Berchtesgadener Hochthron
Aufgehoben ist nicht aufgeschoben!
Lange war es schon geplant die Tour auf den Berchtesgadener Hochthron am Untersberg. Schon von Berchtesgaden aus kann man an Schönwetter-Tagen das Störhaus erkennen, welches exponiert nahe der Steilwände des Berchtesgadener Hochthrones steht.
Startpunkt meiner Tour ist Hintergern. Zu erreichen mit dem Auto oder mit der Buslinie 837. Man folgt am Gasthof Bachgüttl der Straße entlang und schon gelangt man an gelben Wegeschilder, die den Weg zum Störhaus über den sogenannten Stöhrweg bezeichnen. Als Dauer ist 4,5 Stunden angegeben. Schnell gelangt man in den Wald hinein und ein Waldweg führt einen stetig steigend hinauf. Nicht lange und der Blick lichtet sich. Der Weg ist schmal und man ist überwältigt von der Macht der steilen Felsflanken des Untersberges. Das Stöhrhaus ist noch deutlicher zu sehen. Zu sehen ist auch das sogenannte „Leiterl„, dort geht es dann in schmalen Kehren hinauf zum Almgebiet des „Zehnkasers„.


Der Weg ist schon recht hoch frequentiert. Ich steigere mein Tempo, denn ich empfinde es als unangenehm wenn jemand hinter mir läuft. Klar, die Berge sollen eigentlich ein Ort der Ruhe sein, gerade in Zeiten unserer schnellebigen Gesellschaft. Das „Leiterl“ geht es nun hinauf und der Weg ist mittlerweile sehr schmal und auch steinig/geröllig. Da der Weg aber keine hohen Steigungen aufweist, ist der Weg als Rotpunktmarkierung richtig kategorisiert.
Der Berchtesgadener Hochthron 1973m ü. NN
Fast die ganze Zeit war ich der Sonne ausgesetzt. Meine Nase freut sich jetzt schon am Ende des Tages rot zu leuchten. Trotz, dass ich mich mit hohem Lichtschutzfaktor schütze, ziehe ich mir regelmäßig einen Sonnenbrand auf der Nase zu. Am Weidegebiet des Zehnkasers angelangt geht es dann um die Kurve und man ist auf der Rückseite des Untersberges angelangt. Hier ist es schattiger und man steigt nun durch Latschenbüsche die letzten Meter zum Störhaus hinauf.
Am Stöhrhaus angekommen bin ich erstmal überrascht wie klein es ist. In meiner Vorstellung stellte ich mir eine ähnlich große Berghütte wie das Kärlingerhaus oder Watzmannhaus vor. Erstmal wird nicht eingekehrt, sondern die letzten Minuten und Meter zum Gipfelkreuz des Berchtesgadener Hochthrones werden erklommen.


Gerade als ich oben ankomme, kommt auch eine Gruppe Kletterer hoch. Die Steilwände des Berchtesgadener Hochthrones hinauf geht ein sehr anspruchsvoller Klettersteig (Schwierigkeit C/D). Dieser Klettersteig hat auch keinen Notausstieg um auf flachereres Gelände auszuweichen und ist nur für sehr gut geübte Kletterer empfehlenswert! Am Gipfel ankommen ist es wirklich wunderschön! Der Blick schweift vom Rupertiwinkel (und ich erahnen sogar einen Teil des Chiemsees zu sehen?), zum Lattengebirge, den Loferer Steinbergen, der Reiter Alm, den Watzmann, Hochkalter und der dazwischenliegende Schuttstrom des Wimbachgries, das steinerne Meer, die übergossene Alm (Gletscher), das Hagengebirge und der Hohe Göll mit dem Hohen Brett, ja sogar der Dachstein mit seiner Bischofsmütze ist zu sehen. Es ist wie als hätte man einen Logenplatz im Himmel. Am Gipfel angekommen spricht mich ein älterer Herr an, er sagt er sei am Einsteig in Hintergern hinter mir gegangen aber dann habe ich so ein Tempo vorgelegt als dass ich nur eine Einheimische sein kann. Natürlich fühle ich mich über die Anerkennung meiner sportlichen Leistung geschmeichelt. Wie sich herausstellt kommt der Herr aus Hessen nicht weit von meiner alten Heimat entfernt.

Zwei Stunden saß ich nun am Gipfelkreuz und lies einfach nur die Gedanken schweifen und genoß den Anblick. Es wäre einfach nur gräßlich dieses schöne Land verlassen zu müssen. Eine warme Liebe umgibt mein Herz beim Ablick dieser schönen Region. Ja, das klingt philosopisch und ein bisschen abgehoben. Aber jeder hat etwas was ihn antreibt und bei mir sind es die Berge und das Leben hier.



