Watzmann-Überschreitung zwischen Mittel- und Südspitze
Berge

Watzmann-Überschreitung: Weniger Sicherungen für mehr Sicherheit

Watzmann-Überschreitung zwischen Mittel- und Südspitze
Watzmann-Überschreitung zwischen Mittel- und Südspitze

Sanierungsarbeiten auf der Watzmann-Überschreitung

Während überall in den Alpen die Berge mehr und mehr erschlossen werden, gibt man in den Berchtesgadener Alpen den Bergen ihre Ursprünglichkeit zurück: Am Watzmann wurden dieses Jahr der 150 Meter Stahlseil und weitere Sicherungen entfernt.

Tausende Bergsteiger – und solche die es gerne sein wollen – überschreiten jedes Jahr den Watzmann auf dem schmalen Grat. Die hochalpine Tour ist eines der Highlights in den Alpen und lockt auch ambitionierte Wanderer, die eigentlich im extremen Gelände nichts verloren haben. Der Nationalpark Berchtesgaden geht nun einen Schritt, der überrascht: Auf dem Grat zwischen Watzmann Hocheck und Südspitze wurden 150 Meter Seil und andere künstliche Sicherungen entfernt. Die Überschreitung des Watzmanns wird damit zukünftig aber nicht unbedingt anspruchsvoller werden: An den schwierigen Stellen werden die Seile und Haken erneuert, an den leichten Gehpassagen werden überflüssige Seile entfernt!

Die Watzmann-Überschreitung: Ein Traum für Bergsteiger

Der Watzmann ist ein Traumziel für Bergsteiger! Die bekannteste Bergtour im legendären Bergmassiv, die Überschreitung der drei Spitzen des Watzmanns, fordert absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Ein Klettersteigset kann man wie bisher bisher nur an einigen Stellen der Überschreitung einsetzen. Die Sicherheit eines solchen Sets ist auf dem schmalen Grat trügerisch: Besonders im Abschnitt zwischen Mittel- und Südspitze gibt es zahlreiche schwierige und ausgesetzte Passagen ohne Sicherungsseil.

Seilsicherung auf der Watzmann-Überschreitung
Seilsicherung auf der Watzmann-Überschreitung

Bergsteiger, die sich auf Gurt und Klettersteigset verlassen, sollten auf dem Watzmann-Grat größte Vorsicht walten lassen: Auf der etwa vier Kilometer langen Strecke zwischen Watzmann Hocheck und Wimbachgries sind gerade mal 700 Meter seilversichert.

Weniger Sicherungen für mehr Sicherheit

Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass zusätzliche Sicherungen am Berg nicht unbedingt mehr Sicherheit schaffen. Stattdessen lockt die vermeintliche Sicherheit immer mehr Menschen auf einen Berg, dem sie nicht gewachsen sind. Menschen, die den Mangel an alpiner Erfahrung und bersteigerischem Können mit dem Einsatz eines Klettersteigsets zu kompensieren versuchen.

Viele Bergsteiger sind unterwegs auf der Watzmann-Überschreitung
Viele Bergsteiger sind unterwegs auf der Watzmann-Überschreitung

Im Nationalpark Berchtesgaden rückt man nun die Verhältnisse wieder auf das richtige Maß zurecht: Der Mensch muss sich dem Berg anpassen, nicht der Berg dem Menschen! Und so wird aus der Watzmann-Überschreitung wieder das, was sie ist: Eine hochalpine Bergtour, deren Schwierigkeit nicht der Anspruch der Kletterstellen sondern die Ausgesetztheit und Länge ist! Und kein Klettersteig mit durchgehenden Sicherungen!

Die Watzmann-Überschreitung ist nicht für jedermann!

Auch wenn es Einigen weh tut: Die Watzmann-Überschreitung ist nicht für jedermann! Wenn Ihr den Watzmann erleben wollt, aber nicht entsprechend bergerfahren, schwindelfrei und trittsicher seid, dann macht die Bergtour aufs Watzmannhaus. Eventuell noch die Tour aufs Hocheck. Die Überschreitung solltet Ihr aber nur machen, wenn Ihr Euch absolut sicher seid, dass Ihr die Tour auch packt ? Oder aber Ihr nehmt Euch einen Bergführer, der Euch über den schmalen Grat des Watzmann begleitet.

