Ausflugstipps

Von Buchdruckern und Bartgeiern

Um die Fragen unserer Gäste besser beantworten zu können und um die Philosophie des Nationalparks selbst noch besser zu verstehen, waren Mitarbeiter der Tourist-Infos Berchtesgaden und der Abteilung Destinationsmanagement auf einer Exkursion im Klausbachtal.

Am Klausbachhaus

Exkursion im Nationalpark Berchtesgaden

Dr. Roland Baier, der Leiter des Nationalparks Berchtesgaden, empfängt uns am Klausbachhaus. Nach kurzer Begrüßung erklärt er uns die Ziele und Aufgaben des Nationalparks. Besonderes Augenmerk gilt der Zonierung des Schutzgebiets.

Nationalpark Leiter Dr. Roland Baier

Das Herzstück des Nationalparks Berchtesgaden ist die Kernzone, die 75 Prozent seiner gesamten Fläche einnimmt. Hier gilt das „Motto Natur Natur sein lassen“. Das bedeutet aber nicht das Bewahren eines Zustands zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern den Schutz der natürlichen Prozesse, ohne Eingriffe des Menschen. So entsteht wieder echte Wildnis. Den Rest der Nationalparkfläche bildet die Pflegezone. In diesem Bereich findet eine traditionelle Nutzung statt, die Almwirtschaft, die Schifffahrt und Fischerei am Königssee zum Beispiel. Almen als wertvolle Kulturlandschaft mit einer großen Biodiversität können nur erhalten werden, wenn sie nachhaltig bewirtschaftet werden – so wie im Nationalpark Berchtesgaden. Auch die touristischen Nutzungen des Nationalparks finden schwerpunkmäßig in der Pflegezone statt. Nach dieser kurzen Einführung wandern wir hinein ins Klausbachtal.

Wanderweg ins Klausbachtal

Ein neuer Wald entsteht

Der Borkenkäfer ist ein natürliches Element der Wälder im Nationalpark Berchtesgaden. Durch die Schaffung von Lücken im natürlichen Bergwald trägt er zur Artenvielfalt bei. Deswegen darf er in der Kernzone des Nationalparks frei wirken. Dr. Baier zeigt uns die kleinen Tierchen.

Buchdrucker | Borkenkäfer

Allerdings stellt der Buchdrucker, wie die bei uns heimische Art des Borkenkäfers heißt, für die unmittelbar angrenzenden Wirtschaftswälder eine potenzielle Gefahr dar. Deswegen wird er in einer rund 500 Meter breiten Zone entlang der nördlichen Grenze des Nationalparks konsequent bekämpft: speziell ausgebildete Fachleute beobachten dieses Gebiet kontinuierlich auf befallene Bäume. Diese werden dann rasch gefällt und geschepst, also entrindet. So kann die Borkenkäferbrut nicht mehr ausschlüpfen. Ein Überspringen des Käfers in die Wirtschaftswälder wird damit wirkungsvoll verhindert. Das Totholz bleibt vorzugsweise im Wald und bildet den Nährstoff für die natürliche Waldverjüngung. Auf dem Weg in Richtung Ofental zeigt uns der Nationalparkleiter dann den Waldumbau im Detail. Hier, am Fuße des Hochkalters dominieren noch Fichten. Der dichtbestandene Wald lässt wenig Licht durch, dementsprechend artenarm ist auch der Waldboden.

Fichtenwald am Fuß des Hochkalters

Weiter oben hat Orkan Wiebke 1990 großflächig vom Borkenkäfer geschwächte Bäume gefällt. In den folgenden 30 Jahren hat sich daraufhin ein gesunder, stabiler Mischwald entwickelt. Noch ein Stück weiter oben können wir genau betrachten, wie genau so ein neuer Wald entsteht.

