
Biwak Tour Schönfeldspitze Hochkönig

Wir haben das perfekte Bergwetter des letzten Wochenendes nochmal zu einer ausgiebigen Bergtour genutzt. Höhepunkt der Tour soll der Hochkönig sein: der 2.941 Meter hohe Gigant ist der höchste Berg der Berchtesgadener Alpen und direkt auf seinem Gipfel steht das Matrashaus.
Wir starten am Freitagvormittag in Maria Alm am Parkplatz Sandten und steigen – schwer bepackt mit Ausrüstung und Proviant für 3 Tage – zum Riemannhaus in der Ramseider Scharte auf.

Hier oben auf 2.177 Metern Höhe machen wir das erste Mal Pause und genießen den Ausblick ins Steinerne Meer.


Und wir werfen einen Blick auf den ersten Gipfel unserer Mehrtages-Tour: Die Schönfeldspitze! Der 2.653 Meter hohe Berg ist wegen seiner markanten pyramidenartigen Form auch als Berchtesgadener Matterhorn bekannt. Auf vielen Bildern sieht man die Schönfeldspitze deutlich als Felsspitze am Südende des Königssees aufragen. Wir entscheiden uns nicht für den Normalweg, sondern für den Aufstieg über den West Grat zum Gipfel und überschreiten somit die Schönfeldspitze. Dieser Weg führt am Gratverlauf entlang bis kurz unterhalb des Gipfels und bietet ein paar wirklich schöne Kletterstellen. Wobei der schwere und große Rucksack die Kletterei doch ziemlich erschwert. Den Gipfel der Schönfeldspitze ziert eines der schönsten Gipfelkreuze der Berchtesgadener Alpen: Ein liegender Jesus bildet den Querbalken des Gipfelkreuzes!

Natürlich hat man von der freistehenden Schönfeldspitze auch einen fantastischen Rundumblick. Als Berchtesgadener gefällt mir natürlich besonders der Blick hinüber zu Königssee und Watzmann.

Etwas einschüchternder ist hingegen der Blick zu unserem morgigen Ziel: Der Hochkönig und das Matrashaus scheinen noch unendlich weit entfernt.

Doch jetzt geht’s erstmal wieder bergab. Über die steile und grasige Flanke steigen wir ab in die Buchauer Scharte. Hier zweigen sich mehrere Wege. Wir folgen dem Weg zur Hochbrunnsulzen, einem unscheinbaren, aber wichtigen Knotenpunkt im Steinernen Meer. Von der 2.356 Meter hohen Hochbrunnsulzen steigen wir erstmal wieder in die Wasserfallgrube ab. Danach geht’s wieder aufwärts um das Mitterhörnl herum in eine Mulde unterhalb des markanten Wildalmkircherl. Jetzt ist endlich das Biwak auf 2.467 Metern – ein wirklich putziger achteckiger Holzbau – zu sehen.

Mit den letzten Strahlen der Sonne erreichen wir unser Nachtlager und richten uns gemütlich ein.

Das Biwak am Wildalmkircherl bietet 8 Schlafplätze und ist an diesem Tag gut belegt. Neben unserer Dreier Gruppe verbringt noch eine weitere Dreier Gruppe und ein einzelner Bergsteiger die Nacht im Biwak. Platz ist genug und vor allem: Decken gibt es reichlich!

Nachdem wir am nächsten Morgen gefrühstückt haben, wird noch Ordnung gemacht im Biwak, damit wir es auch wieder sauber verlassen und weiter geht’s: Das Brandhorn ist unserer erstes Etappenziel des Tages. Auf dem Gipfel des 2.610 Meter hohen Berges genießen wir die ersten Sonnenstrahlen des Tages.

Über einen erst breiten, dann sehr schmalen Grat, der ein wenig Kletterei und absolute Schwindelfreiheit erfordert erreichen wir nach einigem Auf und Ab den Marterlkopf auf 2.443 Metern.

