Keine Gefahr für die Wimbachgrieshütte
Absturzgefährdeter Felsturm bedroht Hütte nicht
Das Gutachten zur Beurteilung der Gefährdungssituation für die Wimbachgrieshütte durch Felssturz ist fertig. Geologe Dr. Stefan Kellerbauer aus Marktschellenberg stellte die Ergebnisse seiner Studie kürzlich der Nationalparkverwaltung und den Naturfreunden Deutschland/Bezirk München als Eigentümer der Hütte vor. Sowohl vom Boden als auch aus der Luft hat sich der Experte das „Griesköpfl“ ganz genau angeschaut. Das Ergebnis: Für die Hütte besteht keine Gefahr, lediglich der Wanderweg im direkten Hüttenumfeld könnte gefährdet sein und wird geringfügig verlegt.
„Der kleine Felsturm am Griesköpfl, rund 500 Meter oberhalb der Wimbachgrieshütte, wird irgendwann abbrechen“, soviel steht für den Geologen Dr. Stefan Kellerbauer fest. Nur wann? „Das kann niemand genau sagen. Ein Abbruch ist in den nächsten Jahren nicht auszuschließen, auf längere Sicht zu erwarten. Was wir aber vorhersehen können, sind die anfallenden Gesteinsmengen und die voraussichtliche Sturzbahn“. Der kleine Nordturm auf einer Höhe von rund 1.850 Metern hat ein Volumen von rund 400, maximal 600 Kubikmeter Fels. Zum Vergleich: Beim Felssturz am Kleinen Mühlsturzhorn im benachbarten Klausbachtal waren im Jahr 1999 rund 250.000 Kubikmeter Fels ausgebrochen. „Eine direkte Gefährdung der Wimbachgrieshütte durch den Absturz des Felsturms kann ausgeschlossen werden, da ein großer Felsrücken auf rund 1.500 Metern Höhe direkt oberhalb der Hütte diese vor Felsstürzen schützt“, so der Experte. Der Standort der seit mehreren hundert Jahren bestehenden Hütte im hinteren Wimbachtal wurde in der Vergangenheit damit sehr bewusst gewählt.
Wanderweg wird verlegt
Dr. Kellerbauer empfiehlt, den Weg im direkten Hüttenumfeld zu verlegen, um eine Gefährdung von Wanderern auszuschließen. „Wenn der Nordturm abbricht, kommt viel feines Material herunter, keine großen Blöcke“, hat der Geologe ermittelt. Er rechnet damit, dass abbrechendes Gesteinsmaterial den Talboden voraussichtlich gar nicht erreicht, sondern in der Schuttrinne oberhalb der Hütte liegen bleibt. Durch eine anschließende, computergestützte Feinmodellierung lassen sich die Sturzbahnen im Detail eingrenzen.
Eine Absage erteilt Kellerbauer Ideen, den Felsturm zu sprengen oder Mess-Sonden anzubringen. Eine Sprengung stehe in keinem Verhältnis zum Gefährdungspotential, zumal der Turm kaum erreichbar sei und es im Ergebnis nachher schlechter sein könne als vorher. Auch Sonden wären nicht mit vertretbarem Aufwand anzubringen und zu warten. Diese beiden Lösungen seien daher nicht praktikabel. Kellerbauer rät den Nationalpark-Verantwortlichen, das Griesköpfl in den nächsten Jahren zu beobachten und Fotodokumentationen anzufertigen. So ließen sich Veränderungen erkennen und bewerten. Dr. Roland Baier, stellvertretender Nationalparkleiter, bestätigt den Vorschlag der Wegverlegung im direkten Hüttenumfeld: „Wir werden hier gleich nach der Schneeschmelze zu Beginn der kommenden Wandersaison tätig werden“. Die Nationalparkverwaltung hat als Grundeigentümer die Verkehrssicherungspflicht für die Wege und Steige im Schutzgebiet. Umso erleichterter ist man über die Ergebnisse des Gutachtens. Dr. Baier bestätigt: „Wir können die Gefahr nun genau eingrenzen. Sie ist deutlich geringer als angenommen und die Grieshütte ist nicht gefährdet. Das ist ein gutes und beruhigendes Ergebnis.“
Pressmitteilung Nationalpark Berchtesgaden