
Der Leonhardiritt in Holzhausen

„St. Leonhard ruft zum Pferdesegen“
Der Leonhardiritt in Holzhausen in der Gemeinde Teisendorf – Berchtesgadener Land / Rupertiwinkel
Der Pfingstmontag – ein großer Feiertag für das kleine Dorf Holzhausen in der Gemeinde Teisendorf. Tausende säumen die Straßen beim Leonhardiritt. Prächtig geschmückte Pferde und Festwägen ziehen dreimal am Leonhardikircherl vorbei, den vom Pfarrer gespendeten Segen für Roß und Reiter, Haus und Hof und den Viehstand zu empfangen.

1424 berichtet die Geschichte erstmals von einer Heilig-Kreuz-Kapelle in Holzhausen – der Ort wird erstmals erwähnt 927. 1612 beginnt das Rechnungsbuch des „Lobwürdigen Gotshaus des Heiligen Chreuzes zu Holzhausen Teysendorffer Pfarr“ mit dem Eintrag einer Entlohnung an den Priester, der einen Bittgang abhielt. Dieser Eintrag lässt Holzhausen auf eine mindestens 400jährige Geschichte zurückschauen. Damals noch einfacher Bittgang, steht in einem Eintrag zu Ostern 1682: Als man mit dem Kreuz allhero geritten ist. Dies belegt die uralte Tradition des Rittes, der sich bis in die heutige Zeit erhalten hat.

Damals zu Ostern, verlegte sich der Ritt im Laufe der Zeit auf den Pfingstdienstag und später auf den Pfingstmontag. Finden die Leonhardiumritte andernorts um den 6. November – dem Namenstag des hl. Leonhard – statt, nennt sich der Ritt in Holzhausen zwar nach dem hl. Leonhard, der um 1715 vom Nebenpatron zum Hauptpatron der Kirche wurde, legt aber den Termin nicht in den Herbst.
Verbote vom Salzburger Erzbischof im 18. Jhdt. konnten den Ritt nicht zum Erliegen bringen, der 1. und 2. Weltkrieg brachte jeweils eine Unterbrechung, der Ritt setzte sich aber wieder fort und nahm in den 1950er Jahren einen großen Aufschwung. In diesen Zeiten sammelten sich die Reiter in Teisendorf, Oberteisendorf und Ringham, um bereits gemeinsam zum Ritt nach Holzhausen zu reiten.

Um die Organisation besser gewährleisten zu können, gründete sich 1950 die Holzhauser Leonhardivereinigung, aus der 1973 die Leonhardigilde e.V. hervorging. In den 1960er Jahren reduzierte sich der Pferdebestand und damit die Teilnahme am Umritt wegen der zunehmenden Motorisierung in der Landwirtschaft drastisch und man dachte Anfang der 1970er Jahre darüber nach, den Ritt nur mehr alle zwei Jahre stattfinden zu lassen. Der immer größer werdende Zuspruch ließ diesen Plan wieder fallen und heute kommen alljährlich mehr als 300 Rösser nach Holzhausen.

Sie geben mit ihren kunstvoll geflochtenen Perücken aus Hanf oder die Mähne geflochten und mit Blumen besteckt ein beredtes Zeugnis christlichen Brauchtums. Die Reiter, Reiterinnen und Fuhrleute tragen in ihrer durchwegs heimatlichen Tracht zu einem herrlichen Gesamtbild bei. Den Hut gezogen erhalten sie in Ehrfurcht den Segen für ein gutes, unfall- und krankheitsfreies kommendes Jahr.
Die Wochen vor Pfingsten steigt im Dorf Holzhausen die Betriebsamkeit enorm. Die zehn eisenbereiften Wägen für die Miniatur des Leonhardikircherls, den heiligen Leonhard und der Bauernheiligen Notburga und Isidor kommen aus dem Stadel und für den großen Tag vorbereitet.

Auf den weiteren von den Holzhauser Dirndl ebenfalls wunderschön mit Blumen und Girlanden geschmückten Wägen werden die die Musikkapellen aus Teisendorf, Neukirchen und Ringham-Petting Platz nehmen. Für die Teisendorfer Trachtler und die Holzhauser Schützen stehen ebenfalls die Wägen bereit.

Die Burschen des Dorfes kümmern sich um die Buchenäste – die Rittstauden, die die knapp 1 ½ Kilometer lange Wegstrecke säumen und holen die Daxen für die unzähligen Meter Girlanden, die die Mädchen binden.
Einprächtiges Zeugnis gelebten Brauchtums in einem Dorf, das alljährlich in den Wochen um den Leonhardiritt im „Ausnahmezustand“ lebt, um den enormen Aufwand an Organisation immer wieder aufs Neue mit einer der größten Brauchtumsveranstaltungen im Südostbayerischen Raum zu krönen.

Bis dann – wir sehen uns in Holzhausen – Pfingstmontag um 10 Uhr! Eure Rosi
Alle Fotos: RoHa-Fotothek Fürmann
alte Aufnahmen: Archiv Fürmann
2 Kommentare
Herta Adamo
Das ist wunderschoen zum Anschauen, ich wohne hier in Florida und sowas gibt es natuerlich nicht hier.
Karl Weitensfelder
Ich bin immer begeistert von euren Bildern und Beschreibungen lg. Hi