Wohin des Weges, junge Frau
Samstag, 9. August – für den Nachmittag ist ein Gewitter angekündigt. Ich nehme mir vor, den sonnigen Vormittag für eine kleine Wanderung zu nutzen. Das Ziel ist die Kührointalm, nach Aufstieg über den Grünstein. Als ich losfahre hängen dicke Wolken über Berchtesgaden-Königssee. Auf der Straße Richtung Ramsau hingegen lacht mir die Sonne und blauer Himmel von der Reiteralpe entgegen. Statt links zum Parkplatz Hammerstiel abzubiegen, fahre ich also einfach geradeaus weiter. Das Ziel hat sich spontan geändert: Nun heißt es Halsalm!

Ich steige über einen schmalen Bergpfad auf und bin schnell oben, da ich allein unterwegs bin. Was heißt allein? Nicht ganz. Schmetterlinge begleiten mich den ganzen Weg über. Immer mal wieder erhasche ich einen herrlichen Blick auf den Hintersee. Auf 1211m, umgeben von einer traumhaften Wiese, liegt die Alm.

Oben angekommen lasse ich mir nicht das Käsebrot mit frischer Buttermilch entgehen – sau guad. Normalerweise bin ich eher der milde Gouda-Typ, aber hier auf der Alm schmeckt mir sogar der selbst produzierte länger gereifte Bergkäse sehr gut

Mit der Brotzeit mache ich es mir auf einer der Holzbänke bequem, genieße die Köstlichkeit und den Ausblick auf Hochkalter, Ramsau, Hohen Göll und Untersberg. Kühe und Kälber machen das idyllische Bild perfekt.

Ich teile mir den Holztisch bald mit einem netten Pärchen, wir kommen ins Gespräch und schon ist meine Pause viel länger, als die Zeit des Aufstieges. Wie weit ist es denn noch bis zur Bindalm – wo ich doch schon mal hier in der Nähe bin? Ein Stückerl ist‘s schon noch, aber der Plan ist gefasst: Ich nehme noch die Bindalm mit. Ich beende die Pause, steige über die steile Almstraße ab und biege rechts ab ins Klausbachtal. Von dort müssen nicht viele Höhenmeter überwunden werden und sogar mit Kinderwagen ist der breite Weg begehbar. Parallel zum Klausbach und zwischendurch über eine Hängebrücke gehend, erreiche ich dann die große Wiese der Bindalm mit ihren vier Hütten.

Eine Johannschorle gönne ich mir bei einem der zwei bewirtschafteten Kaser. Das Gewitter im Nacken, habe ich meine Füße in die Hand genommen und ordentlich Gas gegeben, das erfordert nun ein Erfrischungsgetränk. Ich plaudere ein bisschen mit dem Senner. Eine Weile werde es schon noch dauern bis der Regen losgeht. Ich lasse die Pause dennoch nicht so lang werden und nehme mir vor noch mal mit mehr Zeit wiederzukommen.

Auf dem gleichen Weg zurück geht es Richtung Hintersee. Kurz vor dem Gasthof Auzinger fängt es an zu regnen. Da ich keine Chance auf eine Besserung im Wetter sehe, kehre ich dort leider nicht ein, um ein leckeres Stück Kuchen zu genießen. Ich möchte schnellstmöglich zum Auto, welches noch eine halbe Stunde entfernt steht. Meine Laufschuhe, die ich aufgrund der nicht anspruchsvollen Wege gewählt habe, stellen sich als nicht mehr die beste Wahl heraus. Es wird ein nasses Vergnügen.

Dennoch war es eine tolle Wanderung. Für alle, die Almen auch so gern haben wie ich, gibt es ein neues Buch von Michael Pittwitz (u.a.): „Meine Lieblings-Alm – Chiemgau & Berchtesgaden“. Vier Hütten-Kategorien – Bergerlebnis, leckeres Essen, origineller Hüttenwirt, kinderfreundlich; viele Fotos und individuelle Geschichten machen Lust auf die schönen Hütten und Almen im Berchtesgadener Land.
Eure Lina
One Comment
Jörg
Danke für die tollen Bilder und den schönen Bericht! Macht Lust auf Urlaub!
Liebe Grüße aus Limburg an der Lahn, Jörg