Abkühlung am Seeleinsee
Unterwegs im Hagengebirge
Das Pfingstwochenende war vorüber – die Sommerhitze blieb. Ich persönlich bin kein Freund von starker Hitze. Für mich ist das recht unangenehm. Mein freier Tag stand an und ich wollte wandern, aber auch nicht zu sehr in die Hitze kommen. Es sollte wohingehen, wo es angenehm frisch ist und auch nicht zu voll, wo ich in Ruhe Brotzeit machen kann. Natürlich könnte ich mir ein ruhiges Plätzchen am Königssee suchen, wenn man schon wenige Gehminuten von diesem entfernt wohnt. Doch für mich musste Bewegung her und die sollte nicht anspruchslos sein. Mein Ziel für den heutigen Tag: Der Seeleinsee! Bekannt ist der Seeleinsee vor allem durch die sogenannte „kleine Reibn“. Dabei geht man vom Parkplatz Hinterbrand zum Carl-von-Stahl Haus über den Schneibstein – Windschartenkopf – Seeleinsee – Priesbergalm zurück zum Ausgangspunkt. Bisher bin ich nur zum Schneibstein gestiegen und aus Zeitnot noch nicht die ganze „kleine Reibn“ gegangen. Nun hieß es für mich früh aufstehen und zur Jennerbahn Talstation laufen. An dieser läuft man vorbei, weiter hinauf im Dorf Königssee. Man folgt der Beschilderung zum Jenner und Königsbachalm. Nach dem letzten Haus führt nun ein Weg hinauf zur Königsbachalm – der sogenannte Hochbahnweg. Dieser bietet schon recht früh schöne Tiefblicke zum Königssee. Relativ schnell erreicht man die Königsbachalm, wo das Vieh noch gemütlich auf der Almwiese liegt und vor sich hindöst. Die Königsbachalm lies ich links liegen und ging den Königsbergergraben hinauf, der Beschilderung zur Priesbergalm folgend. An der Priesbergalm ist leider noch kein/e Senner/in da, wodurch ich leider dort kein Frühstück machen konnte.

Bis zur Priesbergalm ist der Weg breit und gut ausgebaut. Hinter der Almhütte wird der Weg zu einem schmalen Pfad der über die Wiesenhänge führt. Immernoch ebenmäßig und bequem zu gehen. Relativ früh kommt man dann an eine Weggabelung, wo man rechts dem Hirschenlauf folgend zur Gotzenalm gelangt. Ich gehe links hinauf in Richtung Seeleinsee/Kahlersberg. Der Pfad ist noch immer schmal und geht den sogenannten „Stiergraben“ entlang. Besondere alpine Erfahrung ist in diesem Bereicht des Weges noch immer nicht von Nöten.
Von der Preisbergalm durch den Stiergraben zum Seeleinsee
Da ich selbst noch nie am Seeleinsee zuvor war, las ich mir im Internet verschiedene Wegbeschreibungen durch. Oft wird der Weg als unproblematisch von der Priesbergalm zum Seeleinsee beschrieben. Aber es gibt auch Meinungen mancher Bergwanderer, die das nicht so sehen und ihn (wie auch die gelben Wegschilder ihn kategorisieren) als mittelschweren Steig beschreiben. Ich bin gespannt was mich erwarten wird! Bald wird aus dem schattigem Waldpfad ein der Sonne schonungslos ausgesetzter Steig. Es geht stetig bergauf. Trotz dass es noch morgens ist, ist es schon super heiß. Der Schweiß läuft in Bächen. Auch hier bewährt sich wieder mein Trinkschlauch, wodurch ich nicht andauernd meinen Rucksack ab- und aufsetzen muss um etwas zu trinken. An den Steilstufen des Weges läuft permanent ein Rinnsal Wasser hinunter, was die Steine rutschiger macht. Bisher war ich ab der Weggabelung zum Seeleinsee komplett alleine auf der Tour. Nach fast einer Stunde führt der Bergsteig (der keineswegs unproblematisch ist, wenn man kein erfahrener Berggeher ist!) zu einem Altschneefeld, das wie in einer Art Graben liegt. Man kann dem Schneefeld nicht ausweichen, man muss darüber wandern. Glücklicherweise ist dieses erste Schneefeld ohne starke Steigung, ein sicherer Tritt genügt. Wie ich aber auf den Fußabdrücken anderer Wanderer sehen kann, war dieser sicherer Tritt nicht bei jedem vorhanden.

Nachdem dieses Altscheefeld überquert wurde, lies auch das nächste nicht lange auf sich warten. Dieses Schneefeld ist deutlich breiter und länger und diesmal kann ich sehen wie vorherige Berggeher in den Altschnee eingesürzt sind, meist mit einem Fuß. Dadurch konnte ich gut erkennen, wie tief dieser Schnee noch ist. Vorsichtig gehe ich darüber, als dieses dann zu Ende ist gilt es sich zu orientieren. Rote Punkte an den Steinen sind nicht zu erkennen und auch kein durchgetretener Pfad.