Euer Sepp

Mein Name ist Sepp Wurm und ich arbeite seit Sommer 2010 im Tourismus Marketing. Als Social Media Enthusiast kümmere ich mich neben diversen anderen Kanälen auch um den Bergerlebnis Berchtesgaden Blog. Schwerpunkt meiner Blogbeiträge sind Berichte über meine Wanderungen und Bergtouren im Sommer, sowie über Skitouren im Winter. Meine Leidenschaft für die Berge bringe ich gerne in unseren Blog mit ein. Als waschechter Ramsauer „Bergbauernbua“ liegen mir zudem unsere Heimat und ihre Traditionen und Bräuche natürlich besonders am Herzen. Ich hoffe, diese Liebe zu unserem schönen Berchtesgaden spiegelt sich auch in meinen Blogbeiträgen wider.

22 Kommentare

  • Georg

    Ein Schritt in die richtige Richtung! Eine Frau wollte vor kurzem vom Hocheck zur Mittelspitze; da jedoch keine durchgehenden Sicherungen – wie bei einem Sport-Klettersteig – vorhanden waren, nahm sie von ihrem Vorhaben Abstand.
    Vor 10 Jahren waren am Watzmanngrat noch die wenigsten MIT einem Klettersteigset unterwegs – derzeit sind die wenigsten OHNE einem Klettersteigset unterwegs.

      • Jan

        > Was aber auch daran liegt, dass – zumindest in unserem Fall – der Bergführer die Mitnahme des Sets deutlich empfohlen hat, trotz offensichtlicher alpiner Erfahrung unsererseits.
        Dennoch empfinde ich die Anpassung und Reduktion von Sicherungen richtig, da es nach meinem Empfinden einige ungesicherte „schwierige“ Stellen gibt (gab), bei denen eine Sicherung Sinn gemacht hätte während gleichzeitig deutlich einfachere Stellen gesichert sind (waren).

        • Sepp

          Mit Bergführer ist es ja ohnehin kein Problem. Es geht eher darum, dass die Übershcreitung immer wieder als Klettersteig bezeichnet wird und viele galuben, der Weg wäre durchgehend gesichert.

    • Alexander Say

      > Find ich gut, dass der Sicherheitsaspekt von allen so ernst genommen wird. Wie gesagt vor vielen Jahren, war es auch noch üblich, über Leute mit einem hohen Sicherheitsdenken lustig zu machen. Da finde ich es doch heute besser, dass die meisten mit einem Klettersteigset unterwegs sind.

  • Mimi Sayilkan

    Wie wäre es denn (wie es in anderen Ländern auch wie bspw. auf Teneriffa funktioniert), wenn man eine Genehmigung für die Überschreitung sowie das Ostwandlager einführt? Demzufolge muss aber Personal dafür bereitgestellt werden. Das hätte aber zur Folge, dass die Einsätze der Bergwacht minimiert werden. Das nennt sicj Prävention, denn damit soll ja kein Geld gemacht werden, sondern Menschenleben geschützt werden.

    • Barbara

      > Ja, mehr Bürokratie hat immer und überall schon zu Verbesserungen geführt. Super Idee! Muss man da dann zur Genehmigung einen dreiseitigen Tourenbericht abliefern oder muss nachweisen, dass man noch nie in Gefahr geraten ist? Und hat der Bürohengst, der das genehmigen darf dann gleichzeitig eine Bergführerausbildung um das einschätzen zu können? ?

  • Herbert

    Gratulation an die deutschen Kollegen !
    Definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, von dem man sich bei uns am Dachstein einiges abschauen könnte !

  • Helmuth Guggenberger Senior

    1970 machte ich diese wunderschöne Tour als Neunzehnjähriger. An Sicherungen kann ich mich nicht erinnern, eine Kletterausrüstung hatten wir ganz bestimmt nicht dabei. „Brutal“ war für mich der Abstieg nach St.Bartholomä. Stein, Stein, Stein und wieder Stein, das war arg für die Knie. Dazu noch die pralle Sonne. Wenn man auch die Überschreitung relativ leicht packt, hinunter wirds mühselig!

  • Helmuth Guggenberger Senior

    1970 habe ich diese Tour als Neunzehnjähriger Bundesheerler gemacht. Die Überschreitung ist mir in angenehmer Erinnerung. Ob und wie weit gesichert war habe ich vergessen. In negativer Erinnerung geblieben ist mir allerdings der Abstieg nach St.Bartholomä weils halt gar so steinig, weit und extrem heiß war. Da sind die Kraftreserven schnell dahingeschmolzen, zumal das mitgenommene Wasser bald aufgebraucht war.

