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Teisendorf – der Markt der Alles hat – Teil II

mit Altbürgermeister Fritz Lindner unterwegs

„Der Markt der alles hat“ – so der Slogan, mit dem die Geschäftswelt von Teisendorf für die „Einkaufsmeile“ Marktstraße wirbt. „Der Markt der alles hat…“ – das sehe ich seit meinem Spaziergang mit Altbürgermeister Fritz Lindner durch den Marktflecken aber auch noch aus einem ganz anderen Blickwinkel: Ein in der über die Jahrhunderte bis heute nachwirkenden Geschichte lebendig gebliebener Ort – Teil 1 ist bereits online, bei dem ich Euch über die Franz von Agliardis Schule von Teisendorf erzählte mit der Geschichte und den Geschichten des hier ehemals stehenden Dorfstadels, des Kindergartens und des Feuerwehrhauses.

Badevergnügen im Waldschwimmbad von Teisendorf mit dem unverbauten Blick Richtung Süden
mit im Hintergrund Mittelstaufen und Zwiesel

Als nächsten Punkt komme ich zur Brauerei Wieninger zum Schwimmbad und der ganz speziellen Geschichte in Teisendorf mit dem Moorbad.

Teisendorf – seine Umgebung und Bäder – Werbebroschüre aus dem Jahr 1893

Die so interessant erzählten Geschichten von Fritz Lindner wollte ich mit weiteren Nachforschungen noch vertiefen. Dabei fiel mir eine Werbebroschüre über Teisendorf in die Hände – veröffentlicht im Jahre 1893. Sehr detaillierte Beschreibungen über Teisendorf und seine nähere und weitere Umgebung mit möglichen Spaziergängen, Wanderungen und Besichtigungen finden sich darin und der Hinweis auf „80 gut eingerichtete Zimmer“ und „überhaupt eine höfliche und zuvorkommende Bevölkerung“. Und zu meiner großen Überraschung gibt es eine ausführliche Beschreibung über ein Moorbad – etwas außerhalb von Teisendorf gelegen. Hier verabreichte man Moorbäder und Mutterlaugenbäder (eine spezielle Art von Solebädern).

Ansichtskarte um das Jahr 1934 – das Moorbad

Ging ich immer davon aus, dass der Tourismus in Teisendorf erst etwas neueren Datums war, lehrte mich diese Broschüre eine neue Sichtweise.

die Feriengäste kommen mit dem Zug mit Scharnow-Reisen nach Teisendorf

– Und dann ab den 1950er Jahren? Wem von den älteren Bewohnern Teisendorfs ist nicht noch das Wort „Scharnow“ im Ohr – ein Reiseunternehmer, der es verstand, Scharen von Touristen per Bahn in den Ort zu bringen.

Die Wieninger Eisweiher – früher mit dem Freibad mitbenutzt
am Bierwanderweg der Brauerei Wieninger gelegen auf dem Weg nach Höglwörth

Sicher dabei nicht zum Schaden für den ansteigenden Tourismus: ein Freibad (leider konnte ich das genaue „Alter“ des Schwimmbades nicht in Erfahrung bringen). Fotos aber zeigen mir das schon Mitte des letzten Jahrhunderts sehr beliebte Bad. Es lag und liegt auch heute noch etwas außerhalb des Ortes Richtung Südosten und verdient sich uneingeschränkt mit seiner unverbauten Lage gegen Süden den Namen „Waldschwimmbad“.

Zwischen Schwimmbad und dem Ortskern: Der „Eichelgarten“.

Geologischer Garten im Eichelgarten an der Alten Reichenhaller Straße in Teisendorf – Geopark

Seinen Namen erhielt dieses Flurstück im 19ten Jahrhundert, als sich eine aufgelassene Kiesgrube durch eine Pflanzaktion sich zu einem Eichenhain wandelte. Dessen Mittelteil diente zunächst als Festplatz, nach dem ersten Weltkrieg als Sportplatz und heute beheimatet ein Teil des Eichelgartens die Tennisplätze von Teisendorf.

die Turnerriege des TSV im Eichelgarten

Den anderen Teil des Eichelgartens zum Geopark werden zu lassen, verdanken die Teisendorfer Herrn Hans Gramsamer (1921 – 2005), der zielstrebig den Wert der in Teisendorf und Umgebung gefundenen Findlinge als „Demonstration eines gewaltigen Zeitraumes der geologischen Entwicklung“ erkannte. Gut kann ich mir bei meinem Spaziergang mit Altbürgermeister Fritz Lindner vorstellen, wie herrlich das im Sommer dichte Blätterdach dann im farbenfrohen Herbst aussehen wird.

Historisch gesehen befinden wir uns hier auf der Salzstraße, auf der über Jahrhunderte die Salzsäumer ihre schwere Fracht von Bad Reichenhall her durch den Ort und weiter nach Traunstein transportieren.

Ebenso historisch und bedeutsam: An dieser Straße befanden sich tief unten im Berg mit Zugang über die heutige Roßdorfer Straße die nicht mehr zugänglichen Lagerkeller der ehemaligen Schaidinger Brauerei. Das Brauwesen – schon über Jahrhunderte ein Thema für Teisendorf. Heute ein Aushängeschild: die Brauerei Wieninger. Besonders in der Silhouette des Ortes von Südosten her steht markant die Brauerei im Vordergrund.

Frühling in Teisendorf – markant die Silhouette des Ortes mit der Brauerei

Im Jahre 1666 erstmals urkundlich erwähnt gehört die Teisendorfer Brauerei seit 1813 als Privatbrauerei der Familie Wieninger. Ein hervorragendes, vielfältiges Biersortiment, innovative, neue Ideen und nachhaltiges Arbeiten zeichnen diese Brauerei aus.

Bierwerkstatt der Brauerei Wieninger mit Braumeister Bernhard Löw und Rosi Fürmann

In der „Bierwerkstatt“ kann sich jeder unter fachkundiger Anleitung sein eigenes Bier brauen. Regelmäßig angebotene Führungen zeigen anschaulich den Prozess des Bierbrauens und führen in großzügig gestalteten Schauräumen durch die vielfältigen Anforderungen in Bezug auf so weit wie möglich regionale Zutaten und energetisch nachhaltige Arbeitsabläufe. Der „grüne Fußabdruck“ – bei Allem, was die Brauerei tut, seit Jahrzehnten die Leitlinie.

Wieninger Brau-Erlebnis mit Brauereichef Christian Wieninger

In Kürze geht die Fortsetzung meines Spazierganges mit Altbürgermeister Fritz Lindner durch Teisendorf online …
Eure Rosi

die Schwarz-Weiss-Aufnahmen liegen im Archiv Fürmann
Farbbilder: RoHa-Fotothek Fürmann

Im südostbayerischen Raum, besonders im Rupertiwinkel und dem angrenzenden Österreich ist Rosi Fürmann unterwegs, um die Landschaft, das Land und die Leute, die die Schönheiten der Alpenregion und des Voralpenlandes wiederzugeben, zu fotografieren.

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