Wie kommt mein Bier auf's Stahlhaus?
Mittlerweile ist es für uns Wanderer und Bergsteiger ganz selbstverständlich geworden in einer Berghütte einzukehren und dort eine Vielfalt von Getränken und Essen angeboten zu bekommen. Doch wie kommt das alles auf eine Berghütte wo es weder Materialseilbahn oder Zufahrtstraße gibt?
Das Carl-von-Stahl Haus am Torrener Joch ist eine der wenigen Berghütten, die auch im Winter geöffnet hat. Gerade im Winter ist das Carl-von-Stahl Haus ein beliebter Anhaltspunkt für Skitourengeher, Skifahrer und Schneeschuhwanderer. Um die Versorgung des dort lebenden Hütten-Teams und der Gäste zu gewährleisten, musste für die kommende Saison der Transport der Lebensmittel und Getränke via Helikopter stattfinden.
Beauftragt mit dem Flug wurde das Unternehmen Helicopter Travel Munich GmbH – kurz: HTM. HTM ist eines der größten Unternehmen seiner Branche und hat nahe gelegene Helikopterstandplätze. Das Heli-Modell das an diesem Tag zum Einsatz kam ist ein OE-XTM – AS 350 B3. Hier die Leistungsdaten für eine Technikinteressierten:
- 1 Turbine á 847 PS
- Geschwindigkeit 250 km/h
- Einsatzgebiet: Passagierflüge, Filmflüge, Frachtflüge, Transport- und Montageflüge, Feuerlöscheinsätze und Logging.

Startpunkt für den heutigen Materialtransport war nur drei Gehminuten von der Jenner-Mittelstation entfernt. Über den Parkplatz Hinterbrand fuhren schon mehrere Lebensmitteltransportöre mit ihren LKWs an. Zulieferer des Stahlhauses sind unter anderem Stiegl, Wedl und Sinnesberger. Auch die Milchprodukte, die verwendet werden stammen ausschließlich von Berchtesgadener Land Milch. Auch auf Regionalität legt der Wirt Peter Pruckner Wert!
Die Fahrer der Zulieferer sind trotz der kühlen Temparaturen an diesem Tag lustig drauf und machen so ihre Späßchen. Ich unterhalte mich Patrick von der Firma Sinnesberger, der sein Informatik-Fernstudium durch die Arbeit bei Sinnesberger finanziert. Er fährt mit seinem LKW durch die schönsten Regionen hier im Berchtesgadener- und Salzburger Land. Auch abgelegne Regionen oder schlecht befahrbare Straßen, wenn es denn welche gibt, müssen angefahren werden. Bisher kam ich einem Helikopter noch nie so nah, geschweige denn, dass ich schon einmal in so einem Gefährt saß. Überrascht hat mich, dass so ein Heli gar nicht so groß und globig ist, wie ich ihn mir vorstellte.
Bald nach meiner Ankunft kommen auch schon die Mitglieder des Hütten-Teams des Stahlhauses. Nun geht es darum die Transportnetze sauber auszulegen und dann mit einer Beladung von rund 800 kg Höchstgewicht zu beladen. Alle helfen mit, sowohl die Flughelfer, die Mitarbeiter der Großhändler und das Hütten-Team. Viel ist zu transportieren und es muss schnell gehen.


Wenn man die befüllten Netze anschaut, dann ist man einfach erstaunt wieviel Massen so eine Berghütte braucht. Geplant ist, dass ein Großteil davon mindestens den ganzen Winter hält.
Die Netze sind gefüllt, die Lieferscheine angenommen – es kann los gehen! Zuerst findet ein Passagierflug statt, bei dem die Flughelfer und das Stahlhaus-Team zum Carl-von-Stahl Haus geflogen werden. Dort müssen diese dann in Rekordzeit die Netze entleeren. Erst nach dem Personalflug findet der eigentliche Materialflug statt. Dabei werden die Transportnetze an ein Tau befestigt.


Rund 10-15 mal findet nun ein solcher Materialtransport statt bis alles bei der Berghütte ankommt. Ein unglaublicher logistischer Akt, der da gerade stattfindet.


Die Herausforderung für den Hüttenwirt Peter Pruckner ist es nun seine Speise- und Getränkekarte so zu gestalten, dass der Materialtransport, der Personalaufwand und sonstige Aufwände mit in den Verkaufspreis berücksichtigt werden. Ich brauche hier keine Zahlen zu nennen, aber man wird sich wohl denken können, dass so ein Helikopterflug eine mindestens 4-stellige Zahl kostet. Trotzdem bekommt man hier als Gast auf dem Carl-von-Stahl Haus ein Bier für 3,90€ und wer Halbpension bucht bei einer Übernachtung, erhält dort ein drei-Gänge Menü. Warum das Ganze so gestaltet wird? Der Gast will es so! Das Carl-von-Stahl Haus ist vor allem im Sommer sehr hoch frequentiert. Für viele Wanderer der erste Kontakt mit einer Berghütte und einer Nacht dort oben. Um zufriedene Gäste zu genererieren, muss man einfach versuchen den höchstmöglichen Komfort anzubieten.


Warum ich gerade darüber schreibe? Meine Intention ist es zu sensibilisieren, dass es nicht selbstverständlich ist eine so große Auswahl an Getränken und diversen Gerichten zu bekommen in einer Berghütte. Es geht mir darum es Wert zu schätzen. Denn eine Berghütte kann nur exisitieren durch Menschen. Durch Menschen die die Hütte führen und einen Großteil des Jahres hier Mitten im Gebirge verbringen. Dort oben ist nicht alles so idyllisch wie es sich für den Gast darstellt. Es ist ein Knochenjob, den alle Beteiligten dort leisten! Deswegen konsumiert, konsumiert und konsumiert am Carl-von-Stahl Haus, damit die Arbeit des Hüttenwirtes Peter Pruckner und seines Teams auch finanziell belohnt wird und das fortbestehen einer solchen Alpenvereinsberghütte, die als einzige in den Ostalpen ganzjährig geöffnet hat, weiter bestehen kann und zufriedene Gäste hat, die gerne wieder kommen!
Falls ihr nun Interesse habt auch mal im Winter am Carl-von-Stahl Haus vorbei zu schauen oder sogar mal einen winterlichen Sonnenaufgang dort zu erleben nach einer Nacht im Matratzen- oder Bettenlager, dann könnt ihr hier online buchen:
www.alpenverein-salzburg.at/Hutten/Carl-von-Stahl-Haus/Reservierungen

Gruß, eure Ann-Kathrin
2 Kommentare
stephan koehl
Wow, toller Bericht. Danke 😉
Ann-Kathrin
Gerne!