Kultur

Neue Gästeführer für Berchtesgaden

Seit Anfang März dieses Jahres absolvieren 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Ausbildungskurs „Gästeführer/in im südlichen Landkreis“ des Katholischen Bildungswerkes Berchtesgadener Land. Einer von Ihnen bin ich. In 15 Einheiten lernen wir allerhand Wissenswertes über Geschichte und Gegenwart von Berchtesgaden und seinen Nachbargemeinden. Regionale Experten referieren zu Themen wie Kulturlandschaft und Brauchtum, Architektur, Kultur- und Flurdenkmäler, Geschichte der Fürstprobstei und die Entwicklung der fünf Gemeinden. Auch Grundlagen der Museumspädagogik und Führungsdidaktik sind Bausteine der Ausbildung. Am Dienstagnachmittag stand eine Exkursion auf unserem Stundenplan: Kreisheimatpfleger Johannes Schöbinger nimmt die angehenden Gästeführerinnen und Gästeführer mit auf eine zweistündige Führung durch die Berchtesgadener Stiftskirche.

Am Schlossplatz vor der Stiftskirche wartet Johannes Schöbinger schon auf die Kursteilnehmer. Die Gründe, an diesem Kurs teilzunehmen, sind unterschiedlich: Manche Kursteilnehmer sind bereits ausgebildete Gästeführer, zum Beispiel im benachbarten Bad Reichenhall und wollen Ihr Betätigungsfeld ausweiten. Andere suchen die Herausforderung, Einheimischen und Gästen ihr Wissen über Berchtesgaden zu vermitteln. Und einige von uns wollen einfach mehr erfahren über unsere Heimat.

Im Schatten des ehemaligen Marstalls gibt uns Johannes Schöbiger eine Einführung in die Geschichte der Stiftskirche. Seine heutige Gestalt erhält der wahrscheinlich schon 1122 errichtetete Notbau durch zahlreiche Um- und Ausbauten. Besonders die beiden Türme prägen das Ensemble: Sie wurden 1864 im neoromanische Stil errichtet, nachdem ein Blitzeinschlag die alten Türme zerstört hatte.

Vom Schlossplatz aus betreten wir dann die im Westen gelegene Vorhalle und stehen vor dem spätromanischen Hauptportal. Hier zeigt uns Johannes Schöbinger auch Details, die man nur bei genauem Hinsehen erkennen kann: An den Säulen und Bögen des Stufenportals befinden sich kleine Fratzen. Auch zum großen Kruzifix in der Vorhalle weiß der Kirchenpfleger einiges zu erzählen.

Im hinteren Teil des Langhauses erklärt uns Johannes Schöbinger die Baugeschichte und die in den einzelnen Epochen vorgenommenen baulichen Änderungen. Auch die Grabmäler der Fürstpröbste sind ein Thema: Porträtgenaue Reliefs bilden die hier begrabenen ehemaligen Herrscher Berchtesgadens lebensgroß ab.

Im vorderen Teil des Langhauses geht es dann nicht nur um Oratorien und Seitenaltäre, sondern auch um dem „Deoengel“ im linken Seitenschiff: Dieser Engel am Grabstein von Michael Balthasar Graf von Christalnigg wurde von den Ministranten wegen seiner Körperhaltung despektierlich so getauft. Dabei ist die etwas merkwürdige Körperhaltung der Putte Ergebnis eines Restaurantions-Fehlers….

Über drei Stufen geht es anschließend in den frühgotischen Chor mit dem eindrucksvollen spätgotischen Chorgestühl aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts, das in der Stiftskirche teilweise allerdings nur als Nachbildung erhalten ist.

Besonders die mit Ranken und Tiergestalten geschmückten Stirn- und Scheidewände des Gestühls stechen ins Auge: Dargestellt sind Löwe, Pelikan, Einhorn und Hirsch. Die Bildsymboliken reichen weit in die Romanik zurück und tragen je eine Botschaft aus dem christlichen Glauben in sich. Während der Löwe für Christus, den König, steht, symbolisiert der Pelikan den aufopferungsvollen Kreuztod Jesu für die Welt. Das Fabeltier des Einhorns steht für das Gute und die Reinigung von allem Bösen. Der Hirsch ist Symbol für die Erlösung durch Christus, auf den wir getauft sind.

Der Schatz der Stiftkirche

Zuletzt darf unsere Gruppe einen Blick in die 1510 erbaute Sakristei und auf den darin verwahrten Stiftsschatz werfen. Massive Schränke beherbergen Silberfiguren und Antependien, Monstranzen und Prunkkelche aus dem Besitz der Fürstpröbste. Die heute noch vorhandenen Objekte stellen dabei lediglich einen Bruchteil des ehemaligen Stiftskirchenschatzes dar. Der Großteil wurde 1803 nach Wien „in Sicherheit gebracht“.

Danke Johannes Schöbinger für die interessante Führung.

Die Berchtesgadener Gästeführer

Die Berchtesgadener Gästeführer bieten geführte Touren zu verschiedenen Themen an. Auch ganz individuelle Führungen sind möglich.

gaestefuehrer-berchtesgaden.de

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

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