
Mit Thomas Huber auf den Hohen Göll
Thomas Huber ist eine Legende des Bergsteigens und Kletterns. Thomas und sein Bruder Alexander sind als „Huberbuam“ auch außerhalb der Szene bekannt. Die beiden sind die Protagonisten des preisgekrönten Dokumentarfilms „Am Limit“ und eines Milchschnitte Werbespots. Vor allem aber ist Thomas Huber ein Fixstern der Berchtesgadener Bergsportszene. Ich durfte ihn die letzten beiden Tage am Hohen Göll begleiten.
Es ist Sonntagmittag, als sich eine Gruppe von Bergwelten Lesern im Kempinski Hotel Berchtesgaden trifft. Sie nehmen teil an einer Bergtour mit Thomas Huber und Berchtesgadener Bergführern auf den Hohen Göll. Während die Bergsteiger im Kempinski brunchen und Thomas kennen lernen, bin ich noch mit dem Almabtrieb von der Schwarzbachalm beschäftigt. (Einen Bericht dazu und viele Bilder findet Ihr beim Berchtesgadener Anzeiger). Ich werde die Truppe also erst am Purtschellerhaus treffen. Es ist 4 Uhr am Nachmittag als ich an der Oberen Ahornalm starte.

Um möglichst schnell am Haus oben zu sein, entscheide ich mich für den Deutschen Weg, der vom Eckersattel über knapp 600 Stufen und eine paar Serpentinen geradeaus hinaufführt zum Purtschellerhaus. Oben angekommen, blicke ich erst einmal rundum: Die Aussicht ist fantastisch und das Wetter könnte nicht besser sein.
Von Thomas Huber und seinen Begleitern ist derweil nichts zu sehen. Ich setzte mich auf die Terrasse auf der sonnigen deutschen Seite des Hauses und gönne mir ein kaltes Getränk.

Während ich die warmen Strahlen der Abendsonne genieße, höre ich Stimmen von unterhalb: Thomas und seine Truppe treffen ein. Sie haben einen Umweg gemacht, immerhin ist Ihr Führer ein intimer Kenner des Berges und kennt die schönsten Routen.
Es ist eine bunt gemischte Truppe, die Thomas anführt: Deutsche und Österreicher, Junge und etwas Ältere. Und mit dabei: Drei Berchtesgadener Bergführer. Hansi Stöckl, Sepp Thomae und Jörg Fegg. Sie werden unsere Gruppe morgen sicher auf den Hohen Göll bringen und wieder herunter. Erst aber steht der gemütliche Teil unserer Tour auf dem Programm. Auf der Terrasse lernen wir uns besser kennen und Thomas erzählt allerhand Interessantes über sich, die Berge und vor allem über den Hohen Göll.
Mit dem Sonnenuntergang wird es kühler und wir verlegen unsere gesellige Runde nach drinnen.

In der Stube genießen wir das Abendessen, das uns Gabi uns Sigi Hinterbrandner, die Hüttenwirte des Purtschellerhauses, zubereitet haben. Draußen wird es derweil immer dunkler.
Thomas Huber hat einen Beamer mitgebracht, zeigt Bilder und erzählt von seinem Leben als professioneller Bergsteiger. Vom Schmerz des Scheiterns, dem Glück des Erfolges und von dem was wirklich wichtig ist im Leben: Familie und Gesundheit! Danach genießen wir noch das ein oder andere Getränk und lassen den Abend in gemütlicher Atmosphäre ausklingen

Um zehn Uhr ist Hüttenruhe, die wir penibel einhalten. Immerhin geht es morgen schon um 6 Uhr zum Frühstück.

Am Montag in der Früh brechen wir nach dem Frühstück um 6:45 Uhr am Purtschellerhaus auf.

Vom Haus führt ein schöner Steig entlang des grasbewachsenen Rückens, die mächtige Nord-Ostwand des Hohen Gölls reckt sich direkt vor uns empor. Der Himmel ist blau, doch die sich schnell bewegenden Wolken deuten schon an, dass unsere Tour stürmisch wird.

Bevor wir felsiges Terrain betreten, machen wir Pause und genießen den Sonnenaufgang über dem Salzburger Salzachtal.
Auch Thomas scheint ergriffen von der Schönheit des Moments.

Nun ist auch die Zeit gekommen, Helme und Gurte anzulegen. Unsere Tour wird uns durch hochalpines Gelände führen, besonders im sogenannten Kamin droht Steinschlag. Und für alle Fälle haben unsere Bergführer Seile zum Sichern dabei.

Je heller es wird, umso wolkiger und windiger wird es auch. Der Blick über den Mandlgrat hinüber zum Kehlsteinhaus offenbart dunkle Wolken, die sich schnell bewegen.