Nun kehrte ich nach einem kurzem Abstieg beim Störhaus ein, da ich keinen Hunger hatte gab es für mich nur flüssige Nahrung. Ein Gast des Stöhrhauses empfahl mir die Kaspressknödel, die seien die Besten weit und breit. Bei Gelegenheit muss ich mal mit Hunger hier hoch kommen. Im Gegensatz zu anderen großen Unterkunftshütten ist hier die Toilette für Gäste ein „Plumpsklo“, wo man mit Hilfe eines Wassereimes, den man nach Benutzung selbst auffüllt, spült.
Nun geht es an den Rückweg zum „Leiterl“. Wehmütig, dass der schöne Tag bald vorbei sei, entscheide ich mich den Roßlandersteig zum Scheibenkaser zu nutzen und vom Scheibenkaser über die Theresienklause wieder zu meinem Augangsort Hintergern zu kommen. Ein etwas längeres motiviertes Vorhaben noch für den Nachmittag.

Wieder vorbei an der Almfläche des Zehnkasers geht es wieder das „Leiterl“ am Untersberg hinunter. Man kommt recht schnell an eine Wegkreuzung an der ich mich für den Roßlandersteig entscheide. Der Weg/Steig führt fast ebenmäßig aber sehr schmal an der Front der Felsabbrüche des Berchtesgadener Hochthrones entlang. Die Aussicht ist einfach atemberaubend. Aber bloß nicht ablenken lasse, denn der Weg ist kaum breiter als meine Schultern. Definitiv war es eine gute Wahl den Roßlander für den Rückweg zu nutzen. In 45 Minuten hat man dann die Wiesenfläche des Scheibenkasers erreicht. Unweit des Scheibenkasers ist der Einstieg zum Klettersteig des Berchtesgadener Hochthrones. Schon im März war ich zum ersten Mal am Scheibenkaser und es ist wirklich schade, dass dieser nicht bewirtschaftet ist. Hier kann man es echt aushalten und das Panorama ist Gold Wert!



Nach einer kurzen Fotopause muss ich mich aber sputen um zum Parkplatz Hinter-Roßboden zu gelangen, wo dann der Weg abzweigt in Richtung Theresienklause. Schnell ist es vorbei mit der freien Sicht und es geht in den Wald hinein. Der Roßlandersteig, als auch der Weg hinunter zum Parkplatz sind kaum frequentiert. Noch nicht einmal fünf Personen sind mir dort begegnet. Nach einer halben Stunde bergab über Wurzeln und Waldboden wird der Weg wieder zu einer Forststraße. Kurz vor dem Parkplatz kommt dann das erwartete Abzweigungsschild in Richtung Theresienklause. Sputen, sputen, sputen ist angesagt, denn ich möchte noch den letzten Bus um 18:40 in Hintergern erreichen. Erst läuft man ein Stück auf einer Straße und dann über ein kurzes Stück Wiese und der Weg wird wieder schmal und führt oberhalb der Almbachklamm. Hier gilt Schwindelfreiheit, wie auch bei allen anderen Wegen, die ich heute gegangen bin. Allerdings ist der Weg von Hinterettenberg zur Theresienklause teilweise mit Seilen gesichert. In sage und schreibe 45 Minuten gelang ich dann im Nordic-Walking Speed in Hintergern an.

Aber das Glück war nicht auf meiner Seite. Dunkle Wolken ziehen auf und der letzte Bus ist um 4 Minuten verpasst. Enttäuscht lief ich die Straße zur Kirche Maria Gern. Ein Großraumtaxi fuhr an mir vorbei, der Fahrer schaut ob ich das Taxi bestellte und verneinte dies. Meine Einstellung ist, ich habe zwei gesunde Füße, also kann ich auch laufen und das auch viele viele Kilometer.
Ich sah wie ein Pärchen in das Taxi stieg und dann besiegte die Faulheit mich doch und fragte, ob wie das Taxi teilen könnten. Das Pärchen stammt aus England und ist derzeit auf der Durchreise, zuvor waren sie in Wien und Salzburg. Meine letzte Gehetappe war dann von Berchtesgaden nach Hause in die Schönau.
Wieviele Kilometer bei der heutigen Wanderung gegangen worden sind weiß ich nicht. Nur eines weiß ich, ich scheine eine Vorliebe für lange Strecken zu haben.
Gruß, Eure Dauerläuferin Ann-Kathrin