Berge

Erweiterung des Horizontes: Göll- und Brettüberschreitung

Auch nach drei Jahren meines Daseins in den Berchtesgadener Alpen gibt es zuweilen Orte, die mir fremd sind. So stand bis vor Kurzem der Hohe Göll mit seiner Höhe von 2522 Metern noch immer auf meiner auszuführenden to-do-list.

Um diesen Zustand zu verändern – besser gesagt: Ihn in die Tat umzusetzen, machten Sebastian und ich uns auf den Weg zu neuen, unbekannten Höhen. Da Sebastian im Berchtesgadener Land geboren und aufgewachsen ist – kennt er als „local“ einige von den Routen, die auf den Hohen Göll führen und zum Hohen Brett überleiten lassen.

In bester Gesellschaft starteten wir in Höhe des Kehlsteinhauses unseren „Lauf“. Später am Tag wird sich (für mich) herausstellen müssen, dass die Göll-Brett – Überschreitung nur bedingt Raum für Laufschritte lässt – was der Tour jedoch keinen Abbruch tut.

Neben dem Weg über das sogenannte Purtschellerhaus entschieden wir uns im Vorfeld für die, recht populäre Variante über den Mannlgrat.

Kurz vor Beginn des Mannlgrates

Gleich zu Beginn werden wir mit felsigen trails konfrontiert, die Trittsicherheit und Können einer jeden Person erfordern. Der Pfad ist umschmückt mit Steinen uns Felsen, an denen wir uns entlang hangeln müssen und so manch einen Wanderer überholen wollen.

Unterwegs im Vertikalen

Trotz oder eben wegen der Abschüssigkeit unseres Weges sind wir schnellen Schrittes unterwegs, lassen uns an den Drahlseilversicheurngen herab gleiten und setzen Kraft in jeden unserer Schritte, sodass sich Höhenmeter summieren und unser erstes Ziel in unmittelbare Nähe rückt: Der Gipfel des Hohen Gölls – dem dritt höchsten Berg Berchtesgadens.

Zunächst will jedoch eine markante Kletterpassage im Mannlgrat überwunden werden, die absoluter Fokussierung bedarf!

Rückblick auf den Kehlstein
Kletterpassage im Mannlgrat
Kletterpassage im Mannlgrat

Nachdem Arme, Hände und Beine zum komplementären Einsatz gekommen sind erreichen wir eine Art, durch Schotter determiniertes Hochplateau, welches im moderaten Tempo erklommen werden kann und zusätzlich einen Weitblick in das BGL ermöglicht.

Nach der zweiten Kletterpassage erreichen wir eine Art Hochplateau
Der Weg bleibt felsig

Auf einer bereits existenten Höhe von 2.300 Metern zogen immer wieder Nebelwände auf, die über dem Hohen Göll zu verharren schienen. Aufgrund solchen Umstandes konnten wir nicht zu jeder Zeit einen weitläufigen Ausblick in unsere Umwelt genießen; erfreuten uns aber dennoch an unserer Existenz in luftiger Höhe.

Nach nicht all zu langer Zeit erreichten wir den Gipfel des Hohen Gölls. Eines, so empfinde ich, der schönsten Kreuze im BGL, präsentierte sich uns mit seiner stillen Präsenz.

Gipfelmoment

Empfangen durch die Worte ,,Willkommen hier auf Bergeshöh’n; durch Gottes Garten darfst du geh’n“ vergegenwärtige ich mir für einen Moment die Ruhe solchen Ortes und das große Glück, diesen besuchen zu dürfen/ können. Insbesondere das abschüssige Terrain und die zwei Kletterpassagen deklarieren den Hohen Göll zu einem herausfordernden Berg, der jederzeit seine eigenen Gesetze schreibt. Der weder fragt, noch Fehler verzeiht.

Nach kurzem Verweilen am Gipfelkreuz brechen wir auf und machen uns auf den weiteren Wegesverlauf der Überschreitung. Mal bergab – dann wieder bergauf – so gestalten sich die nächsten Meter bis zum Hohen Brett, unserem nächsten Zwischenstopp. Unter uns gelegen zeigt und erstreckt sich das Alpetal in seiner dominanten Weitläufigkeit.

Blick in das Alpetal

Immer wieder an felsigen Passagen vorbei gleitend erreichen wir schlussendlich die Fläche des Hohen Bretts auf 2340 Metern. Der rückwärts gerichtete Blick über die Schulter verrät: Während der vergangenen Stunde müssen wir einige Höhenmeter hinter uns gelassen haben. Hier am Hohen Brett ist die Temperatur deutlich wärmer, als es noch am Hohen Göll der Fall war. Ebenfalls die Aussicht gestaltet sich nun klarer und detailgetreuer als auf 2522 Metern Höhe. Da wir erst am frühen Nachmittag für unsere Tour aufbrachen, machen wir uns rasch auf den Weg bergabwärts zum Stahlhaus – wo wir dringend unsere Flüssigkeitsspeicher auffüllen müssen.

Jagerkreuz, unterhalb des Hohen Bretts

Den Blick auf den Weg und unsere umliegenden Berge gerichtet genießen wir die letzten Meter bis zu unserer Rast. Um uns herum: Steine, Felsen, begrünte Flächen. Menschen suchen wir in solchem Moment vergebens.

Am Stahlhaus angekommen können wir kurzzeitig unsere Beine entspannen und die, sich langsam senkende Sonne beobachten. Ein Naturspektakel, welches um Beiwohnen lohnt.

Anschließend brechen wir auf und laufen die letzten Kilometer bergabwärts, vorbei an Mitterkaseralm, in Richtug Scharitzkehl, wo unser Auto steht. Es endet ein Tag, eine Tour , die in ihrer Gänze 20 Kilometer und 1700 Höhenmeter misst.

Ich wünsche euch viel Spaß bei eurer Tour! Sarah

Howdy und Hallo! Mein Name ist Sarah und mich verschlug es vom Rothaargebirge ins Berchtesgadener Land. Da mir die heimatlichen Hügel des Nordrhein-Westfälischen Landes zu niedrig waren, zog ich 2015 von Bad Berleburg nach Bischofswiesen und erkunde seither laufend die umliegenden Berge.

One Comment

  • Michael

    Glückwunsch zur ersten Göll-Tour! Toller Berg!!
    Wenn Du länger im schönen BGL bleibst, wirst Du noch oft oben stehen. Das ist einer unserer Hausberge – zu allen Jahreszeiten. Wenn man einigermaßen alleine dort sein will, muss man aber schon eher zu ungewöhnlichen Zeiten dort hinauf turnen 😉
    LG Michael

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