanns ist und dass man wirklich fit sein und früh aufstehen muss, will man die Überschreitung des Berchtesgadener Hausbergs anpacken.

 

Zum Trischübl und dann hinunter zum Königssee müsste man weitere sechs Stunden einplanen. Das habe ich heute nicht vor. Dann lieber einen wirklich empfehlenswerten Preiselbeerkuchen auf der Hütte und dann husch husch wieder hinunter, bevor das Wetter (= Gewitter) kommt.

Lisa Graf-Riemann ist in Passau geboren und lebt seit vielen Jahren in Marktschellenberg im Berchtesgadener Land. Sie schreibt Reisebücher, Lehrwerke und bisher 6 Kriminalromane: "Eine schöne Leich" (2010), "Donaugrab" (2011), "Eisprinzessin" (2013) und "Madame Merckx trinkt keinen Wein" (2015). Die Romane "Hirschgulasch" (2012) und "Rehragout" (2014), die auch im Berchtesgadener Land spielen, schrieb sie zusammen mit Ottmar Neuburger. Mit ihm verfasste sie auch die "111 Orte im Berchtesgadener Land, die man gesehen haben muss" (aktualisierte Neuauflage 2015). Alle Bücher sind im Emons Verlag in Köln erschienen. Wenn sie nicht am Schreibtisch sitzt , findet man sie im Sommer wie im Winter in den heimischen Bergen, auf einem Klettersteig oder beim Schwimmen am Thumsee.

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