Danach wird der Weg teilweise sehr steil: Es geht hinab in die Torscharte, die das Steinerne Meer mit dem Hochkönigmassiv verbindet. Außerdem führt hier eine Stromtrasse auf massiven Masten weiter ins Hagengebirge. Ein etwas bizarrer Anblick hier im Hochgebirge!

Im Hochkönigmassiv angekommen folgen wir dem Herzogsteig: Dieser sehr schwere Anstieg führt an der Nordflanke des Hochseilers entlang in das Gletscher Gebiet der übergossenen Alm. Nach Querung eines Schneefeldes treffen wir auf den Mooshammersteig, der ebenfalls von der Torscharte hierher führt, aber eben über den Hochseiler. Am oberen Rand des Hochplateaus klettern und gehen wir an den Teufelslöchern vorbei immer weiter in Richtung Matrashaus.


Gar nicht so einfach, da der frische Schnee viele Markierungen verdeckt und Spuren im Gletscher auch Mangelware sind.

Wir machen noch den kurzen Abstecher zum Lammkopf (2.846 Meter) und queren den Ausstieg des Königsjodler Kletterststeigs. Jetzt kann es eigentlich nicht mehr weit sein, doch nach jeder Geländekuppe, die wir überqueren, erscheint eine weitere, das zum Greifen nahe Matrashaus kommt einfach nicht näher.

Doch irgendwann ist der letzte Anstieg erreicht.

Endlich sind wir auf dem Gipfel des Hochkönig angekommen. Das Matrashaus ist seit letzter Woche geschlossen, doch der Winterraum ist geöffnet. Zusammen mit einem tschechischen Paar und ihrem kleinen Hund werden wir also die Nacht auf 2.941 Metern verbringen.

Ich bin zu erschöpft um den Sonnenuntergang zu genießen, ich ziehe meine Schuhe aus und mache es mir im Winterraum gemütlich. Jetzt gibt’s erstmal Tee aus Gletscherschmelzwasser und eine heiße Gulaschsuppe aus der Dose. Ein Campingkocher darf bei so einer Tour nicht fehlen!
Nach einer kalten Nacht stehen wir früh auf, um den Sonnenaufgang anzuschauen: Ein fantastisches Erlebnis! Trotz der Kälte.




Der Wettergott meint es gut mit uns, die Sicht ist fantastisch. Doch die Prognose sagt für heute noch Regen an, also brechen wir bald auf. Und tatsächlich: Wenige Meter unterhalb des Gipfels beginnt es zu schneien! Doch beim Gehen stören uns die Flocken nicht, im Gegenteil. Sie lenken sogar ab von den schmerzenden Füßen. Und je weiter wir absteigen, umso schöner wird das Wetter wieder. So erreichen wir recht zügig die Torsäule, durchqueren das Ochsenkar und gelangen über die Mitterfeldalm zum Ziel unserer Tour, dem Arthurhaus. Hier haben wir ein zweites Auto deponiert!

Es ist geschafft! Es war eine unglaublich schöne und abwechslungsreiche Tour, aber körperlich extrem anstrengend und bergsteigerisch sehr anspruchsvoll!
Euer Sepp


9 Kommentare
Steve
Wow, eine absolut geniale Tour Sepp!
Ich würde mal sagen, da hat alles gepasst.
Und die Bilder…
…Wahnsinn!
Holger
Sehr schön!
Da bekommt man beim lesen und Bilder anschauen Sehnsucht.
Toll!
Ann-Kathrin
Eine Traumtour, zu der wir ein Tag nach euch starten wollten. Aus gesundheitlichen Gründen wurde es dann doch eine Übernachtung im Ingolstädter Haus anstatt im Biwak am Wildalmkircherl.
Auch die Fotos sind traumhaft, fast schon unwirklich 🙂
LG, Anka
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Lara
Die Tour schaut echt klasse aus. Habt ihr Wasser für die komplette Tour mitgenommen oder gibt es auf dem Weg eine Quelle?
Sepp
Gibt genug schnee am Gletscher 😉