Über den Mannlgrat auf den Hohen Göll

Keine Tour für jeden Tag. Der Hohe Göll (2.522 m) ist schon etwas Besonderes. Wir nennen ihn gern, besonders wenn er morgens noch von einem Wolkenkranz umgeben ist, “unseren Himalayaberg”. Als Trainingstour für eine geplante Watzmannüberschreitung kam er bei dem Traumwetter am Wochenende in die enge Wahl.
Auffahrt mit dem ersten Kehlsteinbus um 7 Uhr 40. Start kurz nach 8 Uhr, dem Kehlsteinrundweg folgend und dann in den Mannlgrat einsteigend, einen nicht durchgehend, aber an den Schlüsselstellen versicherten alpinen Steig, der den Verbindungsgrat zwischen Kehlstein und Göll erschließt. Trotz der Uhrzeit ist es bereits sehr warm, aber wir sind ja noch fit und der Steig bereitet keine größeren Schwierigkeiten. Am Kamin – einem senkrechtem Einschnitt zwischen zwei Felswänden, der mit Eisentritten erschlossen ist – fast schon am Aussteig aus dem Steig, werde ich von Tarzan überholt: blonder Pferdeschwanz, freier Oberkörper. Tarzan klettert den Fels hinauf ohne Eisenberührung. Ein echtes Spektakel. Ich bin froh, als er sicher oben kommt.

Nach dem Steig kommt dann der Gipfelanstieg, der in der Hitze, selbst auf über 2.000 Metern Höhe, immer länger und länger wird. Oben gibt es noch einige Schneefelder zum Abkühlen. Weiß leuchtet hinter Watzmann und Steinernem Meer der Großvenediger herüber. Das Gipfelkreuz haben übrigens nicht wir umgeschubst. Das war schon so.



Der Abstieg wird ein noch längerer Hatsch. Aus Trainingsgründen gehen wir nicht weiter zum Stahlhaus hinüber und steigen auch nicht über den Schustersteig zum Purtschellerhaus ab, sondern wir wollen den Mannlgrat wieder zurückgehen – und dann möglichst den letzten Bus hinunter zum Obersalzberg erwischen. Laut Fahrplan fährt er um 16 Uhr 40. Wir haben aber mit Trink- und Fotopausen zu lang gebraucht für die ganze Strecke und stellen uns schon seelisch, wenn auch sehr widerwillig, auf weitere 2 Stunden Talhatsch ein. Doch ein Stoßgebet wird anscheinend erhört und als ich am Kehlsteingipfel noch Mädchen in Sommerkleidern und Turnschuhen sehe, bin ich mir sicher: Da muss es noch einen Bus geben, denn zu Fuß gehen die sicher nicht runter. Und so ist es auch. Wir erwischen den vorletzten “Lumpensammler”-Bus und im Kiosk gibt es sogar noch 2 Liter eiskalte Apfelschorle für uns. Die Welt ist wieder in Ordnung und beim Auer Wirt wird mit einem Radler auf die gelungene Tour angestoßen.



