Freiheit pur!
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Schneeschuhtour extrem: 40 Kilometer an einem Tag

Freiheit pur!
Freiheit pur!

Die Überschrift sagt eigentlich schon alles. Wer sich das nicht zutraut wird jetzt schon wegklicken. Viele kennen die Skitour der Königsklasse im Winter: die große Reibn. Diese wird oft in 2 Tagen und von extrem fitten Skibergsteigern in einem Tag begangen. Aber man muss kein Skibergsteiger sein um auch im Winter mal eine lange Tour durch die Berchtesgadener Berge zu unternehmen.
Hier habe ich eine Alternative für euch erwandert!

Und zwar vom Hintersee zum Grenzübergang am Hirschbichlpass, zu den Kallbrunnalmen und weiter zum Dießbachstausee. Die einfache Strecke misst fast 20 Kilometer. Allerdings dafür recht wenig Höhenmeter insgesamt, nämlich nur 1400. Somit merkt man die vielen Kilometer die man quasi schon „frisst“ gar nicht so sehr in den Beinen.

Tiefschnee und Bergspitzen
Tiefschnee und Bergspitzen

Die erste Stunde ist die Hirschbichlstraße, die für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist und nur in den Sommermonaten von einem Wanderbus befahren wird, noch komplett schneefrei. Nicht gerade der Optimalfall, denn in dieser Zeit trägt man die Schneeschuhe befestigt am Rucksack. Auch moderne Schneeschuhe haben ein gewisses Gewicht, wodurch der Rücken schnell mal beleidigt sein kann. Erst kurz vor der Bind-Alm kann man die Schneeschuhe befestigen. Dies variiert natürlich im Winter alles sehr stark. Es gab Tage, da mussten die Schneeschuhe schon am Klausbachhaus angezogen werden. Schneeschuhe verhindern, dass man gerade wenn der Schnee weich ist, nicht zu sehr einbricht. Ohne Schneeschuhe wäre diese Wanderung nicht möglich.

Bis zum Hirschbichlpass braucht man bis zu zwei Stunden. Von dort aus sind es dann nochmal zwei Stunden zur Kallbrunnalm. Leider ziehen sich die nächsten zwei Stunden wie Kaugummi. Kurz hinter derm Hirschbichlpass geht es 30% steil bergab. Ab hier ist die Straße auch wieder schneefrei/geräumt. Natürlich ein Grauß später 30% bergauf zu wandern mit den schweren Schneeschuhen am Rücken. Mittlerweile befinden wir uns schon in Österreich, im Naturpark Weißbach. Hier befindet sich nun auch ein Wanderparkplatz von dem wir nun abzweigen in Richtung Kallbrunnalm. Die Schneeschuhe werden dann wieder umgeschnallt und die Aufstiegshilfe auch. Dies erleichtert das bergauf gehen ungemein beziehungsweise macht es dieses schon wieder ziemlich bequem.

Die Sonne lacht! Es ist einer dieser sonnigen Tage an denen man spürt, dass der Frühling immer näher kommt. Einer dieser Tage in dem man alle Alltagssorgen vergisst. Ein Tag, der sich wie Urlaub anfühlt von dem man nicht möchte, das er je endet.

Spur an Spur bei der Kallbrunnalm
Spur an Spur bei der Kallbrunnalm

Trotz diverser deutlich sichtbarer Skitourengeherspuren begegnet uns kein Mensch. Gerade wenn man beruflich viel mit Menschen zu tun hat, ist es Balsam für die Seele einfach mal niemanden zu sehen. Die angeschriebenen zwei Stunden brauchen wir auch bis zur Kallbrunnalm. Auf dieser breiten Almfläche bietet sich ein tolles Panorama. Man kann die Skibergsteiger am Seehorn beobachten, man blickt zum Kitzsteinhorn und den Loferer Steinbergen.

die Kallbrunnalmen
die Kallbrunnalmen
Kaser auf der Kallbrunnalm
Kaser auf der Kallbrunnalm

