Berge

Live dabei beim Skitouren Testival

Auf eine Skitour gehen – das habe ich noch immer nicht ausprobiert. Auch wenn ich schon seit 12 Jahren in Berchtesgaden lebe und mir immer wieder Freunde und Bekannte begeistert von ihren Touren berichtet haben. Und dann findet hier in Berchtesgaden zum zweiten Mal dieses Skitouren Testival statt. Jetzt versuche ich es halt doch – schließlich richtet sich das Angebot ja auch an Einsteiger. Also melde ich mich zum Workshop „Sicherheit & Risikomanagement“ am Samstag und zur Skitour für Einsteiger auf den Jenner am Sonntag an. Natürlich habe ich keine Ausrüstung, so kommt mir auch der angebotene kostenlose Materialtest gerade recht.

Der Workshop-Tag beim Skitouren-Testival

Am Samstag früh finde ich mich mit all den anderen Teilnehmer an der Talstation der Jennerbahn in Schönau a. Königssee ein. Nach der erfolgreichen Akkreditierung – jeder Teilnehmer erhält ein Startersackerl in Form eines Dirtbags der Firma Deuter mit praktischen kleinen Geschenken der Aussteller – schau ich mich bei den Ausstellern um und organisiere mir meine Ausrüstung für den ersten Tag des Skitouren-Testivals. Neben Schuhen, Ski und Stöcken gehört natürlich auch ein LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät) mit Sonde und Schaufel dazu. Unten im Tal herrscht noch Nebel, die Webcam von der Gipfelstation der Jennerbahn zeigt aber schon das überwältigende Panorama im strahlenden Sonnenschein, das uns erwarten wird.

Toni Grassl, Veranstalter des Skitouren Testivals, begrüßt um kurz vor 9 Uhr die Teilnehmer und wir lernen die Leiter der Workshops kennen, alles erfahrene Bergführer aus der Region. Sepp Thomae übernimmt den Workshop „Sicherheit & Risikomanagement“. Gemeinsam fahren wir auf den Berg und dann geht es auch schon los: nach einer kurzen Vorstellungsrunde beginnen wir, uns mit der Ausrüstung vertraut zu machen. Ich bin erleichtert, ich bin nicht die einzige Anfängerin in Sachen Skitouren! Bei dem von mir ausgewählten Workshop geht es um die Grundlagen – also Geländekunde, Verhalten auf der Skitour, LVS Grundlagen und das Schneeprofil. Sepp lässt uns im großen Kreis aufstellen für den großen LVS Check. Wir lernen die Handhabung der Geräte und dass das Gerät über der untersten Klamottenschicht zu tragen ist (der Zwiebellook ist gerade beim Skitouren gehen von besonderer Bedeutung – beim Raufgehen kommt man flott ins Schwitzen, bei der Abfahrt ist ein Windstopper absolut empfehlenswert). Ich mache ein paar Fotos, da kommt von Sepp der wertvolle Hinweis, dass das Handy während der Tour immer mindestens 20 Zentimeter vom LVS-Gerät entfernt sein muss. Denn bei der Verschüttetensuche lenkt das Handy ab und die Diskrepanz zum Suchergebnis liegt bei bis zu zehn Metern! Das kann für den Verschütteten fatal enden.

Wir legen unsere Ausrüstung an und fahren ein paar Meter vom Jennergipfel runter. Sepp erläutert uns den heutigen Schneezustand – Altschnee, noch gefroren – und geht aufs Gelände ein. Wir befinden uns im gesicherten Gelände. Sepp zeigt auf die umliegenden Hänge und erklärt uns, worauf wir als Gruppe zu achten haben, falls wir in Hänge einfahren oder diese queren möchten. Nun legen wir die Felle an. Null Problem bei Sonne und Windstille. Sepp hat ein paar Tipps parat, worauf wir bei Wind und Schneefall achten sollen, damit die Felle optimal auf die Rückseite der Skier angelegt werden können. Die Felle brauchen wir, damit wir beim Bergaufgehen nicht mit den Skiern nach unten rutschen. Wie schon bei meiner Schneeschuhtour in diesem Winter kommt auch Sepp auf die Berchtesgadener Spur zu sprechen und lässt uns danach gemächlich in Reih und Glied in Serpentinen wieder zur Bergstation raufgehen. Und auch wenn die Strecke beim Workshop nur kurz ist – ich verstehe schön langsam die stetig wachsende Zahl der begeisterten Skitourengeher. Oben angekommen widmen wir uns noch einmal der Lawinenverschüttetensuche. Wir packen die Sonden und Schaufeln aus und lernen, wie die Sonde zu bedienen ist und wie ein verschütteter Kamerad geborgen wird. Viel zu schnell vergeht die Zeit, es ist schon Mittag und nun wartet eine gemütliche Einkehr auf der Sonnenterrasse der Jennerbahn auf uns. Ein Großteil der Gruppe besucht am Nachmittag noch einen weiteren Workshop, ich verabschiede mich bis morgen.

