Kultur

„Oar (Eier) scheiben“ entwickelt sich zum österlichen Brauch

Aus einer lustigen Beschäftigung an den freien Tagen zu Ostern entstanden, könnte sich schön langsam in den nächsten Jahren ein Brauch entwickeln, so wie jeder andere Brauch über die Jahrzehnte und Jahrhunderte entstand, in der Bevölkerung sich etablierte und immer wieder auch wandelte. Zu Ostern die gefärbten Eier eine schiefe Ebene hinunterrollen zu lassen und daraus einen Wettbewerb zu schaffen – hier beim „Oarscheiben“ sieht man Neues und sich Wandelndes.

Ostereier – „Oar-Scheiben“ – neu entstehendes Osterbrauchtum im Rupertiwinkel im Hintergrund malerisch gelegen das Dorf Wimmern

Das „Oarscheiben“ lässt sich nicht auf einen alten Brauch zurückführen. Das Färben der Eier – dies ein alter Brauch zum Osterfest – entstand aus der Notwendigkeit, die vielen in der Fastenzeit gelegten Eier zur Haltbarmachung zu kochen; denn Eier durften zur Fastenzeit – genau wie Fleisch und vieles mehr – nicht gegessen werden und man kann den Hühnern ja nicht einfach befehlen, in der Zeit keine Eier zu legen. Gefärbte Eier in Deutschland erstmals erwähnt im 13. Jahrhundert. Den Eiern tageweise oder wochenweise verschiedene Farben zu geben, sollte praktischerweise in der katholischen Kirche für die in der Fastenzeit gelegten, durch Hartkochen haltbar gemachten Eier das Alter in der sechs Wochen dauernden Fastenzeit anzeigen.

gekochte, farbige Ostereier mit dem Osterlamm in der Blumenwiese

Weitaus älter als die christliche Tradition scheint das Dekorieren von Eierschalen mit den 60 000 Jahre alten Funden von Straußeneiern im südlichen Afrika. Auch finden sich 5.000 Jahre alte verzierte Straußeneier in antiken Gräbern der Sumerer und Ägypter.

Über die Fastenzeit hinweg Haltbarmachen ist heute nicht mehr nötig, es entstehen aber wahre Kunstwerke in Farbe und Verzierung. Osterbrunnen und im letzten Jahr erstmals für den Rupertiwinkel in Anger die auf dem Dorfplatz stehende Mariensäule mit in viel Arbeit gefertigten Eiern schmücken – Einfallsreichtum zieht die Blicke auf sich.

verzieren und bemalen von Ostereiern
Oster-Mariensäule in Anger auf dem Dorfplatz – Rupertiwinkel

In kleiner Runde – jedoch mit „viel Spass an der Freud“ treffen sich in den letzten Jahren immer mehr Jung und Alt, Familien, Freunde und Vereine zum „Oar (Eier) Scheiben“. Zwei Rechen ineinander verhakt und die Stiele parallel gelegt ergibt sich ein Gefälle. Die Eier rollen in der entstandenen Rille nach unten und ins Gras.

Ostereier – „Oar-Scheiben“ Osterbrauch im Rupertiwinkel

Jeder Teilnehmer legt ein Centstück auf sein Ei. In Folge lassen die Teilnehmer Ei um Ei nach unten rollen. Trifft ein Ei und fällt das Geldstück, darf der Teilnehmer das Geldstück behalten. Nach jedem Durchgang bekommen die Eier wieder ein Geldstück und es beginnt von vorne – Abwandlungen natürlich jederzeit möglich.

Ostereier – „Oar-Scheiben“ Osterbrauchtum – Rupertiwinkel – im Hintergrund Wimmern, Hochstaufen und Zwiesel

Land und Leute, Geschichte und Geschichten …
Der äußerste Südosten Bayerns mit Chiemgau, Rupertiwinkel und Berchtesgadener Land schickt mich in seiner Vielfalt immer wieder auf die Suche …

Eure Rosi

Bilder: RoHa-Fotothek Fürmann

Im südostbayerischen Raum, besonders im Rupertiwinkel und dem angrenzenden Österreich ist Rosi Fürmann unterwegs, um die Landschaft, das Land und die Leute, die die Schönheiten der Alpenregion und des Voralpenlandes wiederzugeben, zu fotografieren.

One Comment

  • Gumpinger gertraud

    Grias Eich liabe Rosi liaba Hans ja viele Jahre war Oar scheiben bei uns still g’legt. Doch seid mehrere Jahr werdn an Ostern mit de Enkel wieder aus der Garage zwoa oide Recha im Garten aufbaut und los geht’s. Rechtzeitig muas i de „Pfenning“ (c) sammen. Danke für Deine schönen 👍👍 Foto und Beiträge. Ich wünsch Eich ois guade und schöne Ostertage. Herzliche Grüße Gertraud

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