An einem Kaser setzen wir uns die Sonne und genießen unser selbstmitgebrachtes Bier. So lässt es sich aushalten. Auch wenn ich ein aktiver Mensch bin, der beispielsweise nicht stundenlang an einem See/Strand liegen kann, so kann ich mich stundenlang in der Sonne bei einer Hütte oder auf einem Berggipfel aufhalten. Allerdings hat mich nach einer ausgiebigen Rast das Fieber gepackt. Ich möchte noch zum Dießbachstaussee. Einfach weil ich diesen schönen See noch nie im Winter gesehen habe. Charakteristisch für den klassischen Dießbachstauseeblick ist der Hundstod. Von hier aus schaut er wirklich aus wie zwei nach oben stehende, wachsame Hundeohren.

Dießbachstausee
Dießbachstausee

Von hier geht es nun den ganzen Weg zurück.  Solange man noch in der Sonne geht, wird man wehmütig beim Gedanken in den Alltag zurück zu kehren. Sobald die Sonne aber verschwindet und einem klar wird, dass nun viele viele viele Kilometer vor einem liegen, zieht man automatisch das Tempo an.

Uns allen ist, wie man auch bei dieser Strecke merkt, nicht so bewusst wieviel Power in unserem Körper steckt. Ich hätte nicht geahnt, dass ich nach meinem schweren Verkehrsunfall im Sommer wieder so lange Strecken mit Gewichten (Schneeschuhe mit Stollen dran) an den Füßen gehen kann. Und auf keinen Fall sollte man das Schneeschuhwandern/-bergsteigen nicht als Seniorensport herunter degradieren. Bei vorheriger ausgewählter Planung kommt man mit diesen Teilen fast überall hin und kann richtig lange und extreme Touren machen.

Die Berchtesgadener Berge sind dafür genau der richtige Spielplatz 😉

Liebe Grüße eure Ann-Kathrin

Im Winter 2013 verlies ich Familie und Freunde im Südhessischen Viernheim um als Nationalparkmitarbeiterin im Berchtesgadener Land zu leben. Endlich konnte ich meinen Traum wahr werden lassen! Direkt vom Elternhaus rund 600km in die Berge ziehen, was für andere vielleicht ein gewagter Schritt wäre, war für mich das Ende der Sehnsucht. Das Berchtesgadener Land - die Sehnsucht dorthin verspürte ich permanent über Jahre. Ich hörte die Berge nach mir rufen. Bekannt ist mir das Berchtesgadener Land seit ich drei Jahre alt bin, da der beste Freund meines Opas aus Anger ist. So entstand die Verbindung. Mit 24 Jahren gab ich dem Ruf der Berge nach, Koffer gepackt und ab ins Berchtesgadener Land. Ich lebe dort wo ich früher Urlaub machte. Ein lebendiger Traum! Meine Freizeit verbringe ich fast ausschließlich in den Bergen. Nach Feierabend sich an einem sonnigen Tag einfach hinlegen - für mich unmöglich! Ob nun gemütliche Feierabend-Wanderung, Bergwanderung oder Hochtour. Je nach Zeit und Wetterlage mache ich alles. Natürlich fragt man sich mit wem ist denn das "Venema"-Mädel unterwegs? Alleine! Alleine in den Bergen unterwegs zu sein, ist im Kopf vieler zu negativ behaftet. Oft mache ich alleine die interessantesten Begegnungen. Und darum wird es auch in meinen Berichten gehen - Begegnungen am Berg. Mittlerweile bin ich auch in den Printmedien zu finden: "Das Wanderbuch bayerische Hausberge" ISBN-13: 978-3-86246-527-9 Erschienen im Bruckmann Verlag München Auch bei Lesungen der Berchtesgadener Land Autoren bin ich mit dabei. Mehr Infos: http://bgl-autoren.de/

11 Kommentare

  • Ramona

    Wir sind die strecke auch gelaufen allerdings im Sommer bei 35 Grad , mein Mann hatte auch noch die falschen wanderschuhe mit, die strecke vom hirschbichl zur kahlbrunnalm zieht sich unendlich aber wunderschön

    • Ann-Kathrin

      Hallo Ramona,
      na, dann hat dein Mann sicher für das nächste Mal die passende Schuhe 😉
      Hauptsache die Freude an der Natur überwiegt.
      Liebe Grüße aus Berchtesgaden
      Ann-Kathrin

  • Christoph Pretz

    Da kommt der Neid auf, schade das wir so weit weg vom Watzmann wohnen um so ein klasse Wetter ausnutzen zu können. Im Juli kommen wir wieder und wehe es ist nicht so ein blauer Himmel ;-).