Ich verlies mich auf mein Gefühl und ging links seitlich hoch. Bald darauf war dann auch wieder der Steig zu erkennen. Diesmal war ich auf einer Art Plateau angelangt. Schon sehe ich auch die vertrauten gelben Hinweisschilder. An dieser Stelle hat man die Möglichkeit weiterzugehen über das Hochgeschirr zur Gotzenalm oder zur Wasseralm. Ausdauernde Berggeher können natürlich von dort aus noch den Kahlersberg besteigen.

Kurz hinter den Hinweisschildern entdecke ich drei Wanderer. Erschöpft sitzen sie hinter großen Felsblöcken zusammengesunken im Schatten. Auch hier oben ist es sehr heiß, schattige Plätze sind Mangelware. Kurz lese ich mir den Wegweiser durch und nehme mir fest vor, wenn ich mehr Zeit habe über das Hochgeschirr zur Gotzenalm zu steigen. Ein Blick zum Hochgeschirr zeigt mir, das auch dort noch einiges an Schnee zu finden ist und das im Juni!

Am Seeleinsee im Hagengebirge
Vorbei an den erschöpften Berggehern befindet sich nach einer Rechtsskurve der Seeleinsee. Beschwingt vom Glückshormonausstoß über die Schönheit des Sees vergesse ich ganz, dass ich noch keine Rast gemacht habe und auch bisher noch nichts aß. Das Essen wird auf später verlegt und ich mache erstmal einige Fotos.


Einzigartig! Es kommt mir vor als würde ich ein überdimensionales Foto anschauen. Fast schon unrealistisch schön ist der noch zur Hälfte mit Eis bedeckte Seeleinsee. Nach einem Kleidungswechsel war es dann an der Zeit sich gemütlich an das Seeleinseeufer zu setzen und Brotzeit zu machen. Auf einmal höre ich das laute rattern von Motorenblättern eines Hubschraubers. Ich schaue mich um und schon sehe ich wie der Hubschrauber nicht weit entfernt über den Seeleinsee fliegt, über das Hochgeschirr in Richtung Gotzenberge. Wow, das schaut spektakulär aus!

Nachdem ich dann fast 2 Stunden am See verbrachte, wollte ich mich noch ein bisschen umschauen. Also ging ich in Richtung Schneibstein. Oberhalb des Seeleinsees befindet sich die Bergwachthütte. Zu finden durch diverse Hinweisschilder am Weg.
Es ist Mittagszeit und die ersten Bergwanderer vom Schneibstein kommen mir entgegen. Alle fiebern schon gespannt dem Seeleinsee entgegen für eine wohlverdiente Rast. Im Gebiet des Seeleinsees wurde vor langer Zeit Almwirtschaft betrieben. Faszinierend wie dies zu früheren Zeiten möglich war. Am Weg gegenüber der Ausläufer des Hochseeleinkopfes zeugen noch Mauerreste vom damaligen menschlichen Eingriff in dieses Gebiet. Nun gilt es wieder umzukehren. Berauscht von der wilden Schönheit des Gebietes mache ich noch weitere Fotos.


Oberhalb des Ufers des Seeleinsees steige ich über große Felsbrocken und mache eine süße Entdeckung. Alpenaurikel, die aus Felsspalten herausspriesen. Malerisch! Ein letzter Blick zum Seeleinsee und dann heißt es für mich Abschied zu nehmen von diesem kleinen Paradies. Es geht wieder zurück über die Schneefelder. Gespannt, ob ich einsinke oder ausrutsche steige ich darüber. Allerdings war das Absteigen sogar deutlich einfacher als das Aufsteigen. Nach zirka einer Stunde habe ich die Priesbergalm erreicht. Es geht über denselben Weg wieder nach Hause wie ich gekommen bin.
Der Seeleinsee
In Erinnerung behalte ich einen wunderschönen See, an dem es sehr attraktive Weiterwandermöglichkeiten gibt, die ich sicherlich in naher Zukunft nutzen werde. Zur Wegbeschaffung an sich kann ich sagen, dass man den Weg nicht unterschätzen soll, gerade die Hitze und das der prallen Sonne ausgesetzt sein macht das Ganze anstrengender. Wie bei jeder Tour muss man als Berggeher natürlich auf eigene Verantwortung wissen, ob man im Stande ist soviele Stunden in einer gewissen Schwierigkeit zu gehen. Nicht zu vergessen, gerade wenn man als Gast in den Berchtesgadener Alpen unterwegs ist, dass man am nächsten Tag nicht einen schlimmen Muskelkater bekommt oder Fußschmerzen oder sogar Blasen von noch nicht eingelaufenen Schuhen. Man möchte schließlich am nächsten Tag die Berchtesgadener Bergwelt aufs Neue erkunden.
Eure Ann-Kathrin