
Unterwegs auf der Reiter Alm

Vom Sehen kennt wohl jeder die Reiter Alm, immerhin ziert ihre Silhouette nahezu jedes Bild der Ramsauer Kirche. Immerhin eines der bekanntesten Fotomotive in ganz Bayern. Doch als Wandergebiet fristet die Reiter Alm ein Dasein im Schatten der anderen Gebirgsstöcke der Berchtesgadener Alpen. Auch ich war seit meiner Grundwehrdienstzeit nicht mehr auf dem Hochplateau, obwohl die Reiter Alm meine Heimat Ramsau nach Westen abschließt.
Also habe ich mir den heutigen Donnerstag frei genommen und die Reiter Alm erkundet. Ausgangspunkt meiner Tour ist der Wanderparkplatz am Wachterl, etwas oberhlab des gleichnamigen Wirtshauses. Von hier führt der Wachterlsteig, ein anspruchsvoller Bergsteig zur Neuen Traunsteiner Hütte auf dem Hochplateau der Reiter Alm.

Neben dem Aufstieg von Oberjettenberg über den Schrecksattel ist der Wachterlsteig der einfachste Aufstieg zur Reiter Alm. Vom Parkplatz führt der Wanderweg in Richtung Schwarzbachalm, zweigt jedoch schon nach wenigen Metern nach links ab und führt leicht abfallend an den Hängen des Eisbergs entlang bis zur Grenze des Nationalparks Berchtesgaden. Ab hier führt der Wachterlsteig in zahlreichen Kehren steil durch den Wald in die Scharte zwischen Zirbeneck und Bärenkareck. An der verfallenen Schwegelalm, wo man noch die Überreste eines Kasers erkennen kann, vorbei führt der Weg nun durch wunderschönen Zirbenwald und durch Latschengassen in ständigem Auf und Ab über die Hochfläche der Reiter Alm zur Neuen Traunsteiner Hütte.


Da es noch zu früh zum Mittagessen ist als ich an der Neuen Traunsteiner Hütte ankomme, mache ich hier nur kurz Pause.

Stattdessen marschiere weiter auf die Fläche vor der Berghütte, die von Bauern aus dem Österreichischen Reit (diese Gemeinde gab dem Gebirge seinen Namen) und von 2 Bauern aus Oberjettenberg als Alm genutzt wird.

Von hier führen zahlreiche Wege weiter: Zum Beispiel in Richtung Mayrbergscharte und Schaflsteig, Böslsteig oder Alpasteig. So weit gehe ich heute aber nicht. Ich will die beiden kürzesten Gipfelanstiege von der Neuen Traunsteiner Hütte machen: Auf den Großen Weitschartenkopf und auf den Großen Bruder.
An einer Jagdhütte oberhalb der Almhütten zweigt der Weg zu den beiden Gipfeln nach rechts von der Hochfläche ab und führt auf den baumlosen Südosthang. Nach wenigen Metern erreiche ich eine Weggabelung, links führt der Steig auf den Großen Bruder und rechts auf den Großen Weitschartenkopf. Ich nehme die rechte Abzweigung. Von hier führen weite Serpentinen bis in die Latschenzone. Durch die Latschen geht es teilweise steil in Richtung Gipfel, das letzte Stück führt kurzzeitig am Grat entlang und offenbart erstmals einen Tiefblick über die imposanten Felswände der Reiter Alm nach Oberjettenberg.

Schließlich erreiche ich den Gipfel des Großen Weitschartenkopf auf 1.978 Meter. Einige Wolken trüben jetzt den gerade noch wolkenlosen Himmel und sorgen für ein wenig Abkühlung.


Der Weg zum Großen Bruder ist etwa genauso lang wie der Weg auf den Weitschartenkopf, führt aber über eine längere Passage am Grat der Drei Brüder entlang. Das letzte Stück zum Gipfel ist ausgesetzt, aber unschwierig.



Nach Gipfelrast steige ich wieder zur Neuen Traunsteiner Hütte ab. Zeit zum Mittagessen. Und ein kühles Getränk kann ich bei den Temperaturen auch vertragen.

An der Berghütte sitzen bereits etliche Wanderer. Und auch ein paar Soldaten – die nahegelegene Nordfläche der Reiter Alm dient den Gebirgsjägern als Hochgebirgsübungsplatz – genießen ihre Mittagspause auf der Terrasse der Hütte.
Nach Stärkung und Erfrischung breche ich wieder auf und marschiere wieder durch die Zirbenwälder über die Hochfläche in Richtung Wachterlsteig.

Es war echt schön, bis zu meiner nächsten Tour auf die Reiter Alm wird es keine 15 Jahre dauern. Als Tagestour ist es allerdings ganz schön weit, doch darum steht ja die Traunsteiner Hütte hier oben.
Euer Sepp


5 Kommentare
Hanni Berger
Vielen Dank für den wunderschönen Bericht !
Wollte noch hinzu fügen,daß auch 2 Bauern aus Oberjettenberg (Deutschland) die Alm für Ihre Tiere benutzen !
Sepp
Danke für die Info, das wußte ich nicht! Ich habe es im Text entsprechend ergänzt!
Annemarie Schmidt
Danke für den bericht und die wunderschönen bilder
Pingback:
Wolfgang Merz
Hallo,
dieser Bericht bestärkt mich, die Reiter Alm als Wanderziel einer 3tägigen Wanderung anzusteuern,
entweder mit meinen Kollegen (was wir seit 11 Jahren pflegen) oder mit meinen Kindern, die für solche Unternehmungen zu haben sind.