
Frühjahrs-Sonnenaufgangs-Tour zum Schneibstein
Immer wieder hört, sieht und ließt man von ihm: Dem Schneibstein auf 2276 Metern. Im Winter als auch im Sommer ist er stets als ,,einfachster 2.000er“ in den Berchtesgadener Alpen bekannt – wodurch er zu jeder Jahreszeit eine hohe Frequentierung erlebt. Im Rahmen der ,,Kleinen Reibn“ bildet der Schneibstein den markantesten Punkt, doch die reine Besteigung des Berges selbst lohnt sich ebenso, weshalb ich ihm vor Kurzem wieder einmal einen Besuch abgestattet habe. Diesmal in veränderter Version: Zum Sonnenaufgang.
Früh morgens aufzustehen um ein solches Naturspektakel in unseren Bergen erleben zu dürfen kostet mich stets etwas Überwindung: Raus aus dem warmen, gemütlichen Bett und raus in die dunkle, kühle Welt. Doch mein heutiges Vorhaben gab genügend Motivation, um solches in die Tat umzusetzen; insbesondere da laut Wetterprognose die Sonne lediglich am Morgen scheinen und sich für den Rest des Tages hinter einer Wolkenschicht verstecken sollte. Dies bedeutete für mich: Um vier Uhr morgens aufstehen, mein Lauf- und Schneeequipment packen und mich auf den Weg zum Vorderbrandner Parkplatz zu begeben.
Die Straßen, um solche Uhrzeit noch leer gefegt, entlang fahrend fragte ich mich, wie sich die Schneeverhältnisse auf dem Weg zum Schneibstein gestalten würden. Im Gepäck hatte ich neben meinen Trailschuhen ebenfalls Schneeschuhe, um in dem feucht-weichem Schnee nicht zentimeterweise einzusinken. Wie sich später herausstellen sollte, tat ich dies trotz dessen (jedoch deutlich minimaler, als ohne solches Equipment!).
Am Parkplatz angekommen wunderte ich mich über die dort parkenden Autos; dachte ich doch, die erste Person am Parkplatz zu sein.
Die Schneeschuhe und Trailstöcke unter dem Arm deponiert ging es über den vereisten Weg hinauf zur Jenner Mittelstation. Durch die nun wärmeren Temperaturen sind die Wege aufgrund der Schneeschmelze nass und insbesondere am frühen Morgen oftmals vereist: Obacht geben – länger leben!
Die Mittelstation vor Augen musste ich feststellen, dass die Piste aufgrund von Schneepräparationen gesperrt war; mein Aufstieg erfolgte deshalb nahe des Hugo-Beck-Hauses in Richtung Mitterkaseralm. Die Schneeverhältnisse waren heute, so wie es für das Frühjahr üblich ist, von wenig fester Konsistenz – weshalb ich auch mit Schneeschuhen einige Zentimeter in solchen einsank und vermehrt Kraft aufwenden musste.
Die Piste überwunden erfolgte ein, vornehmlich schneefreies Stück meiner heutigen Tour: Unterhalb der Mitterkaseralm war so gut wie kein Schnee mehr vorhanden. Aus gutem Grunde, wie ich wusste: Solcher Forstweg wird momentan häufig von Baufahrzeugen der Jennerbahn benutzt, um solche bis Sommer diesen Jahres fertig stellen zu können.
Fern ab von Baumaßnahmen erreichte ich unter einer Stunde die Weggabelung in Richtung Stahlhaus. Rechts bleibend würde ich zum Jenner gelangen; links in Richtung meines Ziels und dem Hohen Brett. An solchem Wegzweig hielt ich einen kurzen Moment inne und fotografierte das sich mir bietende Panorama: Das Bergerlebnis Berchtesgaden in den frühen Morgenstunden:



Weiter im Programm sollte mein nächstes Anlaufziel das Carl-von-Stahlhaus werden. Dieses, so möchte ich an dieser Stelle erwähnen, ist eines der wenigen Berghütten im Berchtesgadener Land, die das gesamte Jahr geöffnet haben. In Wintermonaten, die wie unseren, kein Selbstverständnis! Bei der sich offerierenden Aussicht auf einen Sonnenaufgang, wie ich ihn erleben durfte, eine tolle Option um in den Bergen zu nächtigen.



Wie an der eintretenden Helligkeit zu bemerken, machte sich die Sonne bereits auf ihren Weg, aufzugehen. Bald hatte sie das Torrener Joch erreicht und erwärmte das Hohe Brett mit ihrem Antlitz:

Nun sollte es eine weitere Dreiviertel Stunde dauern, bis ich den windverwehten Schneibstein in voller Einsamkeit erreichen sollte. Hier oben bließ der Wind nur vor sich hin – doch die Sonne hieß mich mit einigen warmen Strahlen willkommen. Der Blick in das schneebedeckte Hagengebirge beeindruckte mich zutiefst und ich genoss (trotz Windböen) die winterliche Atmosphäre am ,,Schneibe“ .



Wenngleich die Sonne einige wärmende Momente zuließ, zwang der starke Wind mich nach 15 minütigem Aufenthalt zum Aufbruch ins Tal. Etwas unterhalb der Gipfelkreuze dankten meine Hände mir diese Entscheidung mit prompter Durchblutung dessen. Auch wenn die Temperaturen im Frühjahr deutlich wärmer als im Winter sind, so sollte die Höhe und die dortigen Gesetzmäßigkeiten (Wind, schneller Wetterumschwung) nicht außer Acht gelassen werden und in die Planung einer solchen Frühjahrstour mit einbezogen werden.
Im Abstieg begegneten mir dann auch einige Skitourengeher, die sich auf den Weg zum Schneibstein machten. Der Wetterbericht recht behaltend blickte ich an der frühmorgendlichen Weggabelung nochmals ins Hagengebirge und konnte nun die aufziehende Wolkendecke bemerken:

Ich wünsche euch viel Spaß bei eurem nächsten Abendteuer!, Eure Sarah


One Comment
Woelk inge
Bin begeistert,werde ich auch machen