Exkursion im Nationalpark Berchtesgaden

Orkan Kyrill hat 2007 zahlreiche Fichten umgelegt. Jetzt, knapp 15 Jahre später sprießen hier aus dem Totholz zahlreiche Pflanzen: Bäume und Sträucher verschiedenster Arten, Farne, Moose und Gräser. Wir hören Insekten summen und sehen Schmetterlinge flattern.

Teil eins unserer Exkursion ist damit beendet. Vorbei an der Lahnwald-Holzstube wandern wir zurück.

Die Lahnwald-Holzstube

Während wir zurückmarschieren erklärt Dr. Baier noch die Trennung von Wald und Weide, die seit 2006 im Nationalpark praktiziert wird. Sowohl Natur- wie auch die Kulturlandschaft im Schutzgebiet profitieren von der räumlichen Trennung: Die Weideflächen für die Kühe sind ertragreicher und die Wälder werden von Verbiss und Trittschäden verschont.

Im Tal der Steinadler und Bartgeier

Der zweite Teil unserer Exkursion steht ganz im Zeichen der großen Greifvögel im Nationalpark: Bartgeier und Steinadler. An der Steinadler– und Bartgeier-Beobachtungsstation empfängt uns Uli Brendel, stellvertretender Nationalpark Leiter und Vogelexperte.

Uli Brendel

Aktuell beschäftigt uns alle natürlich die Frage nach dem Verbleib von Bartgeierdame Wally. Sie hat ihren GPS Sender verloren und wurde schon länger nicht mehr gesichtet. Leider weiß auch Uli Brendel nicht Neues dazu. Er kann uns aber viel erzählen über das Wiederansiedlungs-Projekt im Nationalpark. Der nächste Meilenstein erfolgt Anfang Juni. Dann werden wieder zwei junge Bartgeier ausgewildert. Das Projekt ist auf zehn Jahre angelegt, dann gibt es hoffentlich eine stabile Population von Bartgeiern in den Ostalpen.

Die Steinadler und Bartgeier Beobachtungsstation

Der große Greifvogel kann eine Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern erreichen. Als Aasfresser ist er das Endglied der Nahrungskette und komplettiert er die Tierwelt im Nationalpark Berchtesgaden. „Bartgeier fressen die Knochen von toten Tieren“, erklärt Uli Brendel. Die Knochen kann der Bartgeier dank seiner starken Magensäure verdauen. In Spanien heißt der Vogel übrigens „quebrantahuesos“, was sich mit Knochenbrecher übersetzen lässt. Besonders im Frühjahr nach zahlreichen Lawinenabgängen findet der Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden mit Fallwild genügend Nahrung vor.

Anhand von Bildern zeigt uns Uli Brendel die Entwicklung der Bartgeier. Ausgewachsen sind die Vögel bereits nach ein paar Monaten, geschlechtsreif allerdings erst mit 6 Jahren. Und auch das Erscheinungsbild ändert sich dramatisch: Sind junge Bartgeier noch überwiegend dunkelbraun, färbt sich das Kopf-, Brust und Bauchgefieder ab einem Altern von vier Jahren zunehmend weiß. Das charakteristische Orange-Rot erhalten die Vögel durch das Baden in eisenoxid-haltigen Wasserstellen.

Warum mit Wally und Bavaria zwei Weibchen ausgewildert wurden?“ will einer von uns wissen. Ulli erklärt uns, dass das kein Problem ist. Sobald die Vögel geschlechtsreif sind, werden sie sich ohnehin trennen und ein neues Revier suchen. Und dort hoffentlich einen Partner finden, mit dem sie für Bartgeier-Nachwuchs sorgen wird.

Mit einem Spektiv zeigt uns Ulli Brendel dann noch den Auswilderungsplatz der Bartgeier in der Halsgrube und einen Adlerhorst auf der gegenüberliegenden Seite des Klausbachtals.

„Da oben ist der Adslerhorst“

Dankeschön, dass Ihr Euch für uns Zeit genommen habt. Wir haben alle viel gelernt!

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

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