    Aber schön zu lesen, dass du wieder so fit bist nach deinem heftigen Unfall letztes Jahr. Es lohnt sich doch immer nicht aufzugeben. Bestimmt war es harte Reha-Arbeit und viele Schmerzen, aber sie scheinen sich gelohnt zu haben. Weiter so und noch viele tolle Tour-Berichte.

    • Ann-Kathrin

      Hallo Christoph,
      danke für deine lieben Worte! Meine Reha waren die Berge. Aber du hast Recht, die Schmerzen waren heftig.
      Erst zu dieser Tour war ich schmerzfrei. Seither zelebriere ich das Berggehen noch mehr.
      Liebe Grüße
      Ann-Kathrin

  • Gerhard Keller

    Wunderbare Bilder die man immer wieder gerne anschaut. Leider ist es mir im Winter nicht möglich diese Route zu gehen, aber im Juni werde ich wieder von der Wimbachbrücke über Hintersee, Hirschbichl und Dießbachstausee zum Ingolstädter Haus touren. Insgesamt bin ich fünf Tage rund um den Königssee unterwegs. Ich hoffe, dass dann nicht mehr ganz so viel Schnee liegt, ist dann für uns Flachländer schon besser zu gehen.

    • Ann-Kathrin

      Hallo Gerhard,
      eine Runde im Sommer durch das steinerne Meer ist immer lohnenswert!
      Je nach Wetterlage, kann es auch Anfang Juni noch Altschneefelder im Hochgebirge geben.
      Das Ingolstädter Haus ist wirklich sehr zu empfehlen zur Einkehr als auch zur Übernachtung!
      Liebe Grüße aus Berchtesgaden
      Ann-Kathrin

  • Christian Schellenberg

    Respekt. Ich war letzte Woche bei Euch im Urlaub und habe einige Schneeschuhwanderungen unternommen (inkl. der 9h-Wanderung beim Outdoor-Festival). Aber 40 Kilometer bei den aktuellen Bedingungen sind schon heftig.

    Ich wüsste auch nicht warum man das als Seniorensport abtuen sollte. Bei meinen Touren, z.B. zum Kehlstein oder zur Blaueishütte bin ich keinen Senioren begegnet. Ganz im Gegenteil, hab ich eher niemanden getroffen. Was aber auch etwas für sich hat. Nur du, die Berge, der Schnee und das Geräusch der Schneeschuh, die sich ihren Weg durch das tiefe Weiß bahnen. Einfach schön.

    • Ann-Kathrin

      Hallo Christian,
      danke für deinen Kommentar!
      Ich gebe dir vollkommen recht, wenn man eine „richtige“ Schneeschuhtour unternimmt, dann ist das auch kräftezehrend.
      Leider sind mir öfter schon Kommentare wie „Seniorensport“ unter gekommen – diese Personen sollten mal die 40 km mit mir gehen 😉
      Liebe Grüße aus Berchtesgaden
      Ann-Kathrin

  • Michael Prittwitz

    Liebe Ann-Kathrin,

    Ein wirklich schöne Tour hast Du da gemacht. Wir sind eine ähnliche Strecke vor Jahren an einem wahnsinnig warmen Tag gejoggt, vom Hintersee zur Kallbrunnalm,dort eine Rast, dann auf den Hochkranz, und alles zurück. Mit dabei unsere kleine Hundedame Jessy. Die letzten Kilometer von der Bindalm zum Hintersee waren dann schon hart! Dort nur noch Füße ins Wasser, auch Jessy benetzte ihre Beine bis zum Bauch 😉
    Liebe Grüße Michael

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