Der Weg ist sehr abwechslungsreich: Gut gestufte Felspassagen wechseln mit erdigen Rinnen, auf ein Schuttband folgt wieder ein Grashang. Die schwierigen Stellen sind mit einem Drahtseil versichert. Die Wolken werden nun immer mehr. Das schmiedeeiserne Kreuz auf der grasigen Schulter markiert die Wetterscheide. Vor dem Kreuz führt der Weg nach links hinein in den Nebel.

Ein kurzer Abstieg führt uns über ein felsiges Band in steiles Fels-Gelände, das dank guter Griffe und etlicher Eisenstifte rasch überwunden ist. Jetzt stehen wir an der Weggabelung: Rechts geht’s über die Schusterroute aufn Göll, links über den sogenannten Kamin.

Wir entscheiden uns für den Kamin.

Dieser Anstieg führt uns über mehrere Bänder über den Abbrüchen des „Wilden Freithof“ zum Kamin. Diese enge und steile Felsrinne ist mit Stahlseilen gesichert und führt uns windgeschützt hinauf zur Gölleiten. So heißt der breite Rücken, der sich vom Gipfel des Göll in Richtung Kehlstein erstreckt. Schon etliche Meter bevor wir den Gipfelrücken erreichen, wo sich der Kamin wieder mit der Schusterroute vereinigt, hören wir den Wind. Die letzten 250 Höhenmeter zum Gipfel werden stürmisch.

Das Gelände ist nun nicht mehr so anspruchsvoll, Trittsicherheit ist aber immer wieder gefragt. Die Sicht beträgt jetzt nur noch wenige Meter und erschwert die Orientierung.

Etwa 3 Stunden nach unserem Aufbruch am Purtschellerhaus erreichen wir den Gipfel des Hohen Gölls auf 2522 Metern.
Es ist ein ganz besonders schönes Gipfelkreuz, das weiß auch Thomas Huber.
Nach und nach treffen alle Teilnehmer unserer Gruppe am Gipfel ein. Und für einen kurzen Moment öffnet sich die Wolkendecke und lässt einzelne Sonnenstrahlen durch.
Thomas macht mit seinen Fans noch ein Gipfelbild und alle tragen wir uns in das Gipfelbuch ein.

Der Wind ist schneidend, unsere Gipfelrast verschieben wir in tiefere Gefielde. Die Weg-Varianten Mandlgrat und Hohes Brett sind bei diesem Wind keine Option. Wegen der Wetterverhältnisse entscheiden wir uns für einen Abstieg durch das Alpeltal. Das erste Teilstück des Abstiegs führt uns durch dichten Nebel zum Kreuz auf dem Kuchler Kamm.

Je weiter wir absteigen, umso mehr klart es auf. Immer wieder erleben wir stimmungsvolle Wolkenformationen.

Wie alle Auf- und Abstiege am Hohen Göll ist auch der Weg durch das Alpetal sehr anspruchsvoll und. Die wellige Hochfläche der Göllsanden scheint kein Ende zu nehmen…
Zwischendurch müssen immer wieder einige steile Stellen überwunden werden…

…bevor wir das untere Alpeltal erreichen, wo die Landschaft wieder lieblicher wird. Kurzzeitig blitzt sogar die Sonne durch.

Mit Blick zum Kehlsteinhaus folgen wir dem beschilderten Weg weiter in Richtung Hinterbrand.
Eine kleine Wand fordert nochmal höchste Konzentration der Bergsteiger.

Jetzt ist das Gröbste geschafft: Bis zur Scharitzkehlstraße müssen wir nur noch einem Steig durch den Wald folgen, doch auch hier ist Vorsicht geboten. Stellenweise steil und an einer Stelle mit Seilen versichert, muss jeder Schritt sitzen. Ansonsten kann es auch in diesem vermeintlich leichten Gelände schnell zu einem Unglück kommen.

Uns passiert nichts, wir kommen gut an der Scharitzkehlstraße an, kurz vor dem Parkplatz Hinterbrand.
Es war mir eine Ehre mit Thomas Huber und den Berchtesgadener Bergführern diese Tour mitmachen zu dürfen.
Dankeschön! Und bis bald, Euer Sepp


One Comment
Roland Noack
Ich wäre gern dabei gewesen, hatte aber einen Betriebsausflug (3 Tage Italien). Den Hohen Göll hatte ich schon allein genommen über Ligeretalm—->Steftensteig—–> Kehlsteinhaus—-> Mandlköpfe—–> Hoher Göll und anschl. Hohes Brett und Alpetal zurück. Vielleicht ein anderes Mal. Gute Idee