Der Touren-Tag beim Skitouren Testival

In der Nacht war es richtig kalt. Beim Treffpunkt an der Talstation organisiere ich mir wieder wie alle anderen meine komplette Ausrüstung und sehe, wie sich die Bergführer mit Toni Grassl intensiv besprechen. Pünktlich um 9 Uhr begrüßt uns Toni und erläutert die aktuellen Bedingungen am Berg, die heute aufgrund des starken Südföhns eine Tourenänderung erforderlich machen. Also beginnt auch die Einsteigertour nicht an der Mittelstation, sondern an der Bergstation und wir beginnen die Skitour genau anders herum als ursprünglich geplant: wir fahren zuerst mit den Skiern nach unten zur Mitterkaseralm und starten von dort den Aufstieg.

Unser heutiger Bergführer ist Hannes Assem. Wir fahren mit ihm rauf zur Bergstation. Dick eingepackt bereiten wir uns auf die Abfahrt über den gefrorenen Hang vor. Für mich sind die Tourenski und die leichten Schuhe sehr ungewohnt und ich muss mich ordentlich plagen, um auf dem Weg nach unten ein paar Schwünge zu setzen. An der Mitterkaseralm machen wir eine ausgiebige Rast, in der Hannes mit uns wieder den Gebrauch der LVS-Ausrüstung übt. Wir genießen die wärmenden Sonnenstrahlen und machen gemütlich Brotzeit.


Schön langsam ändert sich auch der Schnee, es firnt auf! Und so können wir nun die Felle auf unsere Tourenski aufziehen und machen uns an den Anstieg. Vorher muss aber noch die Skibindung in den Steigmodus umgestellt werden. In der Gruppe heißt es hintereinander gehen. Hannes führt uns in gemächlichem Tempo stetig bergauf und schon nach wenigen Metern beginne ich die Tour zu genießen. Gleichzeitig freue ich mich, wie toll die Felle halten und ich tatsächlich nicht rutsche. Ein Hoch auf das hervorragende Material! Immer wieder lässt uns Hannes passieren und gibt uns wertvolle Tipps zur Technik – Druck auf den Ski ausüben, den Ski beim Gehen nicht hochheben und mit dem Oberkörper nicht zu weit nach vorne lehnen. Als es steiler wird, erklärt er uns den optimalen Stockeinsatz.

Nach einer knappen Stunde erreichen wir den Sattel und sind ob des überwältigenden Bergpanoramas schier sprachlos. Es ist traumhaft schön! Natürlich folgt jetzt eine ausgiebige Fotopause, bevor wir uns über das flache Stück dem letzten steilen Anstieg nähern. Ein paar Meter geht es bergab, dafür nehmen wir die Felle aber nicht runter und stellen auch nicht die Skibindung um – es ist fast wie mit Langlaufskiern und mit wackeligen Knien meistere ich auch diese Herausforderung ohne Sturz. Dann kommt der letzte Anstieg und wir erreichen die Bergstation der Jennerbahn: Lauter glückliche Gesichter! Die Teilnehmer bedanken sich bei Hannes für seine Geduld und den grandiosen Vormittag. Ein Großteil der Gruppe geht noch zum Mittagessen auf die Sonnenterrasse der Jenneralm. Ich fahre mit der Jennerbahn ins Tal und gebe meine Ausrüstung wieder zurück. Mir hat’s richtig gut gefallen und ich werde nächstes Jahr wieder mitmachen beim Skitouren Testival in Berchtesgaden!


Ich bin neu hier. Und das sogar im doppelten Wortsinn. Als Zugereiste und Wiedereinsteigerin im Tourismus komme ich mit dem neugierigen Blick von außen. Die Menschen in Berchtesgaden haben es mir angetan, ich mag sie. Ich bewundere die Leidenschaft und die Verbundenheit der Einheimischen zu ihrer Heimat und ihren Traditionen. Das ist etwas Besonderes. Ich freue mich darauf, das, was ich in Zukunft hier entdecken werde, auf diesem Blog zu erzählen.

One Comment

  • Tate

    Trotz der Anstrengungen schien es eine spannende Tour gewesen zu sein. Sicherlich waren die atemberaubende Landschaft und der Blick eine Belohnung. Und nach dem anstrengenden Weg wäre ein entspannter Abend am Kamin oder in der Sauna einfach perfekt.

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