  • Martin

    Mal sehen, ob das wirklich weniger Bergwachteinsätze bringt, so wie erhofft. Sicherlich wird es aber erst mal zu einer Erhöhung der Unfälle mit Todesfolge führen.

    • Jan Krause

      > Woher kommt denn dieser Schluß von dir bezüglich Unfälle mit Todesfolge? Ich dachte immer, dass Unfälle erfahrungsgemäß eher an gesicherten Stellen auftreten, weil auch diese Gefahren bergen, die Leute sich aber sicher fühlen und unachtsam sind. An den schwierigen und ungesicherten Stellen dazwischen kommt es aufgrund der besseren Konzentration etc. dann eher zu gar nichts.. Hast du da eine Quelle mit einer Begründung, bzw. Untersuchung, die deine Aussage untermauert? Würde mich interessieren.

  • Veit Schumacher

    Servus Sepp,

    liegen dir zu den Aktivitäten konkrete Fakten oder Pressemitteilungen vor? Wäre super, wenn wir hierzu evtl. ein paar Infos für eine kurze Newsmeldung bekommen könnten. Ansonsten verweisen wir als Quelle gerne auch auf euren Blogbeitrag.

    Danke für eine kurze Rückmeldung!
    VG Veit vom airFreshing-Team

  • Karl-Heinz Weinfurtner

    Die „Entsicherung“ des Watzmann Grats-Ein Schritt, der schon lange passieren musste. Was am Jubiläumsgrat der Zugspitze mit Erfolg durchgeführt wurde, ist hier längst Zeit gewesen. Ich war immer der Meinung, dass man bei JEDER Tour mindestens 120% Fertig- und Fähigkeiten bezogen auf die Tour in den Beinen (und Armen) haben sollte, bevor man sie antritt. Nur so packt man die Tour und hat noch genügend Reserven für Eventualitäten.
    Ich bin den Watzmanngrat (Wimbachbrücke bis Wimbachbrücke in 11 Stunden) vor vielen Jahren gegangen und hatte den Klettergurt dabei, hab ihn aber nicht ein einiges mal benutzen müssen und hab mich trotzdem nie unsicher gefühlt, was für mich ein Zeichen war, dass ich konditionell aber vor allem auch technisch und psychisch dem Grat voll gewachsen war. Wer im Vorfeld solch einer Tpour nicht 100%ig davon überzeugt ist, hat hier nichts verloren, sondern gefährdet nur sich und andere.
    Dass jetzt die Voraussetzungen am Berg anders sind motivieren mich den Watzmanngrat nochmals zu gehen. Ich werde ihn wohl nicht mehr in der Zeit von damals schaffen, aber dafür wird der Genuss umso größer sein.
    Bitte diese Gesinnung an andere schwierige Touren weiter geben.
    Karl-Heinz

  • Wolf Heidbüchel

    Ich habe die Watzmannüberschreitung 1971 in 10 Std. gemacht, vom Wimbachparkplatz zum Wimbachparplatz. Etwas schneller war nur ein Gebirgsjägerzug der BW. Ein Klettersteigset kannte man damals nicht. Die Überschreitung war wunderschön, ausser der BW war kein Mensch unterwegs (Ende August!). Nur der Abstieg war äusserst unangenehm, vor allem der untere Teil mit den sandigen Querungen. Heute gibt es da ja auch Sicherungen.

  • Frederik

    Ich frage mich, wo und ob überhaupt die Seilsicherungen entfernt worden sein sollen. Gestern gab es jedenfalls noch ziemlich viele Seile an Stellen, wo man sie echt nicht braucht. Und ausgerechnet am Einstieg ist auch gleich eine Seilsicherung. Das lädt doch die Leute nach wie vor dazu ein, sich auf den Weg zu machen, wenn gleich am Anfang die wenig schwierigen Stellen schon abgesichert sind. Man sollte einfach alle Seile zwischen Hocheck und Mittelspitze entfernen!

  • Ralf

    Servus. Wir hatten die Tour am Wochenende von st. Bartholomä über die kührointalm zum Watzmannhaus gemacht. Zum Glück hat’s auch ohne Reservierung geklappt aber ist schon voll durch die Umbauarbeiten. Die 150m fehlendes Seil haben wir teilweise auch gemerkt aber ganz ehrlich: inzwischen sind uns einige begegnet die gar kein Klettersteig set mehr dabei haben. Also Schwindelfreiheit und Trittsicherheit ist in jedem Fall gefordert. Aber sehr selbst.
    https://youtu.be/PwdUwiCh3-o

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